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Werder

© dpa

Bundesliga im Test: Werder Bremen: Spektakel auf der Baustelle

Nicht nur das Weserstadion wird erneuert, auch Pokalsieger SV Werder Bremen wirkt unfertig.

Am 7. August startet die Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute Teil neun: Werder Bremen.

Was hat sich verbessert? Weiß man bei Werder Bremen noch nicht wirklich. Vielleicht die Trikots? Werder hat sich neuerdings an einen amerikanischen Ausrüster gebunden, dessen drei Designvarianten Zuspruch finden. Dumm nur, dass ein etwas sperriger Slogan auf den Kunststoffhemden erscheint („So geht Bank heute“). Hintergrund ist der Verkauf der deutschen Tochter der US-Citygroup an die französische Credit Mutuel, die Namen und Logo der Citibank nur zeitlich begrenzt benutzen darf. 2010 kommt ein neuer Name drauf, den noch keiner kennt.

Wer sind die Stars? Der Superstar ist weg, Diego und sein beratender Vater glauben, dass Italien das gelobte Fußballland ist. Den Stellenwert des Brasilianers wird so schnell keiner erreichen. Der am ehesten das Zeug dazu hätte, ist auch noch nicht da: Werder kämpft weiter um die Verpflichtung des von den Fans verehrten Claudio Pizarro. Der Peruaner mit der Torgarantie wird, wenn er denn wieder an die Weser wechselt, sofort Publikumsliebling sein. Die Nummer 24 ist für ihn reserviert, Rückkehrer Tim Borowski musste deshalb auf die Sechs ausweichen.

Welche Taktik ist zu erwarten? Ein Jahrzehnt lang eine einfache Frage. 4-4-2 mit Raute lautete das Standardsystem des Thomas Schaaf. Egal wann, egal gegen wen. Ostern 2009 kam dann der Paradigmenwechsel: Schaaf stellte in Düsseldorf beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen auf ein System mit zwei Sechsern und zwei offensiven Außen um, weil Diego fehlte. Jetzt kickt der Brasilianer für Juventus Turin, das dürfte den Abschied von der Raute bedeuten. Marginal ist die Frage, ob Schaaf das Mittelfeld eher in Quadratform anordnet oder mit besagten offensiven Außen spielen lässt, die Mesut Özil und Marko Marin heißen könnten. Als Doppel-Sechs sind Torsten Frings und Tim Borowski vorgesehen. Schaaf sagt zur Systemfrage: „Wir haben es in der Vergangenheit dem Gegner zu einfach gemacht, Tore gegen uns zu erzielen. Aber wir wollen unsere Attraktivität nicht verlieren und weiterhin Spektakel bieten.“

Wie viel Macht hat der Trainer? Thomas Schaaf, 48, ist seit Juli 1972 Vereinsmitglied und kennt im Verein alles und jeden. Seine Macht mit diesem Wissen ist entsprechend groß. Sein Vertrauen zu erlangen, gilt als schwierig. Er feierte gerade im Mai sein zehnjähriges Dienstjubiläum als Cheftrainer. Deshalb möchte Werder-Boss Allofs das auslaufende Arbeitsverhältnis mit dem Fußball-Lehrer möglichst bald bis 2012 verlängern. Dass erst der VfL Wolfsburg, dann der Hamburger SV mehr oder minder laut über Schaaf nachdachten, belegt die Wertschätzung, die Schaaf in der Bundesliga zuteil wird. Die Diskussionen um seine Person im Zuge der schwachen Bundesliga-Hinrunde prallten an Schaaf ab.

Was erwarten die Fans? Dass das Weserstadion nicht allzu lange eine Baustelle bleibt. Ursprünglich war mal avisiert, dass die nicht mehr ganz zeitgemäße Spielstätte binnen einen Jahres umgebaut und auf 50 000 Plätze erweitert wird. Doch solche Pläne erwiesen sich als zu ehrgeizig. Alles dauert länger. Derzeit ist die Westkurve eine einzige Baustelle. Das bleibt bis zur Rückrunde so. Im WM-Sommer wird dann die Ostkurve ans Spielfeld gezogen. Solange muss der treue Bremer Anhänger mit Beeinträchtigungen beim Stadionbesuch leben. Und Einzeltickets werden noch rarer.

Was ist in dieser Saison möglich? Von Platz zwei bis Rang zehn scheint alles möglich zu sein. Genaues weiß man bei dieser Mannschaft nicht, zumal die Personalien noch längst nicht geklärt sind. Um vorne mitzuspielen, muss noch ein Stürmer von der Klasse Claudio Pizarros her. Und auch ein junger, dynamischer Spieler fürs defensive Mittelfeld wäre nicht schlecht. Allofs fahndet noch in Frankreich, seiner früheren Wahlheimat.

Morgen: Bayer Leverkusen. Alle Folgen der Serie: www.tagesspiegel.de/fussball

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