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Bescheiden bei den Transfers. Der Berliner Chinedu Ede ist einer von nur zwei Neuen bei Mainz 05.

© dpa

Bundesliga im Test (6): FSV Mainz 05: Big Band statt Boy Band

Mainz bleibt Mainz. Beim FSV ist kein Platz für exzentrische Selbstdarsteller. Der Bundesligist setzt auf mannschaftliche Stärke und hofft auf einen langweiligen, aber gesicherten Mittelfeldplatz

Was hat sich verbessert?

Das Beste ist, dass nichts passiert ist. So zumindest klingt Thomas Tuchel nach der Vorbereitung: „Es gibt keine Schlagzeile für das Trainingslager. Hier gibt es keine Skandale und Schlägereien.“ Nur zwei Neue hat Mainz geholt: Chinedu Ede von Union Berlin und Junior Diaz vom FC Brügge, der sich allerdings mit einer verschleppten Muskelverletzung herumschlug. Kennenlernspiele oder taktische Revolutionen waren nicht nötig. Vielmehr diente das Trainingslager allein dem Zweck eines Tapetenwechsels. „Wir haben das nur gemacht, um den Jungs Abwechslung zu bieten. Sonst kann man irgendwann das Trainingsgelände am Bruchweg nicht mehr sehen“, sagte Tuchel. Der große Vorteil der Mainzer lautet also: Man kennt sich. In der vorigen Saison wurde noch munter gewechselt, die Quintessenz: Mainz schied in der Europapokal-Qualifikation aus – gegen Gaz Metan Medias.

Wer sind die Stars?

Vor nicht allzu langer Zeit bespielten noch drei Jungspunde unter dem Namen „Bruchweg Boys“ die Eckfahnen des Mainzer Stadions. Doch danach zog es zwei Mitglieder der von Manager Christian Heidel gecasteten Boyband auf größere Bühnen. Lewis Holtby (jetzt Schalke) und André Schürrle (Leverkusen) verließen die Mainzer, einzig Adam Szalai hat seinen Vertrag verlängert und wird noch bis 2015 in Mainz aufspielen. Ähnlich erfreut war man über die Fortschritte des lange verletzten Marcel Risse und des lange formschwachen Anthony Ujah. Im Mittelfeld ist Elkin Soto der Taktgeber, Maxim Choupo-Moting ergänzt Szalai im Sturm. Mohamed Zidan hat den Klub derweil verlassen. Der Torjäger und Fanliebling gönnte sich einige Freiheiten zu viel. Sie verstehen sich in Mainz eher als Big Band, in der für Solonummern nicht viel Platz ist.

Wer hat das Sagen?

Das Rocken überlassen sie dem Präsidenten. Harald Strutz gab mit seiner Band „The Rockin Stags“ erst vor kurzem auf einem Stadtfest wieder Klassiker wie „Born to be wild“ zum Besten. Wenn Strutz nicht gerade als Sänger auftritt, leitet er die Geschäfte der Nullfünfer zusammen mit Manager Heidel. Zu dessen 20-jährigem Dienstjubiläum gab der ehemalige Mainzer Cheftrainer Jürgen Klopp Einblicke in Heidels Verhandlungsgeschick: „Der hat mir Verträge gegeben, mit denen ich mir die Autos, die er verkauft hat, gar nicht leisten konnte. Ich habe quasi zehn Jahre umsonst gespielt.“ Heidel, früher Geschäftsführer eines Autohauses, prüft noch heute jeden Transfer auf Herz und Nieren. „Mit Andrej Woronin hätten wir uns in fünf Minuten einigen können, dass er zu uns kommt“, sagte er. Der ukrainische Nationalspieler wurde allerdings für zu alt befunden. So wanderten die 1,7 Millionen Euro Transfererlös erst einmal in den Mainzer Sparstrumpf.

Was erwarten die Fans?

„Nie mehr Zweite Liga“ – das ist und bleibt das Motto. In Mainz haben sie genug Erfahrungen mit verpassten Aufstiegen gemacht. Den Klassenerhalt oder eine langweilige Saison im Mittelfeld feiern sie deswegen wie andere die Europapokal-Teilnahme.

Was ist in dieser Saison möglich?

Ebendieser Mittelfeldplatz zwischen Rang acht und zwölf. Die Mannschaft ist eingespielt und gefestigt, der Trainer kann in Ruhe arbeiten. Es gab in der vorigen Saison viele Spiele, in denen das Team überdrehte und die Ordnung vergaß. In dieser Spielzeit soll mehr Kontinuität her.

Und sonst?

Ein besonderes Geschenk erhielt Manager Heidel von den Spielern zu seinem Dienstjubiläum: eine Gastrolle in der Telenovela „Sturm der Liebe“. „Das ist ein bisschen peinlich“, stammelte Heidel. „Ich habe das nur zufällig eingeschaltet, als ich einmal krank zu Hause war. Jetzt lasse ich die Serie selbst im Büro auf dem Laptop nebenher laufen.“

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