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Ein langer Weg nach oben. Beim Duell gegen Friedrichshafen reckten die Volleys sich noch vergeblich, gegen Lüneburg wollen sie ihre neue Stärke zeigen.

© imago/Conny Kurth

Bundesliga-Playoffs: Bewährungsprobe für die Volleys gegen Lüneburg

Nach dem letzten Spiel gegen die SVG Lüneburg haben die BR Volleys den Trainer gefeuert. Nun müssen sie im Play-off-Viertelfinale beweisen, dass sie seither dazugelernt haben.

Eine kurze Anfahrt, Unterstützung durch die eigenen Fans, die vertraute Halle – warum der Faktor Heimvorteil kein Mythos, sondern tatsächlich ein strategischer Vorteil ist, hat viele Gründe. Doch bei zwei Mannschaften in der deutschen Volleyball-Bundesliga scheint die Heimatverbundenheit besonders ausgeprägt zu sein: Neun von zehn Begegnungen zwischen den BR Volleys und der SVG Lüneburg gingen bisher zugunsten des Gastgebers aus. Und weil die Berliner am Mittwochabend um 19.30 Uhr die Lüneburger in der Max-Schmeling-Halle empfangen, sieht es gut aus für einen Sieg der Berliner im Viertelfinale der Play-offs.

Diesen Sieg haben die Volleys auch bitter nötig. Denn die letzte Begegnung gegen Lüneburg am 10. Februar verloren die Volleys nicht nur mit einem schmachvollen 0:3 gegen den aktuellen Tabellensiebten. Sie führte auch zur Entlassung von Trainer Luke Reynolds, auf den Stelian Moculescu folgte. Dass die Bilanz des Deutschen Meisters gegen die 2014 aufgestiegene Mannschaft aus Niedersachsen auswärts so schlecht ausfällt, liegt auch an den niedrigen Decken der Lüneburger Halle, an denen die Gastmannschaften regelmäßig verzweifelten. Im Februar aber trugen die Berliner und die Niedersachsen das Spiel in Hamburg aus, in einer Halle mit höheren Decken. Und überhaupt: Eigentlich sollte doch die bessere Mannschaft gewinnen. Dementsprechend kratzte die Niederlage, die auf eine Serie mauer Ergebnisse nach einem schleppenden Saisonstart folgte, am Selbstvertrauen der Volleys.

Moculescu braucht positives Ergebnis

Umso entscheidender ist nun das Spiel am Mittwoch: Für die Mannschaft, aber vor allem für Trainer Moculescu ist das Ergebnis ein Gradmesser dafür, wie weit der neue Trainer die Volleys in seinen anderthalb Monaten Amtszeit vorangebracht hat. „Nach der Niederlage der Volleys in Lüneburg hat mich der Manager angerufen und mir den Job angeboten“, sagte der Deutsch-Rumäne nach dem Sieg gegen Bühl am vergangenen Samstag. „Wenn das Viertelfinale gegen Lüneburg vorbei ist, hoffe ich, dass ich nicht einen Anruf bekomme, der inhaltlich in die gegensätzliche Richtung geht.“

Die Mannschaft jedenfalls ist da zuversichtlich. Kapitän Robert Kromm stellt eine eindeutige Verbesserung seit der Auswärtsniederlage fest und hofft darauf, dass die Lüneburger sich auf ihren alten Erfolgen ausruhen. „Wahrscheinlich denken sie nach ihrem 3:0-Erfolg, dass sie das jetzt wieder schaffen können“, sagte Kromm und blickte auf das letzte Spiel zurück: „Dabei war es in dem Spiel auch so, dass sie nicht perfekt spielten, sie haben aus Scheiße Gold gemacht und uns an diesem Tag dann überrannt.“

Manager Kaweh Niroomand, der nach der Niederlage sichtlich fassungslos reagierte, hat ebenfalls seinen Optimismus wiedergefunden. „Lüneburg ist ein unangenehmer Gegner. Aber wir sind nun eine völlig andere Mannschaft als bei unserer 0:3-Niederlage“, sagte er. Dabei fand er ungewöhnlich lobende Worte für seinen neuen Trainer Moculescu, zu dem er jahrzehntelang ein angespanntes Verhältnis pflegte. „Jetzt steht jemand am Spielfeldrand, der als Leader agiert.“

Lüneburg ist angriffslustig

Diese neue Energie macht sich auch in den Ergebnissen bemerkbar: Die Volleys haben seit der Anstellung Moculescus stabile Leistungen gezeigt. Zwar verloren sie das Champions-League-Spiel gegen Zenit Kasan und die drei März-Spiele gegen Bundesliga-Spitzenreiter VfB Friedrichshafen. Wenn es den Volleys auch nicht gelang, den derzeit übermächtigen Tabellenersten vom Bodensee anzugreifen und ihren Verbleib in der Champions League zu sichern, so gewannen sie doch gegen den polnischen Vertreter Jastrzebski Wegiel und haben nicht gegen Teams verloren, die in der Bundesliga hinter ihnen rangieren. Besonders wichtig war der Sieg gegen den Tabellendritten, die Rhein-Main Volleys. All das spricht für ein angenehmes Telefongespräch nach dem im Modus Best of three ausgespielten Play-off-Viertelfinale. Der unsichere Faktor in dieser Gleichung aber sind die Lüneburger. Seit dem Überraschungserfolg gegen die Berliner hat die SVG Lüneburg drei von sechs Spielen gewonnen, mit dem siebten Platz ist die Mannschaft einen Platz unter der Zielsetzung geblieben.

Trainer Stefan Hübner erklärt das mit seinem relativ jungen und unerfahrenen Kader, ist aber dennoch guter Dinge für die Play-offs. „Der siebte Platz ist kein Weltuntergang - denn vielleicht geht ja nun noch etwas“, sagte er mit Hinblick auf das Mittwochsspiel. Das Rückspiel findet am Samstag statt – ein mögliches drittes Spiel würde zum Vorteil der Berliner 8. April in der Max-Schmeling-Halle ausgetragen werden. Moculescu warnt jedenfalls davor, den Gegner zu unterschätzen. „Wir müssen es nun hinkriegen, Bälle in schwierigen Phasen totzumachen“, sagte der Volleys-Trainer zu seiner Strategie. „Wir haben durch die drei Niederlagen gegen Friedrichshafen keinen Komplex. Aber klar ist auch, die Lüneburger sind schon sehr stabil.“

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