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Bremen

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Bundesliga: Eine Klasse glücklicher

Werder Bremen schlägt Schalke beim 5:1 zu deutlich und klettert in der Tabelle auf Rang zwei.

Es ehrt Mirko Slomka längst, dass er sich auch nach der Niederlage stets stellt, richtig stellt, nicht bloß Floskeln verstreut. Er sucht dann standhaft nach Analysen und formuliert mannhaft Erklärungen, die kein enttäuschter Fan hören will. Das hat der Trainer des FC Schalke 04 nach dem Aus in der Champions League beim FC Barcelona am Mittwoch getan, das wiederholte der 40-Jährige gestern. Diesmal aber fiel es Slomka schwer. „Zeitweise habe ich geglaubt, ich würde unter Wahrnehmungsstörungen leiden“, sagte Slomka leise und bemühte nach dem 1:5 (1:2) bei Werder Bremen ein gequältes Lächeln. „Es ist schlimm und ganz bitter für uns gelaufen. Man hätte hier Sieger sein können und sitzt jetzt als Verlierer im Bus.“

Die Niederlage nach couragierter Arbeit glich einer schallenden Ohrfeige. Denn: Selbst Werder-Trainer Thomas Schaaf räumte ein, „dass wir sehr holprig und unruhig agiert haben“. In der Tat: Über weite Strecken war Schalke das bessere Team, doch Werder erwies sich als „Meister der Effizienz“, wie Slomka einräumte. Und die Bremer bewiesen Köpfchen: Die ersten drei Treffer durch Frank Baumann, Boubacar Sanogo und Markus Rosenberg erzielten die Gastgeber alle mit dem Kopf, in der Schlussphase erhöhte der eingewechselte Ivan Klasnic mit zwei Toren auf 5:1. Trotz zeitweise eklatanter Schwächen war Werder plötzlich wieder mit sich und seinen Fans im Reinen. „Das war ein großer Schritt vorwärts. Nur wir dürfen jetzt nicht durchdrehen“, sagte Torsten Frings. Tim Borowski, der mit Flanken zwei Tore vorbereite, sagte, „dass es zwischenzeitlich auch 4:4 hätte stehen können“.

Nicht ganz zu Unrecht wähnten sich die Gäste „nach einem sonderbaren Spielverlauf im falschen Film“ (Slomka). Seine Mannschaft schlug aus einer Vielzahl an besten Chancen kein Kapital, sieht man einmal davon ab, dass der ansonsten kaum in Erscheinung getretene Kevin Kuranyi noch in der ersten Halbzeit sein zehntes Saisontor köpfte. Doch ansonsten verhalfen Slomkas Spieler Werder-Torwart Tim Wiese dazu, sich bei der Wahl zum „Man of the match“ unangefochten an die Spitze der Abstimmung zu setzen. Rekordverdächtige 25 Torschüsse gaben die Schalker ab – ohne Erfolg. „Was bringt es uns, wenn wir so schön spielen? Wir haben ein böse Klatsche bekommen“, sagte der wütende Albert Streit.

Und damit hat die absurde Diskussion um den Trainer neue Nahrung erhalten. Es gilt ja auf Schalke längst als ausgemachte Sache, dass Slomka über das Saisonende hinaus keine Zukunft hat, auch wenn das offiziell weder Präsident Josef Schnusenberg noch Aufsichtsrat Clemens Tönnies bestätigen. „Ich habe keine Lust, mich mehr zu verteidigen. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen derer, die mich nicht mehr als Trainer auf Schalke sehen wollen. Die kritischen Stimmen werden sich mehren“, sagte Slomka.

Unklar scheint allein noch, wer von den gehandelten Kandidaten den Zuschlag erhalten wird. Manager Andreas Müller jedenfalls stellte sich auch gestern nicht mehr schützend vor seinen Coach. „Die Diskussion wird nicht verstummen. Wir werden nach der Saison analysieren, was für diesen Klub das Beste ist“, sagte er. Der Fachmann Slomka, dem Kollege Schaaf in einem wortreichen Plädoyer zur Seite sprang („Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass man Mirko so in Frage stellt“), ist das nach Ansicht der Schalker Bosse nicht. Was passiert eigentlich, wenn Schalke nun auch noch am Dienstag das Heimspiel gegen Energie Cottbus verliert? Bleibt Slomka auch dann noch Trainer? Müller wich der Frage aus. Seine Antwort: „Wir werden nicht gegen Cottbus verlieren.“

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