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Im Abseits steht nur Real. Während sich die Spieler von Madrid beschweren, feiert Robert Lewandowksi das Tor zum 2:0. Foto: Reuters

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BVB-Torjäger Lewandowski: Einfach nicht zu halten

Robert Lewandowski personifiziert Dortmunds Aufstieg an Europas Spitze wie kaum ein anderer Spieler im BVB-Kader. Nun zeichnet sich allerdings der Abschied des polnischen Torjägers ab.

Zehn Minuten nach Spielende befand sich das Dortmunder Stadion noch immer im Ausnahmezustand. 67 000 Zuschauer tobten und wollten ihre Helden nicht vom Rasen lassen. Doch irgendwann verzogen sich die Profis in schwarz-gelb in den Umkleidetrakt. Bis auf einen, den die Fans mit ihren Sprechchören zurück auf die Bühne trugen: Robert Lewandowski. Vier Tore gegen Real Madrid, das ist unverschämt gut – zu gut für Dortmund sogar. Nicht nur Mario Götze, sondern auch Lewandowski könnte in diesem Sommer nach München wechseln. Die Worte seines Managers lassen diesen Schluss zu: „Robert wird in einem noch größeren Verein spielen“, sagte Cezary Kucharski im polnischen Fernsehen. „Einem noch besseren als Borussia Dortmund. Die Funktionäre von Borussia Dortmund wissen, wo er spielen wird.“ Angeblich liegt eine 25-Millionen-Euro-Offerte vor, was Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc am Donnerstag heftig dementierte. Deshalb gebe es auch „keine Veranlassung, über eine neue Entwicklung nachzudenken“, sagte Zorc der Nachrichtenagentur dpa.

Ein Beigeschmack blieb trotzdem nach einer rauschenden Nacht, in der Lewandowski alle überstrahlt hatte. Mit 4:1 (1:1) entzauberte Dortmund den Weltverein Real Madrid. Nie zuvor ist es einem Spieler gelungen, in einem Halbfinale der Champions League vier Tore zu erzielen. Nicht Messi, nicht Ronaldo, nicht Ibrahimovic und auch nicht Rooney. Doch nun Lewandowski: Vier krachende Ausrufezeichen mit dem rechten Fuß, drei aus dem Spiel heraus, ein Elfmeter, wirklich alles, was der Stürmer an diesem Abend anpackte, gelang. „Es war ein überragender Abend, nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft“, sagte Lewandowski. „4:1 gegen Real Madrid: Das war richtig geil!“ Und Manndecker Neven Subotic fabulierte im Glücksgefühl des Triumphs: „Robert ist die Creme de la Creme der Weltklasse. Er ist so stark, er ist einfach nicht zu verteidigen.“

Wie der filigrane Techniker an diesem historischen Abend wirbelte, das hatte nichts mehr mit dem zu tun, was zweieinhalb Jahre zuvor bei Robert Lewandowski geschah. Damals war er ein Fast-Niemand, der im Ruhrgebiet sein Glück suchte. Für 4,5 Millionen Euro war er von Lech Posen in die deutsche Liga gewechselt Er galt als talentiert, stand aber im Schatten des Südamerikaners Lucas Barrios, der sich beim BVB mit seiner Wucht und mit seiner Torgefahr zu einer Kapazität geschossen hatte, die den Nimbus der Unantastbarkeit verkörperte.

Lewandowski kam sporadisch zum Einsatz, und wenn er im aufstrebenden Dortmunder Ensemble mitstürmen durfte, dann wirkte das meist fahrig und wenig zielstrebig. Der junge Mann erwarb sich den Ruf eines Chancentods, die Fans fragten sich, wie viel Geduld man mit einem Spieler haben müsse, der zwar kein hoffnungsloser Fall aber mit Sicherheit auch kein Messias sei. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp beschwichtigte und wurde bei den immer wiederkehrenden Nachfragen nicht müde, das ungeheure Potenzial dieses Spielers zu rühmen. Als müsse dieses Urteil durch bewegte Bilder belegt werden, kursierte bald das Video mit dem „Robert Lewandowski Trick“ auf der Internet-Plattform „Youtube“. Das zeigt ihn, wie er beim Warmmachen am Spielfeldrand im Vorbeigehen den Ball zwischen Wade und Oberschenkel einklemmt, ihn mit einer kurzen Bewegung über den Kopf schleudert, um ihn dann mit dem Spann anzunehmen. Wer solch zauberhafte Kunststücke beherrscht, der kann auch ganz andere Sachen. Tatsächlich begann der Aufstieg, als sich Barrios verletzte und Lewandowski zu einem der begehrtesten Stürmer Europas durchstartete. Der Pole schoss sich bis an die Spitze Europas – und mit ihm sein Verein. Die Entwicklung verlief parallel, und sie weckte bei der Konkurrenz Begehrlichkeiten.

Seit mehr als einem halben Jahr stellt sich die Frage, was aus der Tormaschine Robert Lewandowski wird. Fest steht, dass er den BVB spätestens zum Vertragsende am 30 Juni 2014 verlassen wird, vielleicht aber nun auch früher. Am Tag des Spiels gegen Real berichtete die spanische Sportzeitung „Marca“, der spanische Agent des scheidenden Münchener Trainers Jupp Heynckes habe ausgeplaudert, der Pole werde bereits in der kommenden Saison das Trikot der Bayern tragen. Dem widersprach BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Diese Störfeuer aus einem ganz bestimmten Teil der Republik stören uns überhaupt nicht. Es ist unser expliziter Wunsch, dass Robert in der nächsten Saison für uns spielt. Dafür verzichten wir auch auf eine Ablösesumme.“ Ob sich ein an der Börse notierter Klub einen solchen Luxus leisten kann, sei dahingestellt. Wie auch immer: Wenn die Bayern den Superstürmer tatsächlich bereits im Sommer an sich binden wollen, kostet sie das eine erhebliche Ablösesumme.

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