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So wird geschossen. Der Hamburger Dennis Diekmeier macht Alexandru Ionita vor, was man in Köln eigentlich von dem rumänischen Stürmer erwartet.

© dpa

Bundesliga im Test (6): 1. FC Köln: Die Flügellosen

Am 20. August startet die Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken und Schwächen der Vereine. Heute: Die Fans erwarten nicht mal mehr den Titel vom 1. FC Köln – aber mehr als drei Heimsiege wären schon schön

Was hat sich verbessert?

Hm, tja, äh, also… ach ja: Zum ersten Mal seit 1998 hat es der FC geschafft, ein drittes Jahr in Folge in der Bundesliga antreten zu dürfen. Ansonsten: Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle haben jetzt Kabinenverbot. Das muss reichen.

Wer sind die Stars?

Das kölsche Dreigestirn, also dä Prinz, dä Lukas und dä Poldi. Nur müssten sie jetzt endlich mal auch im Verein so gut zusammenspielen wie in der Nationalmannschaft. Dann gibt’s noch Petit, der mal einer war, und Geromel, der mal einer wird. Maniche ist wieder weg, aber der war ja auch nie richtig da. Weil Kölns Manager Michael Meier heißt, ist kein Geld da, um große Spieler zu holen.

Welche Taktik ist zu erwarten?

Der FC ist schwach auf den Flügeln, dafür ist in der Mitte auch nichts los. Nur 232 Flanken flogen in der vergangenen Saison Richtung gegnerischer Strafraum, das ist Liga-Minusrekord, und nur neun Tore schossen die Stürmer – Liga-Minusrekord (weitere Liga-Minusrekorde: siehe unten). Trainer Zvonimir Soldo will so eine Art 4-1-2-1-2 spielen lassen, wobei Podolski seine Lieblingsposition zentral hinter den Spitzen bekommt. Dort könnten Novakovic und Freis spielen oder auch der Rumäne Ionita, der für 1,5 Millionen Euro aus Bukarest geholt wurde. Die Innenverteidigung mit Mohamad und Geromel ist eine der besten der Liga (Geromel fällt die ersten Spiele allerdings wegen einer Muskelverletzung aus), außen wird Soldo links den schnellen Ehret nach hinten holen und rechts den slowenischen Nationalspieler Brecko. In der Mitte bekommt Petit zwei Neue an die Seite: links den kroatischen U-21-Kapitän Jajalo, rechts den früheren Stuttgarter Lanig; davor dann Podolski. Soldo nennt das eine Raute.

Wie viel Macht hat der Trainer?

Der große Schweiger hat zum Trainingsauftakt die längste Ansprache seines Lebens gehalten: 20 Minuten soll er auf die Mannschaft eingeredet haben. Als er selber noch Spieler war, in Stuttgart, hat er ohne große Worte gewusst, was sein Trainer Felix Magath von ihm wollte. Soldo hat aber keine Soldos, und was er will, ist auch nicht immer klar. Überliefert ist, dass er mehr Disziplin fordert – eine gute Idee. 225 Mal klärte der FC brenzlige Situationen verwirrt zur Ecke – Liga-Minusrekord. 74 Mal sahen seine Spieler Gelbe und Rote Karten, auch das: Liga-Minusrekord. Und immer wieder fuhren einige nicht mit ihren Sponsoren-Dienstwagen am Geißbockheim vor, schmissen Lokalrunden in der Altstadt, schwänzten die Gemeinschaftsspaziergänge im Stadtwald. Der Manager hat dem Trainer in Giannoulis einen langsamen Griechen gekauft, der den Mannschaftsclown spielt und auf Rehhagel schwört, und mit Andrezinho einen übergewichtigen Brasilianer, der zwar pünktlich ankam, was der „Express“ als Weltwunder feierte, aber das erste Gymnastiktraining mit Gummiball aus Erschöpfung abbrechen musste. Soldo hat keinen Kredit.

Was erwarten die Fans?

Nicht mal mehr die Meisterschaft. Ein, zwei Heimsiege mehr als in der vergangenen Saison, das wäre schon ganz schön, da waren es ja nur drei – fast Liga-Minusrekord, immerhin.

Was ist in dieser Saison möglich?

Eine Steigerung? In der Vorbereitung wurde gegen den Fünftligisten Germania Windeck ein 0:0 erkämpft, ein Ergebnis, das den Fans bekannt vorkommt: Sieben Mal endeten so die Punktspiele, das ist, na klar, Liga-Rekord. In weiteren neun Spielen trafen zwar die anderen, aber nicht die Kölner, macht zusammen 16 Spiele ohne Torerfolg und: Liga-Minusrekord. Soldo sagt, es sei nicht sein Anspruch, gegen den Abstieg zu spielen, und: „Wir müssen uns längerfristig etablieren.“ Noch länger? Sein Sechser Petit sieht den FC schon unter den ersten zehn, aber es ist nicht ganz klar, was bei ihm die Endorphine freigesetzt hat, die zu dieser Aussage führten. Der Portugiese ist nach Torwart Mondragon immerhin der Zweitälteste der Mannschaft, die mit einem Durchschnittsalter von knapp über 24 zu den jüngsten der Liga gehört. Aus 18 Ländern setzt sich das Team zusammen, mehr hat kein anderer Verein zu bieten. Zwölf Spieler sind übrigens schon beim FC ausgebildet worden, auch das ist, selbstverständlich: Liga-Rekord – und sehr sympathisch.

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