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Er redet, alle hören zu. Paulo Duartes Wort gilt bei Burkina Fasos Nationalspielern.

© Bouys/AFP

Burkina Faso beim Afrika-Cup: Paulo Duarte: Der Mourinho von Afrika

Der dickköpfige Trainer Paulo Duarte hat Burkina Faso in das Halbfinale des Afrika-Cups geführt. Dort trifft das Überraschungsteam am Mittwoch auf Ägypten.

Paulo Duarte ist unnachgiebig. Die Nationalspieler Burkina Fasos sind völlig erschöpft, doch er hat noch nicht genug. Nochmal und nochmal lässt der Nationaltrainer seine Spieler die Laufwege bei eigenem Eckstoß einstudieren, eine halbe Stunde geht das schon so – bei gleißender Hitze. Der Portugiese hat die vereinbarte Trainingszeit schon weit überzogen. Aber Duarte achtet eben auf die Kleinigkeiten, da sind ein paar Überstunden auf dem Feld eine Selbstverständlichkeit. „Die Jungs werden mir noch dankbar sein“, sagt er nach der Trainingseinheit und lächelt. Nicht umsonst wird Duarte „Mourinho von Afrika“ genannt.

Der 47-Jährige ist nicht nur ähnlich streng wie sein berühmter Landsmann, der Manchester United trainiert, sondern derzeit in Afrika auch ähnlich erfolgreich. Die Nationalmannschaft Burkina Fasos hat er beim Afrika-Cup in Gabun völlig überraschend in das Halbfinale geführt. Dort trifft sein Team an diesem Mittwoch auf Ägypten.

Dass Duarte ein Dickkopf sein kann, wissen sie in Burkina Faso schon länger. Seit dem Februar 2012 etwa, als er sich schlicht weigerte, den Trainerposten der Nationalmannschaft zu verlassen. Burkina Faso hatte es damals unter Duarte zwar schon zweimal zum Afrika-Cup geschafft, doch beim Turnier vor fünf Jahren hatte das Team in der Vorrunde dreimal verloren und war chancenlos ausgeschieden. Der Trainer war der Sündenbock und sollte gehen, entschieden die Verbandsoberen. Duarte wollte aber nicht und reiste zum nächsten Testspiel vier Wochen später trotzdem an. „Im nächsten Monat werden neue Verbandsfunktionäre gewählt. Erst die haben das Recht, mich zu entlassen“, sagte er.

Nun, sie entließen Duarte dann trotzdem, holten ihn aber drei Jahre später zurück. Es läuft also chaotisch ab in Burkina Fasos Fußballverband. Das half Duarte aber auch, als er 2007 zum ersten Mal Nationaltrainer des westafrikanischen Landes wurde. Denn seine Verpflichtung war ein einziges Zufallsprodukt. Wenige Monate zuvor wollten Verbandsoffizielle nur ihren Nationalspieler Ousseni Zongo beim portugiesischen Klub UD Leiria besuchen, den Duarte damals trainierte. Dabei beeindruckte sie Duartes Arbeit. Als er später arbeitslos wurde, ließ er über Zongo anfragen, ob sie vielleicht einen neuen Nationaltrainer bräuchten in Burkina Faso. Sie brauchten einen.

Duarte baut auf erfahrene Spieler

Duarte war zunächst allerdings geschockt über die Bedingungen in einem der ärmsten Länder der Welt. „Es gibt hier nichts, keine Listen von Spielern, keine Unterlagen, keine Videos. Dass die Nationalmannschaft überhaupt existiert, ist verwunderlich“, sagte er. Duarte reiste zurück nach Europa, suchte nach Spielern, stellte eine völlig neue Mannschaft zusammen und blieb fünf Jahre. Burkina Faso sprang währenddessen aus den Niederungen der Weltrangliste auf Platz 37.

Als Duarte das Team 2015 wieder übernahm, bildeten das Gerüst nach wie vor jene Spieler, die er einst geholt hatte. Und mit dieser Mannschaft, deren Leistungsträger ihren Zenit eigentlich schon längst überschritten haben, steht er nun im Halbfinale des Afrika-Cups. Vor Abwehrchef Bakary Koné, der seine beste Zeit in Lyon hatte, bevor er nach Malaga abgeschoben wurde, führen im Mittelfeld Charles Kabore und Abdou Traoré Regie. Im Sturm war der frühere Freiburger Jonathan Pitroipa bis zu seiner Verletzung im zweiten Gruppenspiel gesetzt. Im Viertelfinale gegen Tunesien gelang dem ehemaligen Bundesliga-Profi Aristide Bancé der entscheidende Treffer. Der 32-Jährige lässt seine Karriere derzeit bei ASEC Mimosas in der Elfenbeinküste ausklingen.

„Das ist eine erfahrene Mannschaft mit herausragenden Charakteren“, sagt Duarte. „Die Jungs sind absolut fokussiert. Sie wollen jetzt den Turniersieg.“ Dafür müssen eben auch ein paar Überstunden durchgestanden werden.

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