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Bundesliga: Gutgläubiger Junge oder böser Bube?

Aristide Bancé von Mainz 05 hat ein vielschichtiges Image: Trotz einer beinahe reinen Bilanz bei Mainz läuft er nun Gefahr, als unbeherrschter Geselle abgestempelt zu werden.

Es gibt verschiedene Wege, in der Unterhaltungsmaschinerie Fußball-Bundesliga Bekanntheit zu erlangen. Normalerweise ist ein Stürmer mit gerade einmal vier Saisontoren kein großes Thema. Doch Aristide Bancé ist nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Äußeren eine der schillernden Figuren der Liga, die ab 15. Januar wieder spielt. Sein Image ist vielschichtig.

Der 25 Jahre alte Stürmer von Mainz 05 erregte deutschlandweit Aufmerksamkeit, als er Anfang Dezember dem Frankfurter Berufsprovokateur Maik Franz den Stinkefinger entgegenreckte. Eine Woche später trat ihm der Stuttgarter Torwart Jens Lehmann vorsätzlich auf den Fuß, sah die Rote Karte und flüchtete aus dem Mainzer Bruchwegstadion. Wenige Minuten vor seiner Tat hatte ihn Bancé gegen das Knie getreten.

Ganz schnell zimmerte der Boulevard ein Bild von Bancé. War da nicht noch mehr? Sicher doch. Im Trikot des damaligen Zweitligisten Kickers Offenbach hatte er in der Rückrunde 2007/08 nach einem Foul an Oliver Neuville Rot gesehen und sich bereits in diesem Fall mit dem indizierten Finger verabschiedet, ein anderes Mal wurde er nachträglich wegen eines Ellbogenchecks gesperrt. In Mainz wurde er im August mit der „Parkplatz-Affäre“ auffällig. Der Nationalspieler für Burkina Faso hatte eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einer Bekannten, das undurchsichtige Verfahren wurde gegen die Zahlung von 10 000 Euro eingestellt. Dass er Franz mit erwähnter Geste seiner Verachtung Ausdruck verlieh, ahndete das DFB-Sportgericht mit einer Strafe von 6000 Euro.

Was ist Bancé nun? Ein Provokateur, der Lehmann mit seinem Tritt bewusst in Rage brachte? Oder ein „eher ruhiger Mensch“, wie der Mainzer Manager Christian Heidel sagt, der aufgrund besonderer Umstände nun als Ausgeflippter präsentiert wird?

Es gibt keine eindeutige Antwort. Nur Indizien. Bancé unterstützt soziale Projekte in seiner Heimat, ebenso seine komplette Familie, er initiierte eine Fußballschule für Kinder. Und er hat in der Aufstiegssaison 2008/09 klaglos Attacken gegen seinen bulligen Körper eingesteckt. Dabei ist er von vielen Schiedsrichtern benachteiligt worden. Vielleicht auch, weil seine Präsenz (1,92 Meter/96 Kilogramm) so stark ist. Trotz einer beinahe reinen Bilanz bei Mainz (sechs Gelbe Karten in eineinhalb Spielzeiten) läuft er nun Gefahr, als unbeherrschter Geselle abgestempelt zu werden. Auch weil sich der umgängliche Profi, der von sich sagt, er habe „nie etwas vorsätzlich Böses getan“, sprachlich nur begrenzt wehren kann. Er benötigt bei Ansprachen an die Öffentlichkeit noch einen Dolmetscher. „Alle, die ihm Schauspielerei nach dem Tritt von Lehmann vorgeworfen haben, hätten sich mal die Farbenspiele an seinem Fuß ansehen sollen“, verteidigt ihn Heidel.

Fotografen drängten Bancé zu einem heuchlerischen Handschlagfoto mit Maik Franz bei der Sportgerichtsverhandlung. „Ich hätte das niemals gemacht“, sagt der Mainzer Trainer Thomas Tuchel. Vielleicht ist der torgefährlichste Mainzer Aufstiegshelfer bisweilen einfach zu gutgläubig. Oder ist er zu leicht aufzubringen? Seine Teilnahme am Afrika-Cup mit Burkina Faso hat Bancé jetzt jedenfalls abgesagt. Er wirft Nationaltrainer Paulo Duarte öffentlich vor, dass dieser kein Spiel von Mainz besucht und keinen telefonischen Kontakt gehalten habe.

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