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Ivan Klasnic

© dpa

Bundesliga: Werders Wintermärchen

Ivan Klasnic spielte gegen Leverkusen nach langer Leidenszeit groß auf und erzielte zwei Tore. Es waren die ersten in der Bundesliga nach seiner Nierentransplantation.

Es ist mitunter eine nette Geschichte, dass seit dieser Saison nach Heimspielen von Werder Bremen mit einigem Brimborium ein Spieler des Tages gekürt wird. Nach dem spektakulären 5:2 (1:1) gegen Bayer Leverkusen war klar, dass nur ein Kandidat auf allen Wahlkärtchen stand: Ivan Klasnic, zweifacher Torschütze, sensationeller Vorbereiter und gefeierter Star eines ungewöhnlich turbulenten Begegnung, mit der die Hanseaten ihre Anwartschaft auf den Meistertitel untermauerten.

Ivan Klasnic hatte fast auf den Tag ein Jahr nach seinem letzten Bundesligaspiel im Weserstadion (am 17. Dezember gegen den VfL Wolfsburg) eine verblüffende Leistung gezeigt. Als hätte es die erst im zweiten Anlauf geglückte Nierentransplantation, die medikamentöse Behandlung und die monatelange Leidenszeit gar nicht gegeben, wirbelte Klasnic wie zu besten Zeiten. Er hat sich selbst das schönste Geschenk gemacht, urteilte Trainer Thomas Schaaf. „Darauf habe ich lange gewartet. Ich kann meine Freude gar nicht beschreiben“, sagte der Kroate. Er hatte am 24. November beim 2:0 über Energie Cottbus sein Comeback gegeben und bestritt gestern seine zweite Bundesligapartie von Beginn an. Klasnic war stets anspielbar, immer präsent. Er schoss das 1:1, das 4:1 und legte für Sturmpartner Markus Rosenberg zum 5:1 auf.

Nach seinem ersten Treffer ging Klasnic in die Knie, faltete die Hände und senkte den Kopf. „Ich habe fünf Sekunden gebraucht, um das zu fassen“, sagte er später. Ein jeder gönnte ihm dieses Erfolgserlebnis. „Den Torriecher verlernt man nicht, das ist so wie Fahrradfahren“, sagte Sportchef Klaus Allofs, „Ivan geht jetzt viel bewusster mit seinem Körper um, vielleicht wird er jetzt noch besser, als vor seiner Operation.“ Klasnic berichtete denn auch in fast demütigem Tonfall: „Ich bin so froh, dass ich das tun kann, was mir am besten gefällt. Nämlich gut Fußball zu spielen“.

Das aber tat Werder Bremen nach einer halbstündigen Anlaufzeit, in der der rheinische Verfolger nicht unverdient durch Tranquillo Barnetta mit 1:0 in Führung ging. „Bis dahin haben wir all das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Bayer-Trainer Michael Skibbe. Dann indes habe sich gezeigt, dass die Mannschaft nicht konkurrenzfähig ist, um dauerhaft gegen einen Großen zu bestehen. „Wir haben nach einer halben Stunde die Ruhe verloren“, sagte Skibbe.

Unmittelbar nach dem 1:1 holte Schaaf seine Mittelfeldkräfte Jurica Vranjes und Tim Borowski vom Feld. Beide waren als lethargische Fehlpassproduzenten in Erscheinung getreten. Vor allem bei Nationalspieler Borowski löste die Maßnahme völliges Unverständnis aus. Zuerst schüttelte er mit dem Kopf, dann klatschte er den Fans auf dem Weg in die Kabine Beifall. „Ich hoffe, dass Tim die Maßnahme richtig bewertet“, sagte Allofs. Schaaf erklärte, die pomadig wirkenden Profis hätten nicht gut gespielt; und er treffe seine Entscheidungen unabhängig von allen Namen .

Der Erfolg gab dem Bremer Trainer ja nur recht: Die mit Leon Andreasen und Aaron Hunt neu formierten Bremer spielten ihren Gegner mit fortschreitender Spieldauer an die Wand; die wegweisenden Tore von Diego zum 2:1 und Clemens Fritz zum 3:1 waren die logische Folge. Thomas Schaafs Zutun an diesem Spiel rief sogar Rudi Völler auf den Plan, um Werders wahren Matchwinner vor dem Weihnachtsfest zu würdigen. Der Mann dieses Spiels sei Thomas Schaaf gewesen behauptete Leverkusens Sportdirektor. Ungeachtet der nicht endenden „Ivan, Ivan“-Rufe der Fans von Werder Bremen.

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