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Sport: Bye bye, Brasilien

Atletico Mineiro will Alves – und Hertha nur noch Europäer

Berlin. Vielleicht kam ihm der Gedanke in der vergangenen Woche, vielleicht schon früher. Jedenfalls sagt Dieter Hoeneß jetzt: „Sie können davon ausgehen, dass wir nur Europäer verpflichten werden.“

Es ist ein bedeutender Satz, den der Manager des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC da gestern gesagt hat. Im Umkehrschluss bedeuten Hoeneß’ Worte, dass der Klub keine Brasilianer mehr verpflichten wird. „Zwei, drei Spieler“ will der Manager noch verpflichten, denn „vorne müssen wir wohl noch etwas tun“. Das war die erste Kritik an Herthas Stürmer Alex Alves. Und am Dienstagabend gewannen die Worte des Managers sogar noch mehr an Bedeutung. Denn da meldete sich aus Brasilien der Fußballverein Atletico Mineiro aus Belo Horizonte zu Wort. Der Klub will Alves jetzt ausleihen und das Gehalt übernehmen. Dem brasilianischen radio-Sender „Itatiaia“ sagte Alves’ Berater Fernando Garrido: „Ja, Mineiros Vereinsführung hat offiziell Interesse bekundet. Jetzt verhandeln wir mit Hertha.“

Das Angebot könnte passender nicht kommen. Am Nachmittag hatte Hoeneß noch gesagt, dass Alves in Berlin die letzten drei Saisonspiele eh nur auf Bewährung spielt. „Wir beobachten ihn sehr genau und teilen ihm dann in zweieinhalb Wochen mit, ob wir die Zusammenarbeit forsetzen wollen.“ Alves’ Stichtag in Berlin ist somit der 24. Mai, dann muss Hertha am letzten Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern ran.

„Sie wollen ihn alle in Brasilien“

Bis dahin könnte sich die Affäre Alves geklärt haben. Denn an dem Angebot aus Brasilien „ist etwas dran“, sagte Nelson Maldaner am späten Abend dem Tagesspiegel. Maldaner ist Herthas Kontaktperson in Südamerika. Er sagt: „In Brasilien ist Alves ein Star, die Leute lieben ihn. Wenn Alex will, findet er bei uns einen Verein.“ Auch Cruzeiro Belo Horizonte sei interessiert, das ist sein ehemaliger Arbeitgeber. Eigentlich „wollen sie ihn alle in Brasilien“, sagt Maldaner, „das Problem ist nur das Geld“. Alves soll in Berlin 2,2 Millionen Euro verdienen, und „soviel zahlt kein Verein in Südamerika“, sagt Maldaner. In Brasilien könne er „nur so viel verdienen wie in Deutschland in der Zweiten Liga“.

Dass Mineiro den Hertha-Stürmer ausleihen will, soll ja nicht falsch verstanden werden, sagt Maldaner. „Die können nicht viel Ablöse zahlen. Und mehr als eine Million Dollar war eh nie drin bei den brasilianischen Klubs.“ Alves war im Dezember 1999 für acht Millionen Euro nach Berlin gewechselt.

Zu dem Angebot und seinem Ultimatum in Berlin wollte sich Alves gestern nicht äußern. Über seinen Dolmetscher Alcir Pereira ließ er lediglich mitteilen, dass „ich viel im Reha-Zentrum zu tun habe“. Alves plagt sich mit einer Zerrung im Oberschenkel herum.

Alex Alves ist derzeit verletzt

Ob Herthas Stürmer zum Spiel gegen Bayern München am Sonnabend fit wird, „das weiß ich nicht“, sagte Herthas Trainer Stevens am Nachmittag. „Ich hätte ihn gerne dabei. Wir wissen, welche Qualitäten er hat.“ Nur: „Das zeigt er leider zu selten.“

Der 28-Jährige gilt bei Hertha als divenhafter Faulpelz. „Reden reicht bei ihm nicht mehr, wir müssen immer wieder Druck machen“, sagte Stevens. Als Alves in der vergangenen Woche schlecht trainierte, lud ihn Stevens in sein Trainerzimmer ein. „Wir haben ihm seine Tore gezeigt, seine schönen Aktionen, all das, was er kann“, sagt Stevens. Wie Alves nach der Videostunde reagiert habe? „Wie immer“, sagt Stevens. Nach dem Abschlusstraining am Freitag meldete sich Alves krank.

Bis 2004 steht Alves bei Hertha unter Vertrag. Lose Anfragen habe es bislang gegeben, sagt Manager Hoeneß, „aber ein konkretes Angebot liegt uns nicht vor“. Alves sagt oft, dass gerne in Brasilien oder Spanien spielen würde. Hoeneß hätte da nichts einzuwenden, für einen Mann, der alle Monate mal zwei, drei gute Spiele abliefert, verdient Alves zu viel Geld. Trainer Stevens sagt dazu nur: „Ich will nicht wissen, was die Jungs verdienen. Ich bin nicht der Finanzminister.“ Aber hat Alves denn überhaupt eine sportliche Perspektive in Berlin? „Er hat einen Vertrag. Was sollen wir denn machen?“

André Görke

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