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Auf dem Weg nach unten: Per Skjelbred nach einem verlorenen zweikampf gegen den Gladbacher Thorgan Hazard.

© dpa

Bundesliga: Hertha BSC: Der Abstiegskampf hat begonnen

Trotz aller Investitionen vor der Saison ist Hertha BSC zum Ende der Hinrunde nach vier Niederlagen aus den letzten fünf Bundesliga-Spielen endgültig im Abstiegskampf angekommen. Woran liegt's? Eine Analyse.

Als Jos Luhukay seine Spieler auf dem Trainingsplatz um sich versammelte und zu ihnen sprach, gingen die Blicke der meisten von ihnen nach unten. Und irgendwie stimmt es ja auch. Nach der 2:3-Niederlage in Mönchengladbach dürfte auch dem Kühnsten klar geworden sein, dass nun auch faktisch der Abstiegskampf begonnen hat. Zwar ist untenrum alles sehr eng beieinander, „aber nach oben können wir nicht gucken“, sagte Herthas Trainer.

Auch Julian Schieber, dem mit dem Halbzeitpfiff das zwischenzeitliche 1:1 für Hertha BSC gelungen war, hatte sich so seine Gedanken gemacht. „Wenn man uns vor der Saison gesagt hätte, dass wir am 14. Spieltag punktgleich mit Dortmund sind, hätte man das sofort angenommen“, sagte Herthas Stürmer. Konnte ja keiner ahnen, dass die Dortmunder so schwer unter die Räder geraten würden. Schieber, der bis zum Sommer für den BVB spielte, zog die Brauen hoch und sagte: „Jetzt sind wir beide unzufrieden mit der Punktausbeute.“

Das stimmt, aber nur auf den ersten Blick. Tatsächlich sind beide Mannschaften punktgleich, aber dennoch trennt sie der Ausblick. Man könne Dortmund nicht nach dem Tabellenstand bewerten, denn „sie haben eine höhere Qualität als wir“, sagte Luhukay. Kommendes Wochenende kommt es im Berliner Olympiastadion zum direkten Duell. Doch während bei den Dortmundern die Kurve nach oben zeigt und überhaupt alles Bisherige irgendwie nach einem Versehen aussieht, so klappert das Berliner Gebilde an so ziemlich jeder Ecke.

Hertha hat von den letzten sechs Pflichtspielen (inklusive Pokal) fünf verloren. Noch immer hat die Mannschaft sich nicht gefunden, ist keine klare Spielidee erkennbar. Wenn, dann besteht sie wohl darin, möglichst lange ein 0:0 zu halten oder irgendwie in Führung zu gehen und diese dann irgendwie zu verteidigen. Mit dem aber immer wahrscheinlicheren Fall, nämlich in Rückstand zu geraten, ist die Mannschaft überfordert.

Hertha BSC: Trainer Jos Luhukay hat seiner Mannschaft ein defensiveres Grundmuster verpasst

Für eine mutigere Spielanlage fehlen der Mannschaft die Gewissheiten und das Zutrauen. Nachdem Hertha in der Anfangsphase der Saison durch Unkonzentriertheiten und Naivität zu viele leichte Gegentore hinnehmen musste, hat Luhukay seiner Mannschaft ein im Zweifelsfall defensives Grundmuster verpasst, das auf Ordnung, Stabilität und Sicherheit ausgerichtet ist. Zwar ist die Mannschaft inzwischen weniger einfach überrumpelbar, doch ist das zulasten der offensiven Durchschlagskraft geschehen.

„Wir haben keine Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden“, sagte Thomas Kraft. Das meinte der Torhüter der Berliner zwar auf das Gladbachspiel bezogen, aber eigentlich trifft es auf die Spiele der vergangenen Wochen zu. Und wenn dann in der Defensivarbeit noch die entscheidenden Zweikämpfe verloren werden, also in jenen Momenten zu wenig Gegenwehr entwickelt wird, dann verliert man schlicht Spiele – gegen wen auch immer. Selbst gegen Mönchengladbach, das nach drei Niederlagen in Folge längst nicht mit der Selbstverständlichkeit gespielt hat.

Mit dieser Unwucht in der Spielanlage eiert Hertha durch die Spielzeit. Durchzogen von einer selten erlebten spielerischen Armut. In Mönchengladbach etwa hat Hertha bei offiziell elf Torschüssen in 90 Minuten nur zwei ernst zu nehmende Bälle aufs gegnerische Tor gebracht; einen in der 45. Minute (Schiebers Tor) und einen in der Schlussminute – ein Elfmeter (Salomon Kalou). Und so wird sich Hertha noch ein ganzes Weilchen am unteren Rand der Tabelle bewegen und darauf hoffen müssen, dass alsbald Spieler wie Sebastian Langkamp und Tolga Cigerci zurückkehren und andere rasch ihr volles Leistungsvermögen einbringen werden.

Als Torwart Kraft auf die brenzlige Tabellensituation angesprochen wurde, sagte er lapidar: „Wir stehen da, wo wir seit Wochen stehen.“ Allerdings müsse man jetzt zusehen, „dass wir noch das eine oder andere Pünktchen holen vor der Weihnachtspause – ja, das müssen wir“, sonst könne es sehr ungemütlich werden. Das weiß auch Jos Luhukay. Bis zum Abstieg „ist es noch ein langer Weg“, sagte Herthas Trainer. Der zum Klassenerhalt ist nicht kürzer.

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