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Ailton

© dpa

Bundesliga im Test: Die Taktik heißt Ailton

Aufsteiger Duisburg will den Klassenerhalt schaffen und baut dabei auf seinen brasilianischen Torjäger.

Was hat sich verbessert?

Vielleicht das Betriebsklima. Nötig wäre es jedenfalls. Mitten in den Aufstiegsjubel hinein hatte Trainer Rudi Bommer angedeutet, wie schwer es gewesen sei, das Saisonziel zu erreichen „mit einer Mannschaft, die nicht einfach war“. Inzwischen will er einen Duisburger Klimawandel bemerkt haben. „Die Jungs passen menschlich gut zusammen, alle marschieren, keiner fällt negativ auf.“ Torhüter Georg Koch, lange Kapitän und auf den ersten Blick auch Vorbild, war seinen Vorgesetzten so oft unangenehm aufgefallen, dass er den Klub verlassen musste. Seine Eskapaden galten am Ende als untragbar.

Wer sind die Stars?
Lange war Bernard Dietz, der frühere Kapitän der Nationalelf, der einzige Star des Vereins, obwohl er seine Laufbahn als Spieler schon vor 20 Jahren beendet hat. Aber jetzt kommt Ailton, der divengleiche Stürmer aus Brasilien. Nach wenig erbaulichen Abenteuern in anderen Ländern ist der einstige Schützenkönig zurückgekehrt in die Bundesliga. Seine Vorstellung wurde zu einer Show, wie sie der MSV noch nie abgezogen hat. „Toni kann wieder lachen“, sagte Ailton, als er, auf einem Zebra thronend, seine neue alte Popularität genoss. Drei Jahre nach seiner besten Saison, in der er mit Bremen das Double gewann, sucht der 34 Jahre alte Angreifer bei einem Aufsteiger die Geborgenheit, die er seit seinem Weggang aus Bremen so sehr vermisst. Künftig wolle er „nicht so viel reden, sondern Tore schießen“, sagt er.

Wie sicher ist der Job des Trainers?
So sicher, wie der Job eines Trainers sein kann, der eine Mannschaft mit manchmal schwierigen Charakteren trainiert; der als Vorgesetzten einen machtbewussten Präsidenten hat. Es gibt Gerüchte, wonach Bommer in der vergangenen Saison seine Stelle fast verloren hätte, als die Mannschaft in der Rückrunde Gefahr lief, den Aufstieg noch zu verspielen. Es gibt einfachere Standorte für einen Trainer – auch für einen, der so moderat auftritt wie Bommer.

Welche Taktik ist zu erwarten? Der MSV besitzt nicht das Personal, um die Gegner mit taktischen Finessen und Formationen zu besiegen. Gefragt wird vor allem Schnelligkeit sein. Ailton muss versuchen, den alten „Kugelblitz“ wiederzubeleben, der einst in ihm steckte. Gelingt ihm das, könnte der MSV eine gefährliche Kontermannschaft werden.

Wer hat das Sagen im Verein? Walter Hellmich, der Präsident. Ohne ihn wäre der MSV nicht in der Bundesliga. Zuweilen ist dem Bauunternehmer die Attitüde eines Zirkusdirektors zu eigen, der seinem Publikum Wunder und Sensationen verspricht. Seinen Führungsstil beschreibt er selbst wohl ziemlich treffend. „Ich bin der erste Mann im Verein, und ich bestimme“, sagt er. Ein Patriarch, wie es ihm oft nachgesagt wird, sei er jedoch nicht, sondern vielmehr ein Mann „zum Anfassen“. Man könnte auch sagen: ein volkstümlicher Patriarch.

Wie ist die Stimmung im Stadion? Viel besser als früher. Die MSV-Arena bietet eine andere Akustik und mehr Komfort als das verkommene Wedau-Stadion. Auch beim Rahmenprogramm hat der Klub aufgeholt. Das biedere Lied „Zebrastreifen weiß und blau, ein jeder weiß genau, das ist der MSV“ wird der Tradition zuliebe immer noch gespielt, aber auch die Duisburger haben inzwischen eine dieser modernen, wenn auch verwechselbaren Stadionhymnen. Mindestens zwölftausend Dauerkartenkunden werden mitsingen.

Welche Platzierung ist möglich? Eine, die den Verbleib in der ersten Liga erlaubt. Wenn der MSV die Saison als Fünfzehnter abschließt, haben Spieler, Trainer und Präsident ihr erstes Ziel erreicht.

Morgen: Hansa Rostock

Folge 1: MSV DUISBURG

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