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Michaael Skibbe

© dpa

Bundesliga: Zu loyal für Leverkusen

Bayer trennt sich von Trainer Michael Skibbe, weil ein Neuanfang gemacht werden soll. Letztlich scheiterte Skibbe aber wohl auch an seinem Imageproblem.

Es passt zu Michael Skibbe, dass er selbst bei seiner Entlassung noch freundliche Worte für seinen Nachfolger findet. Viel Glück wünsche er demjenigen, der sein Traineramt in der kommenden Saison übernehmen werde, verkündete Skibbe in einer Mitteilung, die Bayer Leverkusen gestern verschickte.

Der Werksklub hat die Zusammenarbeit mit dem 42-Jährigen beendet, dessen Vertrag ursprünglich bis zum 30. Juni 2009 datiert war. Und die ebenfalls auf dieser Mitteilung aufgeführten Verantwortlichen dieser Entlassung lieferten auch gleich ihre Begründung. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sagte, dass „aufgrund der letzten Bundesliga-Resultate und des verpassten Saisonziels Uefa-Cup“ ein Neuanfang begonnen werden müsse. Vordergründige Anlässe für die Trennung lieferte vor allem die Mannschaft in den vergangenen Wochen reichlich. Erst scheiterte sie im Viertelfinale des Uefa-Cups am späteren Titelträger St. Petersburg. Sieben Bundesliga-Niederlagen in den letzten zehn Rückrundenpartien taten ihr Übriges und gipfelten im 0:1 gegen Werder Bremen am 34. Spieltag. Dieses Ergebnis sorgte dafür, dass die Leverkusener erstmals seit 1996 nicht mehr im internationalen Wettbewerb dabei sein werden. Und angeblich kostet dieses Scheitern den Klub rund zehn Millionen Euro.

Doch wie viel Schuld trägt der Trainer am Kräfteeinbruch seiner Spieler in der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit? Bayer hatte Skibbe im Oktober 2005 verpflichtet, um ein in Deutschland nahezu einzigartiges Jugendkonzept umzusetzen, das der Klub aufgrund deutlich verringerter finanzieller Zuwendungen des Hauptsponsors, dem Bayer-Konzern, auf die Schnelle entwickelte. Junge Talente wie Simon Rolfes oder Tranquillo Barnetta sollten nach und nach teure Stars wie Dimitar Berbatow oder Juan ersetzen. Das gelang, zweimal in Folge erreichte Skibbe den Uefa-Cup. In dieser Saison reichte es am Ende nicht, weil die Kraft der jungen Spieler aufgebraucht war. Mit Bernd Schneider fiel zudem der wichtigste und erfahrenste Spieler des Teams nahezu die gesamte Saison verletzt aus. Alternativen hatte Skibbe nicht, er musste die immer gleichen Akteure aufbieten.

„Wir sind uns schon länger darüber im Klaren, dass wir personell Nachholbedarf haben“, sagte Holzhäuser noch in der vergangen Woche. Der Kader sei zu dünn besetzt gewesen für Bundesliga und Europapokal. Zuständig für die Zusammenstellung der Mannschaft sind in erster Linie Geschäftsführer und Sportdirektor. Skibbes größter Fehler war es wohl, dass er sich intern mit Forderungen nach Verstärkungen nicht weiter vorgewagt hatte und in der Öffentlichkeit stets volle Loyalität dem Konzept des Klubs gegenüber demonstrierte.

Skibbe war nie besonders beliebt in Leverkusen. Und der Bayer-Konzern achtet stets darauf, dass die Außendarstellung der Marke in einem positiven Rahmen erscheint. Tobende Anhänger, die in regelmäßigen Abständen gegen den Trainer rebellieren, sind für eine Imagekampagne nicht gerade förderlich. Das machte es wohl vor allem Holzhäuser leichter, die Trennung zu beschließen. Doch wie geht es weiter in Leverkusen? Jürgen Klopp dürfte noch deutlich vor Mirko Slomka ein Kandidat auf die Nachfolge Skibbes sein. Zunächst hat er in Mainz bewiesen, dass er ein Freund des offensiven Spiels ist und dass er junge Spieler formen kann. Vor allem aber besitzt er ein positives Image wie kaum ein anderer deutscher Trainer derzeit. Nicht zuletzt daran ist Michael Skibbe in Leverkusen gescheitert.

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