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Hallo, ich bin jetzt Führungsspieler. Daher trägt Julian Draxler bei Schalke auch ab sofort das Trikot mit der Nummer 10.

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Bundesliga-Vorschau, Teil 15: Schalke 04: Verdächtig viel Ruhe

Schalke 04 hatte sich vor der kommenden Spielzeit frühzeitig qualitativ und in der Breite verstärkt. Deswegen ging es in den letzten Wochen bei dem Bundesligisten beinahe auch zu, als bereite man sich nur auf eine Thekenmeisterschaft vor.

Was hat sich verbessert?

So viel Harmonie war selten. Die größte Aufregung in der Vorbereitungszeit war, dass Manager Horst Heldt beim Beachsoccer gegen Trainer Jens Keller verloren hat. Heldt hat darauf nicht ganz ernst gemeinte Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt. Ansonsten plätscherten die sechs Wochen so ruhig dahin, als ginge es um die Vorbereitung auf eine Thekenmeisterschaft. Nicht einmal der plötzliche Abgang von Michel Bastos in die Vereinigten Arabischen Emirate hat Klubführung oder Fans in Aufruhr versetzt. Der Grund für die Ruhe: Mit Adam Szalai, Christian Clemens, Leon Goretzka und Felipe Santana hat sich Schalke frühzeitig qualitativ und in der Breite verstärkt. Es gibt jetzt Alternativen. Das war in der vergangenen Saison so gut wie nicht der Fall.

Wer sind die Stars?

Die Klubverantwortlichen haben sich dazu entschlossen, einen Star selbst und aus den eigenen Reihen zu benennen. Julian Draxler, zuletzt von Real Madrid und Manchester United umgarnt, soll künftig eine Führungsrolle übernehmen. Um diese Aufwertung mit einem symbolischen Akt zu untermauern, trägt der 19-Jährige in der kommenden Saison statt der Rückennummer 31 die 10. Mit Jefferson Farfan, Jermaine Jones und Klaas-Jan Huntelaar gibt es allerdings einige Platzhirsche, die ihr Revier verteidigen werden. Es wird spannend zu beobachten sein, ob die etablierten Führungsspieler die Anweisungen des jugendlichen Draxler auf dem Platz akzeptieren.

Wer hat das Sagen?

Clemens Tönnies bleibt der Mann, der die wesentlichen Entscheidungen im Verein trifft. Der Fleischfabrikant und Aufsichtsratschef der Schalker scheint allerdings bereit zu sein, Verantwortung abzugeben. Offenbar sieht er den Klub beim derzeitigen Vorstand in guten Händen. Horst Heldt hat sich in den vergangenen Wochen zusehends vom großen Schalke-Boss emanzipiert. Er wirkt deutlich selbstbewusster, was nicht zuletzt an den jüngsten Transfers liegen dürfte, die ihm viel Wohlwollen im Klub und bei den Anhängern eingebracht haben. Nach den quälenden Jahren unter Felix Magath scheint Heldt ein Konzept zu verfolgen. Die Mannschaft wird sinnvoll mit jungen, talentierten Spielern ergänzt und verstärkt und dies mit vernünftigem finanziellen Aufwand. Denn der immer noch hoch verschuldete Klub muss in Sachen Geld weiterhin besonders wachsam sein. Darauf achtet Tönnies besonders.

Was erwarten die Fans?

Sollten die Schalker die Qualifikationsspiele für die Champions League erfolgreich überstehen, würde bereits große Zufriedenheit herrschen. Ein Scheitern und damit die Teilnahme an der Europa League würde wohl nur als unzureichendes Trostpflaster angesehen werden.

Und sonst?

Dass der FC Schalke 04 kein ganz normaler Verein ist, haben die Vereinsmitglieder zuletzt auf der Jahresversammlung Ende Juni gezeigt. Rund 9000 waren dafür eigens in die Schalker Arena gekommen. Dort hatte ein großer Teil der Anwesenden dann gegen einen Vertrag mit der Online-Ticketbörse Viagogo heftig protestier. Für viele Mitglieder war die vertragliche Bindung mit Viagogo der Pakt mit dem Teufel. Unter dem Eindruck des wütenden Protests lenkte der Klub ein und kündigte ein paar Tage später den Vertrag auf. Die Basisdemokratie wurde mit Nachdruck eingefordert, und in diesem Fall hat sie auch funktioniert.

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