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Bailly

© dpa

Bundesliga im Test: Mönchengladbach: Im Zweifel kommt der Dolmetscher

Ex-Torwart Jörg Stiel soll Gladbachs neuen Südamerikanern sprachlich helfen, auf dem Platz hilft Trainer Michael Frontzeck vor allem der taktische Zufall.

Was hat sich verbessert?

Das Zugehörigkeitsgefühl zur Bundesliga. Den Klassenerhalt vollbrachte der Aufsteiger des Vorjahres aus fast aussichtsloser Position und vor allem dank der zur Winterpause importierten Erfahrung. Chef-Importeur Hans Meyer befindet sich bereits wieder im Ruhestand, sein Nachfolger Michael Frontzeck hofft nun auf neues, gestandenes Personal: Marko Marin (20) und Alexander Baumjohann (22) sind fort, nun soll der venezolanische Stürmer Juan Arango (29) die Erinnerung an beide aus dem Borussia-Park fegen. Sein Glück: Mit Ex-Keeper Jörg Stiel hat der Klub gerade einen Teilzeitdolmetscher angeheuert, der nicht nur Schwyzerdütsch beherrscht, sondern auch Spanisch. Arango wird sich freuen.

Wer sind die Stars?
Neben dem neuen Dolmetscher und dem Stürmer aus Venezuela, der in seiner Heimat als bester Spieler aller Zeiten geführt wird, haben die Gladbacher ihren Angriff mit einer zweiten schillernden Kraft aufgepäppelt. Raul Bobadilla, zuletzt bei Grasshopper Zürich zwei Jahre lang recht treffsicher, fällt neben seinen Fähigkeiten als Torschütze speziell durch diverse Tattoos auf. So ziert ein Porträt seiner Mutter die Brust des jungen Argentiniers. Aufkommendes Heimweh bei Bobadilla (22) darf ebenfalls Jörg Stiel sprachlich versorgen. Stiller Star im Team ist Rob Friend, ebenfalls ein Stürmer. Seine Dienste lernte man erst zu schätzen, als er in diesem Frühjahr längere Zeit ausfiel. Friend ist zwar Kanadier, aber Stiel kann ja auch Englisch und Französisch.

Welche Taktik ist zu erwarten?
Keine bestimmte. Frontzeck ließ immer durchblicken, kein Systemfanatiker zu sein. Diese Selbsteinschätzung hat in Mönchengladbach weiterhin Bestand: Mal lässt er mit einem Stürmer und einer hängenden Spitze spielen, beim jüngsten Test gegen den schottischen Zweitligisten FC Dundee probierte er es mit einem Zweiersturm (Bobadilla, Colautti) und einer Doppel- Sechs (Marx, Bradley). Beim nächsten Mal dürfte es wieder anders aussehen.

Wie viel Macht hat der Trainer?

Diese Frage stellt sich bei der Borussia anno 2009 gar nicht. Bei der Trainersuche legte Sportdirektor Max Eberl nicht auf den Namen, sondern auf die Klubkompatibilität Wert. Unter diesem Aspekt ist Frontzeck ein Volltreffer: ein Teamplayer, ruhig und druckresistent, der sich perfekt in den großen Gladbacher Wunsch nach einer dauerhaften, festen Struktur einfügt. Klappt es trotzdem nicht, kommt eben der nächste neue Trainer. Hauptsache, er passt.

Was erwarten die Fans?

Relativ viel. Zumindest die, die beim Trainingslager im österreichischen Saalfelden dabei waren. Beim dortigen Fan-Abend mit den Spielern waren in dieser Woche ansehnliche 200 Anhänger zugegen, die vor allem das bisherige Treiben von Arango („Arangol“) und Bobadilla („Bomberdilla“) als kleines Versprechen empfinden. Schon jetzt garantiert sind jedenfalls die kritischen Geister und ewigen Nörgler, die als Event-Publikum die Tribünen des Borussia-Parks zuverlässig besiedeln.

Was ist in dieser Saison möglich?
Auch Sportchef Eberl ist der gewachsene Abstand zwischen den ganz Großen, der zunehmenden Anzahl recht Großer und den Kleinen in der Liga nicht entgangen. Eine einigermaßen sorglose, liebend gerne auch langweilige Saison mit einem frühzeitig vollzogenen Klassenerhalt wäre daher das höchste der Gladbacher Gefühle. Der Start jedenfalls droht zum Fehlstart zu werden: Torwart Logan Bailly (verletzt) und Neuzugang Marcel Meeuwis (bringt eine Sperre für zwei Pflichtspiele mit) werden zu Beginn definitiv ausfallen.

Morgen: VfL Bochum. Alle Folgen zum Nachlesen: www.tagesspiegel.de/fussball

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