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Bundesliga im Test: Bielefeld: Angst um den Radioreporter

Am 15. August beginnt die Fußball-Bundesliga. In unserer Serie testen wir die Vereine auf Stars, Stimmung und Chancen. Heute Folge 4: Arminia Bielefeld hat mehrere Führungsspieler abgegeben und will trotzdem in der Bundesliga bleiben.

Was hat sich verbessert?

Die Rückkehr der Relegation. Da am Ende dieser Saison der 16. der Bundesliga wieder gegen den Dritten der Zweiten Liga um seinen Platz kämpfen darf, hat die Arminia eine weitere Option, den Klassenerhalt zu schaffen. Die Fans machen sich allerdings Sorgen, ob Lokalradioreporter Uli Zweetz das überleben würde. Zweetz reportiert jedes noch so langweilige Bundesligaspiel laut brüllend am Rande des Wahnsinns. Eine Spielweise, die das im Entferntesten rechtfertigen würde, ist auch in dieser Saison nicht zu erwarten.

Wer sind die Stars? Der Star ist der Mannschaftsspieler. Rüdiger Kauf ist Kultfigur und der neue Kapitän. Der defensive Mittelfeldspieler ist aber gleichzeitig auch alles, was man anderswo nicht unter einem Star versteht. Kauf kämpft, grätscht und ist wohl einer der mannschaftsdienlichsten Spieler der Liga. Nicht nur aus Angst um die Gesundheit von Uli Zweetz will Bielefeld gar keine Stars. In den vergangenen Jahren war der Südafrikaner Sibusiso Zuma immer für ein spektakuläres Dribbling gut, so richtig gepasst hat er damit allerdings nie nach Bielefeld.

Welche Taktik ist zu erwarten? Zum Ende der vergangenen Saison schafften es die Bielefelder, mit einer (zumindest formellen) 4-3-3-Taktik in der Bundesliga zu bleiben. Das hatte mit Offensivfußball allerdings wenig zu tun. Die Stürmer sind in Bielefeld tatsächlich die ersten Verteidiger. In der Vorbereitung probte Trainer Michael Frontzeck oft ein 4-4-2, das in der Defensive noch kompakter stehen soll. Die Mannschaft könnte aber in jedem System Schwierigkeiten bekommen, wenn es nicht läuft. In Petr Gabriel, Jörg Böhme und Mathias Hain hat Arminia Führungsspieler und viel Routine verloren, auch der talentierte Stürmer Christian Eigler wurde nach Nürnberg verkauft. Dieser Schnitt ist beabsichtigt, der verkleinerte Kader soll die gewünschte Spielweise verinnerlichen. Die sieht – wie bei allen Klubs – ein schnelles Umschalten von der Abwehr in den Angriff vor. Wobei die Abwehr wichtiger ist.

Wer hat das Sagen im Verein? Finanzgeschäftsführer Roland Kentzsch steht für vernünftiges Haushalten, aber auch für die Verhinderung von Investitionen. Das gab in der Vergangenheit oft Ärger mit Trainern und Sportdirektoren. Michael Frontzeck und der Ex-Spieler Detlev Dammeier als neuer Sportdirektor haben sich aber als ruhige und überlegte Sachwalter Respekt erarbeitet. So ist weniger als in den Vorjahren zu erwarten, dass Präsident Hans-Hermann Schwick Konflikte moderieren muss.

Wie ist die Stimmung im Stadion?
Groß gefeiert wurde zum Ende der letzten Saison der Abschluss der letzten Ausbauphase auf der „Alm“. Wobei „Ausbau“ relativ ist, das Stadion mitten in einem Wohngebiet hat nun Platz für 28 000 Zuschauer, 1500 mehr als zuvor. Große Veränderungen in der Atmosphäre bringt das nicht, sie bleibt – ostwestfälisch. Den Uli Zweetz in sich lässt der Arminen-Fan nur bei einem Sieg gegen die Bayern raus.

Welche Platzierung ist zu erwarten?
Die Relegation. Vielleicht auch Platz 15 oder 17. Bielefeld ist nun das fünfte Jahr hintereinander in der Bundesliga und hat damit den Vereinsrekord (1980 bis 1985) eingestellt. Damals stieg die Arminia ab, nachdem sie in der Relegation gescheitert war – am 1. FC Saarbrücken. Von einem etablierten Mitglied der Liga zu sprechen, erscheint angesichts der Qualität des Kaders mit den Neuzugängen Michael Lamey (MSV Duisburg), Nico Herzig (Alemannia Aachen) und Berat Sadik (FC Lahti) ohnehin vermessen. Bielefelds Hoffnung ist, dass auch in dieser Saison drei Mannschaften mehr Fehler machen.

Morgen: Energie Cottbus. Die gesamte Serie finden Sie im Internet: www.tagesspiegel.de/sport

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