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Trochowski

© AFP

Bundesliga im Test: Ohne Sylvie, mit Rafael

Am 15. August beginnt die Fußball-Bundesliga. In unserer Serie testen wir die Vereine auf Stars, Stimmung und Chancen. Heute Folge 15: Spielmacher van der Vaart ist zwar fort, aber noch allgegenwärtig beim Hamburger SV.

Von Karsten Doneck, dpa

Was hat sich verbessert?

Sylvie van der Vaart ist ihrem Rafael nach Madrid gefolgt. Eine ganze Stadt ist damit befreit vom Druck, den die Hamburger „Bild“ ausgeübt hat, indem sie permanent suggerierte, diese Frau müsse Mann als ultimatives Schönheitsideal akzeptieren. Sportliche Verbesserung soll erst noch folgen. Sportchef Dietmar Beiersdorfer ist mit den 14 Millionen Euro aus dem Transfer van der Vaarts auf dem Spielermarkt unterwegs. Ergebnis? Noch offen.


Wer sind die Stars?
Es gibt nur einen echten Star: Rafael van der Vaart. Der ist zwar fort, aber in Hamburg noch omnipräsent – in den Köpfen der Fans. Nach Siegen oder Niederlagen wird im Umkreis des HSV ab sofort regelmäßig darüber diskutiert, ob es denn mit van der Vaart schlechter/besser/sehr viel besser gelaufen wäre. Das ging schon nach dem 3:1-Sieg im Pokal gegen Ingolstadt los. Fortsetzung folgt. Wer immer sich auch künftig als Spielmacher beim HSV abmühen muss, ist bedauernswert. Den begleitet auf Schritt und Tritt als Sonderbewacher der Geist van der Vaarts. Wenn sich Piotr Trochowski unter solchen Umständen durchsetzt, wird er zum Star.


Welche Taktik ist zu erwarten?
Trainer Martin Jol will Mut zur Offensive zeigen. Das hat er angekündigt. Die Kundschaft des HSV atmet auf. Sie war der Defensivstrategie eines Huub Stevens längst überdrüssig. Dessen Devise – „Die Null muss stehen!“ – hatten die HSV-Profis zu oft missverstanden. Die Null stand nicht, wie von Stevens verlangt, in den HSV-Ergebnissen hinten, sondern häufig auch vorne. In der vorigen Saison gab es acht Spiele ohne einen einzigen HSV-Treffer, in weiteren 17 Bundesligaspielen schoss der HSV nur je ein Tor. Das Fazit lautet: armselig.


Wer hat das Sagen im Verein?
Beim HSV herrscht Basisdemokratie. Unter den Mitgliedern, derzeit über 50 000, existiert eine kleine, starke und wortgewaltige Gruppe, die den Wunsch der HSV-Führung nach neuen Strukturen stets empört abschmettert. Der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann hatte mal eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung aus dem Gesamtverein angeregt. Die Idee der Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft (KG) hat er inzwischen in einer der unteren Schreibtischschubladen verschwinden lassen. In der Bundesliga, in der die KG zur üblichen Rechtsform geworden ist, bleibt der HSV als e. V. ein Unikum. Für Vergessliche: „e. V.“ steht für „eingetragener Verein“.


Wie ist die Stimmung im Stadion?
Wer mit dem Vorurteil aufräumen will, Norddeutsche verhielten sich stets distanziert, der muss nur in die Arena im Volkspark gehen. Beim Anblick des HSV wird der kühle Hamburger nämlich zum heißblütigen Südländer. Warum nur? Die Leistungen der Mannschaft, gerade in den Heimspielen unter Trainer Stevens, waren – von Ausnahmen abgesehen – oft so stark ergebnisorientiert, dass La Ola auf den stets vollen Rängen fast als Sarkasmus interpretiert werden konnte.


Welche Platzierung ist zu erwarten?
„Der HSV ist Hamburg“, hat Vorstandsmitglied Katja Kraus mal gesagt. Hübsch formuliert, zweifellos. Aber schwer umsetzbar. Denn Hamburg ist Weltstadt, der HSV seinerseits kämpft seit Jahren vergeblich darum, an Werder Bremen vorbei wenigstens wieder die Nummer 1 im Norden Deutschlands zu werden. Der Klub sollte froh sein, wenn er in der neuen Saison erneut die Qualifikation für den Uefa-Pokal packt. Mehr ist nicht drin, weniger aber durchaus möglich.

Morgen: Schalke 04. Die gesamte Serie finden Sie im Internet unter: www.tagesspiegel.de/sport

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