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Armin Veh.

© dapd

Bundesliga: Veh verlässt Hamburger SV im Sommer

Trainer Armin Veh und Fußball-Bundesligist Hamburger SV gehen nach dieser Saison getrennte Wege. "Aufgrund der Unruhe, die ich so noch nie erlebt habe, gehe ich", erklärte Veh.

Ab dem Sommer darf sich also der siebente Trainer seit 2007 am Hamburger SV abarbeiten. Am Dienstag verkündete Armin Veh, was keinen mehr überraschte: Er wird den HSV zum Saisonende verlassen. Damit macht Veh von der Option Gebrauch, seinen bis 2012 laufenden Vertrag vor der Zeit zu kündigen. In seltener Offenheit lieferte der zunehmend amtsmüde wirkende Fußballlehrer die Gründe für den baldigen Abschied gleich mit: „Ich habe so etwas wie hier noch nie erlebt. So kann man nicht arbeiten. Hier geht es nicht mehr um Fußball. Der HSV befindet sich in einer gefährlichen Situation.“

Veh, seit Sommer 2010 dabei, hatte schon kurz vor Weihnachten durchblicken lassen, dass er am liebsten sofort aufgehört hätte, zermürbt von den ewigen Querelen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Vom Charakter her gemütlich und antriebsschwach, machte Veh eher unwillig als voller Energie weiter. Doch längst war er ein Trainer ohne Zukunft beim HSV. Er wusste das und kam am Dienstag dem Aufsichtsrat zuvor, der ohnehin ohne ihn plante. Nachtreten wollte Veh nicht – er muss die Mannschaft ja auch noch durch neun Bundesligaspiele führen –, aber wer wollte, durfte sich angesprochen fühlen: „Es sind in diesem Klub viele Dinge passiert, die ich nicht nachvollziehen kann. Eigentlich ist das hier ein geiler Klub. Es ist traurig, dass man sich selbst im Weg steht und nicht zu einer Einheit wird. Sonst wäre hier einiges möglich.“ Besonders geärgert hatte sich der Trainer darüber, dass es Kritik von Seiten der Aufsichtsräte gegeben hatte, ohne dass mit ihm gesprochen worden war.

In der Mannschaft durchaus beliebt, fällt Vehs Bilanz beim HSV allerdings auch sehr mager aus. Der Trainer brachte den teuersten Kader in der HSV-Geschichte kein Stück weiter – Platz sieben in der Tabelle ist die Quittung für tempoarmen Schlichtfußball. Zumindest scheute sich Veh nicht, die Konfrontation mit Alphatierchen wie David Jarolim oder Ruud van Nistelrooy zu suchen. Beide setzte er auf die Bank. Doch die Alternativen waren zu schwach, und so blieb sein Durchgreifen letztlich folgenlos.

Sein Wirken stand ohnehin unter keinem glücklichen Stern. Als die Vorstände Hoffmann und Kraus ihn holten, sollte er nicht mehr als ein Übergangstrainer für ein Team sein, dem der große Umbruch bevorstand. Spätestens seit dem Halbfinal-Aus in der Europa League gegen Fulham vor zehn Monaten hatten Hoffmann und Kraus erkannt, dass sich die Mannschaft auf ihrem Zenit befand. Der Plan war: ein Jahr mit Veh halbwegs geräuschlos durchwurschteln, dann mit neuen Profis, neuem Sportchef, neuem Trainer in der Serie 2011/2012 angreifen. Doch der Fußball sieht keine Zwischenjahre vor.

Nach Doll, Stevens, Jol, Labbadia, Moniz und Veh wird sich ab dem Sommer also der nächste auf der HSV-Bank versuchen. Als Kandidaten gelten Robin Dutt vom SC Freiburg und auch der vereinslose Ralf Rangnick sowie der Däne Michael Laudrup und der Norweger Stale Solbakken. Wer es auch wird, er wird eine Mannschaft übernehmen, der der große Austausch bevorsteht in einem Verein, dem die Millionen früherer Jahre für Einkäufe fehlen.

Seit Dienstag fehlt dem notorischen Unruheklub nun auch noch der Wunsch-Nachfolgekandidat für Vorstand Bernd Hoffmann: Aus Norwegen war zu hören, dass Björn Gulden lieber beim Schuhhersteller Deichmann bleiben wolle, als Vorstandsvorsitzender des HSV zu werden. Es sind wirklich tolle Tage im karnevalfeindlichen Hamburg.

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