zum Hauptinhalt
Kampf im Kellergeschoss der Liga: Wolfsburgs Arne Friedrich ringt Sebastian Rode nieder - und fliegt wenig später mit Gelb-Rot vom Platz.

© Reuters

Update

Bundesliga: Trainerduell endet Unentschieden

Das Aufeinandertreffen der Trainerpersönlichkeiten Daum und Magath endet 1:1. Daums Frankfurter gingen überraschend in Führung, Wolfsburg gelang der späte Ausgleich - obwohl Arne Friedrich vom Platz fliegt.

Am Ende war es immerhin ein emotional bewegendes Comeback an alter Wirkungsstätte. Fünf Minuten vor Schluss durfte Felix Magath doch noch jubeln, weil der eingewechselte Mario Mandzukic zum kaum mehr erwarteten 1:1 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt traf. Es war ein hoch verdienter Punkt für den Deutschen Meister von 2009,  der sich nach 28 Bundesligaspieltagen zwar auf den drittletzten Tabellenplatz verbesserte, aber das entspricht kaum den Erwartungen. Am kommenden Samstag im Spiel bei Magaths früherem Klub Schalke 04 fehlt nun auch noch Nationalspieler Arne Friedrich, der nach zwei Verwarnungen vom Platz gestellt wurde. Dieser Platzverweis war heftig umstritten, dafür hatte Wolfsburgs Spielmacher Diego Glück, dass Schiedsrichter Torsten Kinhöfer seine Tätlichkeit gegen Maik Franz übersah. Kurz darauf gab der Brasilianer die Vorlage zu Mandzukics Ausgleich. „Wenn dieser Tritt von Diego vorher Absicht war, dann war das nicht in Ordnung“, sagte Magath.

Sein Kollege Christoph Daum dürfte mit dem Erreichten zufrieden gewesen sein, trotz des lange währenden Traums vom Einstandssieg nach Alexander Meiers zwischenzeitlichem Führungstor. Mehr hatte seine Mannschaft kaum verdient, denn  ihr Spiel war fast ausschließlich auf Zerstörung angelegt. „Keine Frage, mit dem Punkt sind wir gut bedient“, sagte Daum. „Wir haben da in den nächsten Wochen noch ein bisschen was zu verbessern.“

Für Fußball im eigentlichen Sinne war an diesem Tag nur der VfL Wolfsburg zuständig. Doch es fügte sich Magaths diese Heimpremiere von Felix Magath jedoch bestens in das, was sich in den vorangegangenen Wochen abgespielt hatte. Der VfL drängte, er erspielte sich manche schöne Torchance. Diego war an fast jeder guten Offensivaktion beteiligt, und davon ab es reichlich. Aber wenn es drauf ankam, in der magischen Zone kurz vor dem gegnerischen Tor, dann fehlte immer der letzte Kick. Und das lag vor allem an den beiden, die da vorne zuständig sind für das Toreschießen, an Grafite und Patrick Helmes.

Magath verfolgte die Mühen seiner neuen, alten Mannschaft scheinbar teilnahmslos  von der Trainerbank aus. Was wird er sich etwa gedacht haben zu Patrick Helmes? Der war mal vor ein paar Jahren das aufregendste deutsche Stürmer-Versprechen? Bayer Leverkusen aber hat ihn im Winter nicht zufällig für relativ kleines Geld  nach Leverkusen ziehen lassen. Helmes wirkte beweglich wie ein Öltanker in nahem Mittellandkanal, nicht zu gebrauchen für das Kombinationsspiel und dazu auch noch glücklos im Kerngeschäft. Vier Großchancen vergab Helmes, ein anderes Mal  flog er völlig übermotiviert mit gestrecktem Bein in den Frankfurter Torhüter und sah dafür die Gelbe Karte.

Patrick Helmes strahlte immerhin noch Torgefahr aus. Sein Nebenmann Grafite tapste dagegen unbeholfen und ohne jedes Selbstbewusstsein über den Rasen. Vor zwei Jahren noch hatte der Brasilianer den VfL zur Meisterschaft geschossen, aber von dieser Form ist Grafite zurzeit so weit entfern wie Wolfsburg von den damaligen Ansprüchen. Zur Halbzeit hatte Magath ein Einsehen und nahm ihn aus dem Spiel und brachte den späteren Torschützen Mandzukic.

Die Eintracht mochte zum eigentlichen Spielgeschehen nicht viel beitragen. Theofanis Gekas, in der Hinrunde mit seinen Toren der Garant für einen zwischenzeitlichen Aufschwung, hätte mangels offensiver Bemühungen  seiner  Kollegen die Zeit gut für ein Schwätzchen mit dem Wolfsburger Abwehrchef Arne Friedrich nutzen können. Vor ziemlich genau einen Jahr hatten die beiden mit Hertha BSC 5:1 in Wolfsburg gewonnen, mit Gekas als dreifachem Torschützen. Am Sonntag berührte er kaum einmal den Ball und schoss kein einiges Mal aufs Tor, Friedrich kam immerhin auf zwei Versuche.

Frankfurts einzige richtige Chance vor dem überraschenden Führungstor verschluderten seine Nebenleute Sebastian Jung und Halil Altintop. Jung lief aus halbrechter Position allein aufs Tor, wagte aber keinen Schuss und flankte lieber hoch in die Mitte, wo der überraschte Altintop das Springen vergaß. Beim zweiten Mal gab die Eintracht sich nicht so nachlässig. Das geschah in Minute 59, als erst Altintop an Diego Benaglio scheiterte und Meier im Nachsetzen zum 1:0 traf. Bei Altintops Schuss hatte er noch im Abseits gestanden, aber Schiedsrichter Torsten Kinhöfer hatte  es entweder nicht gesehen oder in einem vergeblichen  Abwehrversuch von Simon Kjaer den Beginn einer neuen Aktion gesehen. „Klares Abseits“, monierte Felix Magath.

Dieses Tor entsprach nun so überhaupt nicht dem Spielverlauf, aber mit diesem künstlerischen Makel konnten die Frankfurter gut leben. Sie ließen die Wolfsburger sich weiter austoben, und dann musste auch noch der gute Friedrich nach einem Scharmützel mit Maik Franz vom Platz. „Ein absoluter Witz, ich habe überhaupt nichts gemacht“, sagte der Nationalspieler, „ich habe den Schiedsrichter gefragt, aber konnte mir auch nicht sagen, was da angeblich war.“ Fast alles sprach schon für eine Wolfsburger Niederlage. Aber dann drosch Diego den Ball aus dem Niemandsland nach vorn, Mandzukic kam mit dem Kopf dran, und Felix Magath durfte sich doch noch ein bisschen freuen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false