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Hat das Sagen: Christian Streich beim Trainingsauftakt.

© Patrick Seeger/dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (2): SC Freiburg: högschd flexibel

Am 26. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 2: SC Freiburg

Was hat sich verbessert?

Der Kader beim Zweitliga-Meister und Aufsteiger ist breiter geworden. Sportdirektor Jochen Saier bejubelt den exorbitant angestiegenen Konkurrenzkampf auf allen Positionen. Soll heißen: Schwächelt einer der Freiburger Spieler, kommt der nächste, der sich nahtlos einfügt und den Teamgedanken auf dem Platz auslebt. Das behaupten zumindest die Klubverantwortlichen. Und die sind nicht als Aufschneider bekannt. Das Vorbereitungs-Training wird vor dieser Saison als besonders intensiv beschrieben. Der Trainer Christian Streich nahm sogar in Kauf, mit „Schleifer“ Felix Magath verglichen zu werden. Warum? Er ließ 7,5 Kilogramm schwere Schlitten von seinen Spielern ziehen. Das klingt zumindest ein bisschen nach Quälix.

Wer sind die Stars?

Vorerst ist der Star nur im Fernsehen zu sehen. Nils Petersen (27) ist bei Olympia in Rio. Die Nominierung wurde behutsam vorbereitet und wie eine Motivationsinjektion für den Rest des Vereins aufgebaut. Neben dem Stürmer ist Julian Schuster einer der bekannteren Freiburger. Zusammen mit Petersen (21 Treffer) hat Vincenzo Grifo 35 Tore erzielt – und das meist per Freistoß. Mit 75 Treffern stellte der Sportclub in der vergangenen Zweitliga-Saison den besten Angriff. Die Freiburger stärkten ihre Abwehr und verpflichteten zuletzt noch einen weiteren Torwart. Der 28 Jahre alte Pole Rafal Gikiewicz kam von Eintracht Braunschweig.

Wer hat das Sagen?

Christian Streich ist der Mann, der den Takt vorgibt. Daran gibt es nichts auszusetzen und der Trainer wird auch nicht entlassen, wenn Freiburg absteigen sollte. Streich gilt als kauzig, aber auch als ein Teamarbeiter, der sein Herz manchmal auf der Zunge trägt. Freiburg lebt von diesem Geist und steht zu seinen Möglichkeiten. Etwas anderes als „klein“ (und vielleicht unbequem) zu sein, käme tief im Südwesten keinem in den Sinn.

Was ist in dieser Saison möglich?

Der Klassenerhalt bleibt das realistische Ziel. Wie sehr die Kleinen die Großen ärgern können, hat sich Christian Streich (siehe „Und sonst?“) schon im Fernsehen angeschaut. Außerdem blieb der SC Freiburg nach all seinen Aufstiegen mindestens zwei Jahre in der Bundesliga, stieg also nie direkt wieder ab. Das wird sich nach dem vierten Aufstieg doch nicht ändern? Angst vor großen Namen haben weder Streich noch der SC Freiburg. Zur Saisoneröffnung am Sonntag im eigenen Stadion lud der Verein keinen geringeren ein als den italienischen Top-Klub AC Mailand.

Und sonst?

Die Nachricht des Sommers: Christian Streich schaut fern. Und zwar viel. Beim Trainer des SC Freiburg wurde bisher angenommen, er lese tonnenweise Bücher. Als er aber einmal ein Buch von Freiburger Journalisten geschenkt bekam, entgegnete Streich: „Ihr glaubt, ich sei ein Intellektueller, aber ich lese nicht viel.“ Damals ignoriert, heute von Streich bestätigt: Die EM 2016 hat Streich zum Couch-Potato gemacht. Das Ergebnis hätte nach Fachbuchkonsum nicht nachhaltiger sein können. Streich ließ – animiert vom TV-Fußball – Dreierkette üben und rief für sein Team größtmögliche Flexibilität auf taktischem Gebiet aus. Die Dreierkette wird bei Ballverlust übrigens zur Fünferkette. Das kennen Christian Strich und wir ja aus dem Fernsehen. Aber Vorsicht: Freiburg ist nicht immer Freiburg, das heißt, die spielende Mannschaft. Schon in der Rückrunde der Zweiten Liga ordnete Streich auch mal Ergebnisfußball und lange Bälle an, wenn es half. Das ist auch in der Bundesliga zu erwarten. Högschd flexibel eben.

Am Donnerstag Folge 3: Eintracht Frankfurt

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