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Andersen

© dpa

Bundesliga: Mainz entlässt Trainer Andersen

Die Saison hat noch nicht begonnen und schon gibt es die erste Trainer-Entlassung: Aufsteiger Mainz hat sich von Jörn Andersen getrennt. Nachfolger wird der bisherige Jugendtrainer Thomas Tuchel.

Getuschelt im Hintergrund wurde schon seit zwei Tagen, seit gestern ist die erste Überraschung der noch nicht gestarteten Bundesliga-Saison offiziell: Der FSV Mainz 05 hat Cheftrainer Jörn Andersen und Assistenztrainer Jürgen Kramny mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Für den Mainzer Manager Christian Heidel bedeutet diese Entscheidung das Ende einer negativen Entwicklung, die er am Montag öffentlich beklagte. Mehrfach habe man mit Andersen darüber gesprochen, dass er näher an die Mannschaft heranrücken und für ein extremes Zusammengehörigkeitsgefühl sorgen müsse, nur so habe man eine Chance im Kampf auf den Klassenerhalt. Doch Andersen habe sich gegen diesen Weg entschieden. Die interne Kommunikation bei Mainz soll der neue Cheftrainer Thomas Tuchel beleben. Der 35-Jährige ist bislang A-Juniorentrainer des Klubs gewesen und wird einen Zweijahresvertrag unterschreiben.

Klubchef Harald Strutz und Heidel fuhren am Montagmittag um 13.30 Uhr im Bruchwegstadion vor und verschwanden direkt in den Katakomben. Zu diesem Zeitpunkt war Andersen bereits entlassen. „Wir haben in unseren Auffassungen über die gemeinsame Arbeit keine gemeinsame Linie mehr gefunden“, wurde der 46-jährige Norweger in der Presseerklärung zitiert. „Ich bedaure die Entscheidung des Vereins, aber unsere Vorstellungen waren einfach zu unterschiedlich.“ Gefallen war die Entscheidung auf einer Vorstandssitzung des Vereins am Sonntagabend, Andersen hatte zeitgleich seine letzte Dienstreise für Mainz 05 angetreten und hatte das Pokalspiel zwischen Eintracht Trier und Hannover 96 verfolgt. Andersen, im Mai nach nur einer Spielzeit in Mainz umjubelter Aufstiegsheld, ist sehr schnell recht tief gefallen: So unmittelbar vor Saisonbeginn ist noch kein Erstligatrainer entlassen worden.

Die Risse zwischen dem großen Blonden und den Mainzer Profis waren schon im Trainingslager im Juli im österreichischen Flachau nicht zu übersehen. An die Öffentlichkeit gelangten die Vorwürfe erst kürzlich: rüder Umgangston und insgesamt zu wenig Kommunikation, mangelhafte Trainingssteuerung mit zu harten Übungseinheiten und zu wenig Regeneration, schlichtweg Überbelastung. Ins Wanken geriet Jörn Andersen aber erst, als Interna aus Mannschaftskreisen bekannt wurden: So soll der Entlassene angeordnet haben, in den Kabinenspinden sämtliche Familien- und sportliche Erinnerungsfotos zu entfernen. Andererseits hatte Andersen aber offenbar selbst ein Foto von der Aufstiegsfeier auf seinem Schreibtisch postiert. Dass immer wieder Zweifel an seiner sportfachlichen Flexibiltät aufkamen, gehört wohl zum Tagesgeschäft. Die planlose Vorstellung von Mainz 05 bei der Pokalblamage in Lübeck (1:2) dürfte diesen Kritikern allerdings Recht gegeben haben.

Gescheitert ist Andersen letztlich an seiner Sturheit – und an seinen unzureichenden pädagogischen und kommunikativen Fähigkeiten. Wie ein General habe er sich zuletzt aufgeführt, ist aus dem Mainzer Umfeld zu hören. „Aber wir brauchen einen Teamplayer“, sagt Heidel. „Und diesen Weg wollte Andersen nicht mitgehen.“ Von großer Aufstiegsbegeisterung und Vorfreude auf die neue Saison war am Bruchweg zuletzt nichts zu spüren. Eher eine Art spannungsgeladenes Dahinsiechen, so merkwürdig dies klingen mag, inmitten von Verletzten und Kranken, deren Zahl das normale Maß weit übersteigt.

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