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Freude über die Führung bei Sebastian Boehnisch.

© afp

Bundesliga: Leverkusen siegt in Dortmund 2:0

Bayer Leverkusen überrascht Borussia Dortmund mit frühem Pressing und dem schnellsten Tor der Bundesligageschichte. In der Nachspielzeit stellt Kießling den Endstand her und schießt Borussia Dortmund auf den letzten Tabellenplatz.

Am Ende hatte Stefan Kießling gerade noch die Kraft, um Roger Schmidt an der Seitenlinie um den Hals zu fallen. Der Stürmer und sein Trainer hatten einiges zu feiern, schließlich hatte Bayer Leverkusen gerade mit 2:0 bei Borussia Dortmund gewonnen und damit für den ersten Paukenschlag der beinahe noch jungfräulichen Saison gesorgt. 80.667 weitere Besucher im ausverkauften Dortmunder Stadion sahen ein überraschendes 0:2 (0:1), das sich die Gäste vor allem dank einer fulminanten ersten halben Stunde redlich verdienten. „Meine Mannschaft hat heute viele Dinge richtig super gemacht“, lobte Schmidt, der vor Saisonbeginn aus Salzburg an den Rhein gekommen ist, um beim Werksklub herzerfrischenden Offensivfußball zelebrieren zu lassen. Leverkusens starker Torhüter Bernd Leno bezeichnete den Erfolg als verdient, „wegen der Art und Weise, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt und in der zweiten Halbzeit gekämpft haben.“

Borussias neuer Kapitän Mats Hummels, der sich nach der WM noch nicht wieder spieltauglich gemeldet hat, hatte seinen Platz noch nicht eingenommen, da wurde bereits zum ersten Mal gejubelt. Das allerdings von einer Minderheit, die ihren Platz im Gästeblock auf der Nordtribüne hatte. Leverkusen führte durch ein Blitztor von Karim Bellarabi mit 1:0, weil die Gastgeber nach dem Anpfiff überhaupt nicht im Bilde waren und sich düpieren ließen. Der Ball landete schneller im Tor, als Sprint-Superstar Usain Bolt die 100 Meter bewältigen kann. Handgestoppte neun Sekunden dauerte es, bis der Ball hinter Mitch Langerak im Netz zappelte, es war das schnellste Tor in der 51-jährigen Bundesligageschichte. „Herzlichen Glückwunsch“, sagte Dortmunds Routinier Sebastian Kehl und der ironische Unterton in seiner Stimme war dabei nicht zu überhören.

Zufall war dieser Blitzschlag keinesfalls, wie die turbulente Anfangsphase zeigte. Das Team des neuen Trainers Roger Schmidt zog beim Vizemeister ein rasantes Umschaltspiel auf, mit dem die Dortmunder überhaupt nicht klar kamen. Bayer agierte lauffreudig und war bissig in den Zweikämpfen, präsentierte also all die Tugenden, die den BVB so stark gemacht haben.

Borussia Dortmund geriet von einer Verlegenheit in die nächste

Dermaßen mit den eigenen Waffen bearbeitet zu werden, damit kam die Borussia überhaupt nicht klar. Klopp tobte am Spielfeldrand und nahm sich seinen Aushilfskapitän Marco Reus zur Brust, an dem das Spiel komplett vorbeilief. Doch das änderte nichts daran, dass seine Mannschaft von einer Verlegenheit in die nächste geriet. Kenner mussten angestrengt nachdenken, um sich zu erinnern, wann das schwarz-gelbe Ensemble vor eigenem Publikum das letzte Mal dermaßen vorgeführt wurde. Das Beste für die Westfalen war der Spielstand. Weil Kießling per Kopf und Chalhanoglu mit einem Freistoß knapp scheiterten, blieb es beim knappen Rückstand.

Nach einer halben Stunde atmete das Team von Bayer Leverkusen erstmals durch, der BVB kam nun besser ins Spiel. Nun zeigte sich auch, wie groß die Räume sind, wenn man das vielbeinige Forchecking der Rheinländer überwunden hat. Doch die Borussia nutze sie nicht, weil das Kombinationsspiel viel zu fehlerbehaftet war, um ernsthafte Torgefahr heraufzubeschwören.

Als der Himmel nach dem Seitenwechsel seine Schleusen öffnete und es zu regnen begann, machte sich der BVB daran, das Spiel zu drehen. Die Gastgeber wirkten nun präsenter, die beste Chance hatte allerdings Son, dessen Schuss im letzten Moment von Piszczek geblockt wurde. Der BVB erhöhte den Druck, Leverkusen zog sich nun weit zurück und versuchte, den wertvollen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Schmidt brachte Manndecker Papadopoulos für seinen kreativen Kopf Hakan Chalhanoglu und machte damit deutlich: Dieses Ergebnis wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen. Es funktionierte auch deshalb, weil Torhüter Bernd Leno in der Schlussphase Chancen von Sokratis und Aubameyang parierte. Besser machte es Kießling, dem in der Nachspielzeit das 2:0 gelang. Ein Wirkungstreffer, den Kehl als „endgültigen Gnadenstoß“ bezeichnete. Während Borussia Dortmund zu Saisonbeginn einen herben Nackenschlag einstecken muss, weiß die Bundesliga nun mit Sicherheit: Mit dieser aufwändig verstärkten Mannschaft aus Leverkusen ist definitiv zu rechnen.

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