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Mario Götze kennt das Duell von beiden Seiten her. Nach seinem Gastspiel beim FC Bayern ist er wieder zur Borussia zurückgekehrt.

© dpa

Bundesliga-Topspiel: Schluss mit den Fantasienamen

Dortmund empfängt den FC Bayern. Gern wird vom "deutschen Clásico" gesprochen. Ein peinlicher Versuch, einen klangvollen Namen zu finden. Ein Kommentar

Uns Deutsche treibt seit jeher eine tiefe Sehnsucht nach dem Süden um. Angefangen mit Goethes Italienreise, über die Touristenschwemme an spanischen Stränden der sechziger Jahre, hält dieses Gefühl anscheinend bis heute an und reicht sogar weit in den Sport hinein. Anders ist die inflationäre Bezeichnung des Spiels zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern als „deutscher Clásico“ nicht zu nennen. Peinlich, denn dahinter steckt nur der verkrampfte Versuch, einen klangvollen Namen für dieses Kräftemessen zu finden.

Ganz so wie ihn viele bedeutende Fußballspiele haben. Etwa der Original-Clásico Barça gegen Real, der Super Clásico in Buenos Aires zwischen River Plate und Boca Juniors, das Derby d’Italia zwischen Inter und Juventus oder das Old Firm zwischen den Glasgower Mannschaften Celtic und Rangers. Mit diesen Duellen hat Dortmund gegen Bayern nicht viel gemeinsam, weil es sich um über Jahrzehnte gewachsene sportliche Rivalitäten handelt, die mindestens seit drei Generationen Menschen aller Altersklassen in ihren Bann ziehen. Dortmund und Bayern begannen erst Mitte der Neunziger um Titel zu konkurrieren, nahmen dann ein Jahrzehnt lang Auszeit und streiten sich erst seit 2010 wieder um den Spitzenplatz im Deutschen Fußball.

Gemessen an 53 Jahren Bundesliga mutet es doch recht kühn an, von einem „Klassiker“ zu sprechen. Das ist genauso lächerlich wie der Versuch des Deutschen Fußball-Bundes, die Nationalelf plötzlich nur noch als „Die Mannschaft“ firmieren zu lassen. Da ist sie wieder, die Sehnsucht nach dem Süden. Schließlich hat Italien die Squadra Azzurra und Spanien seine Selección. Dabei braucht Dortmund gegen Bayern keine eigene Bezeichnung, das Spiel verspricht auch ohne Fantasienamen, brisant genug zu werden.

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