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Michael Zorc, 51, ist seit 1998 Sportlicher Leiter von Borussia Dortmund. Als Profi spielte Zorc 17 Jahre für den BVB und schoss in 463 Bundesligaspielen 131 Tore für den Klub.

© Imago

BVB-Sportchef Michael Zorc: "Die Spieler wurden nicht von Löw gefoult"

Michael Zorc, Sportlicher Leiter von Borussia Dortmund, spricht vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern München über Verletzungen, aufgebauschte Konflikte und den Propheten Franck Ribéry.

Herr Zorc, sind Sie eigentlich sauer auf Bundestrainer Joachim Löw?
Überhaupt nicht, warum sollte ich?

Ihnen fallen beim heutigen Gipfel gegen die Bayern mit Gündogan, Hummels und Schmelzer drei wichtige Spieler aus, die sich alle bei Testspielen im Nationaltrikot verletzt haben.
Soweit ich das verfolgen konnte, wurden die Spieler nicht von Jogi Löw gefoult. Das waren Unfälle, so etwas passiert nun mal. In London haben vier Dortmunder und drei Bayern in der Mannschaft gestanden. Ich kann da keine Benachteiligung oder Ungleichbehandlung erkennen. Natürlich ist die Situation bitter für uns, aber das muss man unter „Shit happens“ abhaken.

Aber auf die DFL sind Sie sauer: Die Ansetzung eines Knallers wie dem gegen die Bayern nach einer Länderspielpause sagt Ihnen überhaupt nicht zu.
Ich habe nur zu verstehen gegeben, dass ich es mag, wenn man sich auf so ein Highlight eine ganze Woche lang freuen kann. Das würde dem Ereignis eher gerecht.

Hinterlässt es bei Ihnen einen faden Beigeschmack, wenn Philipp Lahm und Manuel Neuer vorzeitig von der Nationalmannschaft abreisen, um sich auf das Spiel in Dortmund vorbereiten zu können?
Das interessiert mich überhaupt nicht. In erster Linie habe ich mich gefreut, dass Roman Weidenfeller in Wembley im Tor gestanden hat und endlich sein erstes Länderspiel machen durfte. Mir werden diese Konflikte, die eigentlich gar keine sind, viel zu sehr aufgebauscht.

Können Sie sich bei all den personellen Sorgen überhaupt noch auf dieses Spiel freuen, das ja nicht nur in Deutschland, sondern weltweit beachtet wird?
Als wir am Mittwoch die Diagnose erhielten, dass Mats Hummels und Marcel Schmelzer wochenlang ausfallen, waren wir schon kurzzeitig geschockt. Aber dann haben wir so reagiert, wie das hier bei Borussia Dortmund üblich ist: Wir schütteln uns einmal und entwickeln dann eine Jetzt-erst-recht-Mentalität.

Das Thema Mario Götze ist fast schon in den Hintergrund gerückt. Welchen Empfang erwarten Sie, wenn der frühere Dortmunder Junge nach Hause zurückkehrt?
Ich hoffe, dass er vernünftig und fair empfangen wird. Dieses Spiel ist keine Plattform für Hasstiraden. All diejenigen, die so etwas im Sinn haben, sollten nicht vergessen, dass er zwölf Jahre bei uns war, an vielen Erfolgen seinen Anteil hatte und uns eine Rekord-Ablöse in Höhe von 37 Millionen Euro beschert hat. Der Junge hat sich nicht in einer Nacht- und Nebelaktion davongeschlichen.

Franck Ribéry hat verkündet, im Falle eines Bayern-Siegs wäre die Meisterschaft entschieden. Hat er Recht?
Offensichtlich ist er nicht nur ein toller Fußballer, sondern hat auch noch prophetische Gaben. Natürlich wären sieben Punkte ein deutlicher Abstand, aber die Saison ist noch lang.

Nach dem Götze-Transfer wurde das gemeinsame Mittagessen mit den Bayern-Bossen ersatzlos gestrichen. Dieses Mal findet es wieder statt. Stimmt das Verhältnis wieder?
Es haben seitdem viele Gespräche stattgefunden, es gibt keine atmosphärischen Störungen mehr. Wir können uns also auf das Wesentliche konzentrieren. Und das sind die 90 Minuten am Samstag.

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