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Ganz schön nass geworden. Die Vorbereitungsphase lief für die Profis Hertha BSC alles andere als geräusch- und problemlos ab.

© imago/Matthias Koch

Bundesliga-Saisonvorschau (12): Hertha BSC: Gefangen in Phase zwei

Am 26. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. Wir testen in unserer Serie Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 12: Hertha BSC.

Was hat sich verbessert?

Der Kader – unter Umständen. Bisher stehen in Ondrej Duda und der brasilianischen Leihgabe Allan ja erst zwei Zugänge fest. Mindestens ein weiterer, idealerweise ein Flügelflitzer, soll bis zum Ende der Transferperiode noch dazukommen, seit Tagen geistert der Name Serge Gnabry durch die Stadt. Die Stimmung ist dagegen eher schlechter geworden. Trainer Pal Dardai ist, gemessen am Zeitpunkt der Saison, schon ziemlich geladen angesichts des peinlichen Ausscheidens in der nullten Qualifikationsrunde zur Europa League gegen Brönby IF, aber dazu später mehr. Geändert – ob nun zum Besseren oder zum Schlechteren – hat sich in jedem Fall das Motto, unter dem der Verein neuerdings firmiert: Der alte Slogan („Aus Berlin. Für Berlin.“) ist zu den Akten gelegt, der neue lautet: „We try. We fail. We win.“ Versuchen, scheitern, gewinnen also. Stand heute steckt Hertha BSC gerade in Phase zwei fest.

Wer sind die Stars?

Die letzte Saison ist aus Berliner Sicht vor allem deshalb so störungsfrei und souverän verlaufen, weil es im Team nicht den Star gegeben hat, weil – frei nach Berti Vogts – die Mannschaft der Star war. Keiner im Kader hat sich zu wichtig genommen, und wenn doch, dann hat ihm Trainer Dardai diese Sicht der Dinge alsbald ausgetrieben. Auf dem Papier und von der Vita her gibt es deshalb nur eine mögliche Antwort: Salomon Kalou. Der Angreifer mit dem Snoop-Dogg-Gedächtnislächeln geht, entgegen erster Befürchtungen bei seiner Verpflichtung, bereits in seine dritte Saison für Hertha – und obwohl mit Julian Schieber und Sami Allagui zwei langzeitverletzte Stürmer zurückgekehrt sind, wird Kalou seinen Status als arrivierte und technisch erstklassige Kraft auch in dieser Saison behalten.

Wer hat das Sagen?

Werner Gegenbauer ist seit 2008 Präsident, Michael Preetz seit 2009 Manager. Auf Grundlage der letzten Saison und sehr zum Wohlwollen des Anhangs hat das offizielle Führungsduo Trainer Pal Dardai vom Beginn seiner Dienstzeit weg absolute Richtlinienkompetenz in allen sportlichen Belangen eingeräumt. Vor der Saison 2015/16 hat der Ungar damit begonnen, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen und seiner fußballerischen Idee umzugestalten, verdiente Spieler wie Peter Niemeyer mussten gehen, überwiegend junge und entwicklungsfähige (Niklas Stark, Mitchell Weiser, Marvin Plattenhardt) kamen nach Berlin oder überhaupt endlich mal zum Einsatz. Auch in dieser Sommerpause hatte Dardai wieder freies Geleit: So nahm der Ungar die vielversprechendsten Talente des Nachwuchsjahrgangs 1999 mit ins Trainingslager nach Bad Saarow, darunter auch seinen Sohn Pal Junior. Dauerhaft hat es bislang aber niemand in den Profikader geschafft. Darüber hinaus sortierte der Trainer vier Spieler aus, namentlich Hajime Hosogai (jetzt VfB Stuttgart), Tolga Cigerci (Galatasaray Istanbul), Johannes van den Bergh (Getafe) und Roy Beerens (Reading) und entmachtete vier Tage vor dem zweiten Pflichtspielstart im DFB- Pokal auch noch den langjährigen Kapitän Fabian Lustenberger. Künftig übt Vedad Ibisevic das Amt aus. Nur für Ronny will und will sich einfach kein Abnehmer finden lassen. Nicht mal in China oder im arabischsprachigen Raum.

Was ist in dieser Saison möglich?

„Europapokaaaal, Europapokaaaal, Europapokaaaal, Eu-ro-pa-Po-kal...“ Wer sich den Text dieses Liedes nicht einprägen kann, dem sei gesagt: Ist gar nicht schlimm, denn Herthas erste Europapokaaaal-Teilnahme nach sieben Jahren ist bereits zu Ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Weil einige Angestellte – gerade im Rückspiel gegen Bröndby – den Eindruck vermittelten, es nicht ganz so genau zu nehmen mit den Themen Ernsthaftigkeit und Einsatzbereitschaft, tut sich Coach Dardai im Moment noch recht schwer mit halbwegs konkreten Zielvorgaben. Darauf angesprochen sagt er nur: „Wenn wir jetzt, nach einer guten Saison, denken, dass wir Riesenfußballer sind und uns im Zweikampf nur ein bisschen schonen oder einen halben Meter weniger laufen können, werden wir in der Bundesliga Probleme bekommen.“ Das wollen sie bei Hertha um jeden Preis verhindern.

Und sonst?

Scheint es deutlich unsichere Posten zu geben als den von Pal Dardai. Ein großer Wettanbieter, bei dem man Geld auf die erste Trainerentlassung der Saison setzen kann, führt den Ungarn auf Rang zehn, bei einer Quote von 18:1. Ganz vorn in dieser Statistik liegt übrigens Viktor Skripnik, es folgen Norbert Meier (Darmstadt) und Markus Kauczinski (Ingolstadt). Andererseits sagen Quoten auch nicht viel aus. „Letzte Saison haben auch alle gesagt, dass wir absteigen, am Ende waren wir Siebter“, sagt Dardai, „vielleicht ist es ein gutes Omen, wenn uns alle schlechtreden.“

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