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Sport: Burka neben Baseballkappen

In Bahrain feiern die Fans gesittet auf der Tribüne

In Monza überfluten die Fans nach einem Formel1-Rennen den Zielbereich. In Bahrain bleiben sie sitzen. Michael Schumacher, der sechsmalige Weltmeister, hatte gewonnen – schön für ihn. Die Fans standen auch auf, sie applaudierten, aber keiner kam auf die Idee, den Tribünenbereich zu verlassen. Nicht mal die heißblütigen Ferrari-Fans testeten die Sicherheitsmaßnahmen. Die Ferraristi schwenkten zwar ihre Fahnen, ganz das gewohnte Bild, trotzdem war in der Wüste vieles anders. Europäer mit rot verbrannten Gesichtern saßen neben arabischen Familien, das Familienoberhaupt im traditionellen Kaftan. Mitunter verfolgten auch Frauen in Burkas, den Ganzkörperschleiern, das Geschehen – ein seltsamer Anblick, wenn links und rechts von ihnen Fans mit leuchtend roten Ferrari-Baseballkappen sitzen.

Diese Farbkombination war flächendeckend aber eigentlich nur beim Rennen zu sehen. Da saßen rund 40 000 Zuschauer auf den Tribünen. Die Trainingsabschnitte dagegen zogen kaum jemanden an. Aber am Sonntag waren sie alle versammelt, die Fans und natürlich die VIPs. Viele der Prominenten und Reichen kamen aus den anliegenden Golfstaaten – eingeflogen für einen Tag. Aber es gab auch viele Fans, die nur wegen des Rennens kamen und nicht, um bloß gesehen zu werden. Der Brite Derek Williams zum Beispiel. „Ich war früher immer in England beim Grand Prix in Silverstone. Aber jetzt arbeite ich schon seit ein paar Jahren in Saudi-Arabien. Als ich hörte, dass es in Bahrain einen Grand Prix geben wird, war klar, dass ich da hin musste“, sagt der 55-Jährige. Auch eine Fangruppe aus Deutschland war in Bahrain aufgetaucht. Deren Mitglieder leisten sich jedes Jahr einen anderen Übersee-Grand-Prix. Zum Rennen kamen sie in traditioneller arabischer Kleidung, auf dem Stoff aber trugen sie Fotos der Formel-1-Stars und den Satz: „Deutschland liebt Bahrain und die Formel 1“. Geschrieben auf arabisch. Ein Zeichen von Völkerfreundschaft.

Die arabischen Zuschauer, die weder zu den Reichen noch zu den Prominenten gehören, wirken zwischen den europäischen Fans ein bisschen verloren. „Wir waren keine Motorsportfans, bevor hier in Bahrain diese tolle Strecke gebaut wurde“, sagt Mohammed Abbas, ein Bahrainer, der seine Frau und seinen Sohn mitgebracht hat. „Aber nun hat mich der Rennbazillus erwischt.“ Probleme mit einem Rennbesuch dürfte es auch für streng religiöse Muslime nicht geben. Der Vorsitzende der islamistischen Fraktion des Parlaments von Bahrain flanierte durch die Boxengasse. Der Veranstalter hatte ihn eingeladen. Nachdem man ihm alles gezeigt hatte, sagte er: „Alles in Ordnung, wir haben mit dieser Veranstaltung kein Problem.“ Karin Sturm

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