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Servus, Bayern! Jörg Butt durfte gegen Stuttgart nochmal im Tor stehen. Foto: dpa

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Sport: Buttbuttbutt!

Nach 16 Profijahren hört Jörg Butt auf und bekommt zum Abschied noch ein Spiel im Bayern-Tor.

Was Mario Gomez vermissen wird, kann man sich als Außenstehender nur schwer vorstellen. „Ich bin traurig, weil ich mit dem Jörg endlos lange, schöne, aufreibende Diskussionen hatte. Ich werde ihn sehr vermissen“, gab der Torjäger des FC Bayern zu Protokoll, als er etwas zum bevorstehenden Karriereende von Torwart Jörg Butt sagen sollte. Endlose und vor allem aufreibende Diskussionen? Es scheint eine Seite Butts zu geben, die er vor der Öffentlichkeit verbirgt. Denn dort tritt er stets maximal unaufgeregt auf, was oft mit seiner Herkunft erklärt wird. „Der Oldenburger“ ist schon zu einer Art Namenszusatz geworden, wie „Kaiser“ Beckenbauer oder „Zaubermaus“ Zarate.

Am Sonnabend machte Butt sein 387. und wohl auch letztes Bundesligaspiel. Bayern-Trainer Jupp Heynckes wollte ihm einen ehrenvollen Abschied in einem Heimspiel bereiten, was denn auch trefflich gelang beim maximal unaufgeregten 2:0 des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart. „Ich habe es genossen“, sagte Butt hinterher. „Zumal man als Torwart ja schon noch den Ehrgeiz hat, zu null zu spielen und mit dem Verein eventuell den Bundesliga-Gegentorrekord einzustellen.“ Zugleich bemühte er sich, Sentimentalitäten zu unterdrücken, es steht schließlich noch einiges an diese Saison, das Champions-League-Finale zum Beispiel. „Ich habe den Jungs schon in Madrid gesagt: Wenn sie diesen Henkelpott nicht holen, werde ich weitermachen“, sagte Butt, der schon bei zwei Finalniederlagen im Tor stand: 2010 mit den Bayern gegen Inter und 2002 mit Leverkusen gegen Real.

16 seiner bisher 37 Lebensjahre verbrachte Butt als Profifußballer, für den VfB Oldenburg, den Hamburger SV, Bayer Leverkusen, Benfica Lissabon und eben in München. Seine stets von „Buttbuttbutt!“-Rufen der Fans begleiteten 26 Elfmetertore für den HSV und Leverkusen gehören in jede Bundesliga-Chronik. Auch hinein gehört allerdings einer der Höhe- und am Ende doch Tiefpunkte in seiner Karriere: das Vize-Triple mit Leverkusen im Jahr 2002, direkt danach fuhr er mit der Nationalmannschaft zur WM, blieb aber ohne Einsatz, auf vier A-Länderspiele brachte er es insgesamt.

Zu den Bayern kam Butt vor vier Jahren im Schlepptau von Jürgen Klinsmann. Nach dem Karriereende von Oliver Kahn war Butt eingeplant als zweiter Mann hinter Michael Rensing, den er aber schnell verdrängte. Bis Januar 2011 blieb Butt die Nummer eins. Bis ihm Louis van Gaal aus heiterem Himmel eröffnete, fortan auf Thomas Kraft zu setzen. Ziemlich bald setzten die Bayern nicht mehr auf van Gaal, dafür aber weiter auf Butt. Mit Engelszungen überredeten sie ihn, das Karriereende noch ein Jahr aufzuschieben – nicht nur, um einen zuverlässigen Ersatz für Manuel Neuer zu haben, sondern auch aus pädagogischen Gründen. Holger Badstuber beschrieb am Sonnabend recht schön, welche Bedeutung sein Kabinennachbar für die Mannschaft hatte: „Man konnte sehr viel von ihm lernen. Er hat mich manchmal zur Seite genommen und mir in seiner ruhigen Art gesagt, wo es langgeht.“ Butt sagt, es habe ihm „unglaublich viel Spaß gemacht, die Jungs zu begleiten“.

Diese Kompetenz wird künftig im Mittelpunkt von Butts Berufsleben stehen. Im Sommer wird er Koordinator der neu formierten Nachwuchsabteilung des FC Bayern, eine Aufgabe, auf die er sich gründlich vorbereitet hat. Und die Latte hängt hoch, wie Mario Gomez verriet: „Er hat versprochen, jedes Jahr zehn hochkarätige Jungs rauszubringen.“

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