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Zurück im großen Geschäft. Adrian Ramos (links) und Raffael haben den Ausflug in die Zweite Liga hinter sich.

© dpa

Bundesligisten im Test (1): Die Liga wird wieder Hertha

In unserer neuen Serie unterziehen wir die Vereine der Fußball-Bundesliga einem Stresstest. Los geht's mit Hertha BSC. Die Berliner haben zwar ihren Kader verstärkt, suchen aber noch ein spielerisches Konzept.

Am 5. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir von nun an täglich Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute zum Start: Aufsteiger Hertha BSC.

Was hat sich verbessert?

Die Liga. „Die Ansprüche steigen“, lautet das neue Mantra von Trainer Markus Babbel. In der Zweiten Liga hat Hertha BSC viele Spiele über die individuelle Qualität gewonnen, das wird gegen Mannschaften wie Dortmund und Bayern München schwer. Um mithalten zu können, hat Hertha vier erstligaerprobte Neuzugänge verpflichtet. Im Tor dürfte Thomas Kraft ein leistungstechnisches Upgrade zum mitunter wackligen Aufstiegskeeper Maikel Aerts sein, war aber bei Bayern München auch mitunter wacklig zwischen den Pfosten. Maik Franz könnte in der Innenverteidigung Roman Hubnik oder Kapitän Andre Mijatovic verdrängen, was wiederum Unruhe bringen dürfte – und Probleme mit den Schiedsrichtern. Andreas Ottl, ebenfalls vom FC Bayern, ist ein technisch guter Mittelfeldabräumer, muss allerdings mit Peter Niemeyer oder Fabian Lustenberger um seinen Platz ringen. Der spielstarke Tunay Torun kann ein Gewinn auf praktisch jeder Offensivposition sein, aber mit seinen wilden Dribblings auch in praktisch jeder Defensivposition hängenbleiben.

Wer sind die Stars? 

Neben den Neuen logischerweise die Alten. Der Kolumbianer Adrian Ramos war zwei Spielzeiten in Folge Herthas Toptorschütze, er könnte es nun ein drittes Mal werden. Oder Pierre-Michel Lasogga löst ihn ab, wenn er den nächsten Entwicklungsschritt macht. Dass Hertha mit beiden verlängern konnte, war wichtig. Auch Raffael wäre in dieser Rubrik zu nennen. Doch wenn der Brasilianer nicht beständiger und torgefährlicher wird, läuft er Gefahr, dass sein gelegentlicher Bankstatus der vergangenen Saison auf „dauerhaft“ abgestuft wird.

Wer hat das Sagen im Verein?

Michael Preetz. Er hat Hertha Demut, Ruhe und Kiezverbundenheit verordnet, und damit den Eindruck seines ersten Dienstjahres, das gleichzeitig Abstiegsjahr war, wieder wettgemacht. Nach dem Aufstieg sicherte er Hertha vier von vielen Vereinen umworbene Verstärkungen und mistete erfolgreich den Kader aus (den er allerdings zuvor mit zugemistet hatte). Trainer Markus Babbel spricht sich eng mit ihm ab. Das ist auch ratsam, wenn er seine erste komplette Saison als Bundesliga-Cheftrainer durchstehen will. Dazu müsste der Mann mit dem neuen Wikinger-Tattoo auch zeigen, dass seine Mannschaften nicht nur Motivation, Wille und Fitness auszeichnet, sondern auch ein spielerisches Konzept.

Wie steht es um die Finanzen?

Nicht gut. Aber besser, als es bei einem Nichtaufstieg ausgesehen hätte. Nach der Acht-Millionen-Euro-Finanzspritze eines Investors betragen die Schulden jetzt offiziell „nur“ noch 31 Millionen Euro. Irgendwann müsste man die mal abtragen, aber wann nur? Keiner der Neuen kostete Ablöse, für einen flinken Linksverteidiger wie Malik Fathi war trotzdem kein Geld da. Obwohl der Berliner Etat mit 54 Millionen Euro so hoch ist wie der von Mainz 05. Die spielen im Europapokal.

Auf Seite 2: Was erwarten die Fans?

Was erwarten die Fans?

In Berlin? Traditionell viel. Das ist genau das Problem. Die Ansprüche steigen auch hier. Während Hertha offiziell nur von nichts als dem Klassenerhalt spricht, haben nicht alle Fans die neue Demut aus der Zweiten Liga mitnehmen können. Viele halten Abstiegs- und Zweitligasaison für einen zweijährigen Betriebsunfall und glauben, dass Hertha direkt wieder um die Europapokalplätze spielt. Wie reagieren sie bei einem Fehlstart?

Was ist in dieser Saison möglich?

Hertha BSC  muss sich zwar nicht wie Mitaufsteiger Augsburg Anfahrtspläne für die Erstligastadien besorgen. Aber dass Vereine wie Wolfsburg, Bremen, Stuttgart, der HSV und Schalke wieder die vorderen Plätze wie vorvorletzte Saison für die Berliner räumen , ist doch unwahrscheinlich. Ein Mittelfeldplatz ohne Abstiegssorgen wäre ein gutes Ergebnis. Ein Klassenerhalt in letzter Sekunde eigentlich auch.

Und sonst?

Dass Hertha am 27. Juli ein Freundschaftsspiel gegen Real Madrid bestreitet, dürfte in Berlin bekannt sein. Dass Real als Testspielgegner Unglück bringt, wohl eher nicht. In Hannover (besiegte Real 2007 3:0), Frankfurt (1:1 gegen Real 2008), Dortmund (0:5 gegen Real 2009) und bei Bayern München (2:4 im Elfmeterschießen gegen Real 2010) weiß man das. Denn jeweils danach ging der Saisonstart daneben. Hat Schalke etwa deshalb seinen Test gegen Real abgesagt?

So sieht Hertha BSC in der Bundesliga aus

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