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Hält ewig. Oka Nikolov, 38 Jahre, hatte viele Konkurrenten, spielte am Ende aber immer. Weiß das der neue Torwart Kevin Trapp?

© dpa

Bundesliga im Test (2): Eintracht Frankfurt: Frische Köpfe vom Nordpol

In unserer neuen Serie testen wir jeden Tag einen Fußball-Bundesligisten. Heute: Frankfurt, wo ein Gebrauchtspielerhändler mit mehr Risiko groß einkauft.

Was hat sich verbessert?

Das Betragen einiger Fangruppen, hoffentlich. Denn die selbst betitelten Randalemeister fielen in der Zweiten Liga mit Schlägereien, Verwüstungen und Stadionstürmen auf. Zwar reduzierte der DFB die letzte Strafe, nun dürfen immerhin 31 500 Zuschauer zum Auftakt gegen Leverkusen ins Stadion. Aber der Verein steht unter Beobachtung, der DFB muss ja nur die paar Meter von der Zentrale rübergucken. Ach ja, und die Liga ist wieder eine bessere. Doch Trainer Armin Veh will auch in der Bundesliga agieren statt reagieren. Leider gilt das vermutlich auch für besagte Fans.

Wer sind die Stars?

Es ist ein Phänomen: Seit dem Abstiegsabsturz vor einem Jahr hat die Eintracht jeweils 27 An- und Verkäufe von Spielern getätigt. Die Gesichter sind und bleiben aber immer die gleichen: Der ewige Oka Nikolov, seit 21 Jahren im Frankfurter Tor. Benjamin Köhler und Zweitliga-Torschützenkönig Alexander Meier, beide immerhin im neunten Eintracht-Jahr. Oder Kapitän Pirmin Schwegler, im vierten Jahr dabei. In diesem Sommer kamen für sechs Millionen Euro zehn frische Köpfe hinzu. Größtenteils sinnvolle Ergänzungen, ein Verteidiger und ein Stürmer sollen noch kommen. Aber ob die alle neues Gesichtsbewusstsein in die Öffentlichkeit bringen?

Wer hat das Sagen?

Heribert Bruchhagen, sollte man meinen. Immerhin ist der Vorstandschef seit neun Jahren das etwas verknitterte Gesicht der Eintracht. Aber sein blasser Realismus ist verblichen hinter dem braun gebrannten Optimismus Bruno Hübners. Der Sportdirektor ist ein umtriebiger Gebrauchtspielerhändler. Hübner könne am Nordpol Kühlschränke verkaufen, heißt es, bisweilen kauft er auch welche ein, siehe Friend, Rob. Aber Hübner liegt auf einer Wellenlänge mit Veh. Der frühere Stuttgarter Meistertrainer will mehr als Abstiegskampf und forderte vor seiner Vertragsverlängerung höheres Risiko in der Ausgabenpolitik. Also: weniger Bruchhagen.

Was erwarten die Fans?

Stadionverbote. Und Zuschauerausschlüsse. Was die einen als Auszeichnung sehen, empfinden gemäßigte Fans als Sippenhaft. Was alle eint: Sie wollen nach dem unnötigen Zweitligajahr wieder Bundesliga sehen. Und dass Sebastian Jung, Sebastian Rode und Sonny Kittel halten, was ihr Talent verspricht. Aber Versprechungen glaubt man seit Michael Skibbe und Christoph Daum ohnehin nicht mehr.

Was ist in dieser Saison möglich?

Der Klassenerhalt. Ein ruhiges Jahr im Mittelfeld. Mitspielen um die Europapokalplätze. Die Reihenfolge wünscht sich Veh für die nächsten Jahre. Aber der Trainer weiß, dass Visionen allein keine Fakten schaffen, daher will er das Team über Jahre zusammenhalten und verstärken. Das wird schwer. Das Zweitligajahr hat Ersparnisse aufgefressen, ein Hauptsponsor war erst spät gefunden, zuletzt sagte die Börse als Geldgeber ab. Ein AAA-Rating hat die Eintracht in der Liga nicht.

Und sonst?

Die Eintracht hat einen neuen Japaner. Takashi Inui soll der nächste Kagawa sein, versteht aber so viel Deutsch wie Caio von Laktattests. Anders als der brasilianische Bauchmensch versteht Inui zumindest Körpersprache: Den Wink, dass er gehen soll, hat Caio erst nach vier Jahren kapiert.

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