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Meistertrainer Jupp Heynckes stand nach Abpfiff im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.

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Update

Bundesliga-Rekord: Bayern München vorzeitig Meister

Mit dem 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt wird Bayern München bereits am 28. Spieltag Deutscher Meister – so früh wie noch kein Team zuvor.

Der FC Bayern München stand schon 90 Minuten als neuer Titelträger fest, als Innenverteidiger Dante die Meisterschale präsentierte. Nicht die echte, die wird Deutschlands Fußballklub Nummer eins erst im letzten Heimspiel gegen den FC Augsburg von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach überreicht bekommen. Mit einer Replika aus Pappe, die Dante nach dem Abpfiff bei einem Fan gegen sein Trikot eingetauscht hatte, und einem dröhnenden Radiogerät kam der Brasilianer tänzelnd und singend aus der Umkleidekabine im Bauch des Frankfurter Stadions, aus der zuvor Freudenschreie zu hören gewesen waren. Meister wird eben auch der FC Ruhmreich nicht alle Tage. Mit dem 1:0 (0:0)-Sieg gegen die Eintracht dank eines dem Ereignis angemessenen Tores per Hacke von Bastian Schweinsteiger hatten die Bayern ihr Meisterstück schließlich perfekt gemacht.

„Diese Meisterschaft ist extrem wichtig für uns“, gab Kapitän Philipp Lahm frisch gestriegelt und nicht biergeduscht zu Protokoll. Obwohl die Rückeroberung der Nummer eins in Deutschland für die Münchner oberste Priorität hatte, hat es aber fraglos schon enthemmtere Meisterfeiern in 50 Jahren Bundesliga gegeben als an diesem historischen Tag in Frankfurt, an dem der Rekordmeister seiner langen Liste an Bestmarken eine weitere hinzufügte. Nach 28 Spieltagen stand noch nie eine Mannschaft als die beste des Jahres fest.

„Das war eine überragende Meisterschaftssaison“, sagte Präsident Uli Hoeneß rundum zufrieden. Seine Lachmuskeln wirkten auch deshalb so strapaziert, weil er nicht nur wegen des erreichten Primärziels frohlockte. Glückselig gab er die Stimmung in der Kabine wieder: „Man spürt einerseits Freude, andererseits die Konzentration, dass die Mannschaft mehr will.“

Mit Titel Nummer eins will sich der FC Nimmersatt nämlich nicht begnügen. „Die Mannschaft ist heiß“, sagte Lahm, heiß darauf, auch die noch möglichen Auszeichnungen im DFB-Pokal und in der Champions League an sich zu reißen.

„Schon verrückt“, bemerkte Torhüter Manual Neuer, der mit einem sensationellen Reflex beim Schuss von Frankfurts Srdjan Lakic aus sechs Metern in der Schlussphase den Sieg festgehalten hatte, „schon verrückt, dass wir trotz des Titels enttäuscht wären, wenn wir am Mittwoch ausscheiden würden.“ Dann steht das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin auf dem Wochenplan. Nach dem 2:0 vom vergangenen Dienstag müssen die Bayern aber nicht wirklich um den Einzug ins Halbfinale fürchten.

Wie immer gab Sportdirektor Matthias Sammer aber auch in der Stunde des nationalen Triumphs den Mahner. „Ich habe Juve damals mit Dortmund im Champions-League-Finale erlebt, nachdem sie italienischer Meister geworden waren. Wenn sie nicht gefeiert hätten, hätten wir nicht gewonnen.“

Die Bayern sind Profis genug, dass es für sie ein ähnliches Erwachen nicht geben wird. „Ich kenne meine Spieler, die wollen ins Halbfinale der Champions League. Glauben Sie nicht, dass einer von ihnen in die Disko geht oder sich abfüllt“, sagte Heynckes. Er betonte, dass die Bayern „natürlich mit dem Ziel nach Frankfurt gekommen sind, hier und heute die Meisterschaft zu holen.“

Die Gäste waren auch von Beginn an bestrebt, den elften Sieg im elften Rückrundenspiel zu sichern, doch die Frankfurter wollten nicht als Erste dem neuen Meister gratulieren müssen und leisteten harten Widerstand. Erst Schweinsteigers Kunststück sorgte dafür, dass auch der mit Titeln reichlich ausgestattete Heynckes ein Novum erlebte. „Ich war ja schon einige Male Deutscher Meister als Spieler und als Trainer. Aber es war noch nie so kalt wie heute“, kommentierte der 67-Jährige den ersten Sommermeister, der schon im Winter gekürt wurde.

Reinhard Sogl

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