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Mehr als ein Torjäger. Edin Dzeko (rechts) wurde vom neuen Wolfsburger Trainer McClaren zum Kapitän befördert.

© dpa

Bundesliga im Test (11): VfL Wolfsburg: Die Wiedergutmacher

Am 20. August startet die neue Bundesliga-Saison. In unserer Serie testen wir Stärken und Schwächen der Vereine. Heute: VfL Wolfsburg. Der Meister von 2009 will nach einer enttäuschenden letzten Spielzeit zurück zum Erfolg finden.

Von Christian Otto

Was hat sich verbessert?

Eindeutig der Trainer. Steve McClaren, der erste englische Übungsleiter in der Fußball-Bundesliga, bringt klare Vorstellungen, jede Menge Fingerspitzengefühl und viel Elan mit in die niedersächsische Provinz. Der 49-Jährige hält sportlich alle Fäden in der Hand, degradiert seine beiden Assistenten beziehungsweise Dolmetscher (Achim Sarstedt und Pierre Littbarski) aber nicht zu bloßen Handlangern. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Armin Veh und Lorenz-Günter Köstner hat sich McClaren schnell einen Status als Respektsperson, aber auch als Kumpeltyp erarbeitet. Dumm für Nörgler: Selbst die wechselwilligen Edin Dzeko und Zvjezdan Misimovic können bei der Arbeit des neuen Trainers keinen Grund finden, um ihre Transfers zu forcieren.

Wer sind die Stars?

Wenn Diego tatsächlich zurück in die Bundesliga kommen sollte, ist die Antwort klar. Noch laufen die Verhandlungen. Aber auch sonst hat Wolfsburg einiges zu bieten. Dzeko hat es dank seiner Konstanz geschafft, Sturmpartner Grafite und Zuarbeiter Misimovic in den Schatten zu stellen. Den bosnischen Torjäger, der so gerne zu einem international tätigen Verein gewechselt wäre, mit der Kapitänsbinde zu trösten, war ein guter Schachzug von McClaren. Neben Dzeko darf sich der VfL vor allem über den agilen Angreifer Mario Mandzukic (von Dinamo Zagreb) und seine neue Innenverteidigung freuen. In Arne Friedrich und dem Dänen Simon Kjær (von US Palermo) steht ein Defensivduo bereit, das einen Mix aus Spielwitz und rustikaler Gangart verspricht. Und falls hinten doch noch etwas schiefläuft: Torhüter Diego Benaglio besticht als ebenso unauffälliger wie zuverlässiger Rückhalt.

Welche Taktik ist zu erwarten?

Eine sehr flexible. Grundsätzlich ist damit zu rechnen, dass McClaren sich für ein 4-2-3-1-System entscheidet. „Ich richte mein System danach aus, welche Spieler mir zur Verfügung stehen“, sagt der Trainer, der in der vorigen Saison Twente Enschede zum Niederländischen Meister gemacht hat. Beim VfL ist McClaren schlau genug, seine Taktik nicht voll und ganz auf Dzeko und Misimovic auszurichten. Im Training wird ständig ein Wechsel aus Pressing und Konterfußball geübt. Beides soll auch funktionieren, wenn der Spielmacher einen schlechten Tag hat oder Dzeko durch Grafite ersetzt werden muss.

Wie viel Macht hat der Trainer?

Mit Dieter Hoeneß muss sich McClaren an einen sehr präsenten und dominanten Chef gewöhnen. Als Vorsitzender der Wolfsburger Geschäftsführung thront der langjährige Hertha-Manager über allen Dingen. Hoeneß bestreitet vehement, dass er gerne Trainer auswählt, die nach seiner Pfeife tanzen. Und er hat angedeutet, dass er während der Spiele nicht zwangsläufig auf der Ersatzbank sitzen muss. McClaren wiederum hat ganz zart angedeutet, dass er am Rande des Spielfeldes auch alleine ganz gut zurechtkommt.

Was erwarten die Fans?

Die Entfremdung von einer Mannschaft, die nach ihrem Titelgewinn im Vorjahr mehr an sich und gut dotierte Verträge gedacht hat, soll ein Ende finden. In Wolfsburg lechzen die Fans nach einem Team, auf das man stolz sein kann und das am besten auch international Beachtung findet. Das dürfte vor allem dann gelingen, wenn Dzeko wieder an der Spitze der Torjägerliste steht und dafür sorgt, dass die Fans im kommenden Jahr auch wieder mit dem Flugzeug zu Auswärtsspielen des VfL reisen müssen.

Was ist in dieser Saison möglich?

Wenn die Stabilisierung der Abwehr gelingt, eine ganze Menge. Wie auch immer die unendliche Geschichte um Misimovic und den Brasilianer Diego als möglichen Ersatz ausgeht: In dieser teuren Wolfsburger Mannschaft steckt so viel Qualität, dass alles andere als eine Qualifikation für das internationale Geschäft eine Enttäuschung wäre. Hoeneß wird daran gemessen, ob er den VfL auf Dauer zu einer Spitzenmannschaft machen kann. Das nötige Kleingeld dafür ist auf lange Sicht vorhanden. Trainer McClaren und die diversen Nationalspieler in seiner Mannschaft müssen aber erst noch beweisen, dass sie die Grün-Weißen wieder so stark machen können wie unter Meistertrainer Felix Magath vor zwei Jahren.

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