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Billig schlägt edel. Acht von neun Testspielen gewann die Eintracht, auch gegen den FC Chelsea (2:1). Hier setzt sich Gekas (links) gegen Kalou durch.

© dpa

Bundesliga im Test (9): Eintracht Frankfurt: Die Orthodoxen

Am 20. August startet die Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken und Schwächen der Vereine. Heute: Eintracht Frankfurt holt gern Spieler aus Griechenland – doch große Investitionen scheut man nach wie vor.

Was hat sich verbessert?

Wohl nur die Mitglieder des Fanklubs „Die Zeugen Yeboahs“ erinnern sich noch, wann der Eintracht-Sturm zuletzt so gut besetzt war: Neuzugang Theofanis Gekas, der wiedergenesene Ioannis Amanatidis und Halil Altintop wissen, wie man in der Bundesliga zweistellig trifft. Auch international sind sie torerfahren, wie der vierte Konkurrent, Martin Fenin. Dazu hat die Mannschaft im zweiten Jahr unter Trainer Michael Skibbe mittlerweile dessen offensivere Spielweise verinnerlicht und die letzten Reste des funkelschen Defensivfußballs aus dem Gedächtnis gestrichen. Dazu passt, dass der Vertrag des Kapitäns Christoph Spycher, der die Mittellinie nur zum Seitenwechsel überquerte, nicht verlängert wurde. Für ihn kam der offensivstarke Linksverteidiger Georgis Tzavellas – bereits der dritte Grieche im Kader, da bleibt die Eintracht orthodox. Und Selim Teber ist weg. Das alleine dürfte bereits 20 Fehlpässe weniger pro Bundesligaspiel bringen.

Wer sind die Stars?

Jeder aus dem Sturmquartett, der regelmäßig spielt und trifft, würde sich allein dadurch als Star qualifizieren. Im Moment haben dort Gekas und Amanatidis die besten Aussichten. Das Zeug zum Star hätten zudem Mittelfeldantreiber Pirmin Schwegler und – trotz chronischer Laufschwäche – der Brasilianer Caio, wenn sie die guten Ansätze aus der Vorsaison weiter ausbauen. Doch einen Star im engeren Sinne gibt es in Frankfurt schon länger nicht mehr. Die Mannschaft lebt von der Geschlossenheit, da sie im Kern (Nikolov, Chris, Ochs, Russ, Vasoski, Köhler, Meier, Amanatidis) seit dem Aufstieg 2005 zusammenspielt.

Welche Taktik ist zu erwarten?

In der vergangenen Saison setzte Skibbe, auch notgedrungen, auf ein 4-2-3-1-System, in dem mangels Konkurrenz erst Liberopoulos, dann Altintop im Sturm ihre torlosen Minuten ausbauen durften. Das System bleibt weiter eine Option, doch dank der neuen Auswahl im Angriff dürfte Frankfurt zunächst im 4-4-2 mit Doppelsechs und offensiven Außen beginnen. Wobei die Übergänge zwischen den Systemen fließend sind, vor allem, wenn Alexander Meier oder Caio als hängende Spitze auflaufen sollten. Skibbe vergleicht seine Spielphilosophie schon mal mit der des FC Barcelona, zuletzt mit Spanien. Der Vergleich mag zwar ein wenig anmaßend sein, doch an guten Tagen ist die Eintracht durchaus in der Lage, ein ansehnliches Kombinationsspiel aufzuziehen.

Wie viel Macht hat der Trainer?

So viel wie seit Jahren kein Eintracht-Trainer mehr. Denn Skibbe hat etwas ganz Unglaubliches geschafft: Durch beständiges öffentliches Mahnen und Nörgeln brachte er den Vereinsboss Heribert Bruchhagen dazu, ins Festgeldkonto zu greifen. Für Gekas und Altintops Vertragsverlängerung erhöhte die Eintracht den Personaletat von 25 auf 27 Millionen Euro – beim sparsamen Bruchhagen ein Quantensprung. Nachdem es zunächst danach aussah, als würde die Verbindung Skibbe/Bruchhagen nicht lange gut gehen, sieht es nun so aus, als würden sich der ambitionierte Skibbe und der zurückhaltende Bruchhagen gegenseitig guttun.

Was erwarten die Fans?

Tja, na ja. Verwegene Optimisten sprechen vom siebten Rang, Pessimisten von Platz 13. In anderen Worten: Mehr als graues Mittelmaß erwartet schon länger niemand mehr in Frankfurt. Vor Mainz landen wäre ganz nett, sonst freut man sich, dass es ab und an wieder wie Fußball aussieht, was die Mannschaft bietet.

Was ist in dieser Saison möglich?

Siehe oben. Die Eintracht erhöhte den Spieleretat zwar auf 27 Millionen, doch die Spitzenklubs der Liga geben im Schnitt 70 Millionen aus, die Klubs auf den Plätzen sieben bis zwölf im Schnitt 41 Millionen. Skibbe versucht, die Mannschaft mit dem Saisonziel „50 Punkte“ irgendwie zu motivieren. Ein Hindernis dabei: Die Offensive wurde zwar verstärkt, aber hinter der Abwehr steht ein Fragezeichen. Der neue Kapitän und Abwehrchef Chris droht zum Start auszufallen. Erwischt der verletzungsanfällige Brasilianer wieder ein Seuchenjahr, dann bekommt die Defensive Probleme. Russ, Franz und Torwart-Oldie Nikolov sind zwar meist verlässlich, aber eben auch immer für Aussetzer gut. Und hinten links hat Tzavellas Eingewöhnungsprobleme – warum eigentlich, bei all den Griechen?

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