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Calmund-Affäre: Manipulationsvorwurf vom Tisch

Mit Erleichterung hat Reiner Calmund auf die Ankündigung der Kölner Staatsanwaltschaft reagiert, die Ermittlungen gegen ihn wegen angeblicher Spiele-Manipulationen einstellen zu wollen. Verdacht auf Untreue besteht weiter.

Leverkusen - "Ich freue mich darüber. Das ist schon an die Nerven gegangen", sagte der Ex-Manager des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen am Mittwoch. Laut Günther Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft, steht in dieser Sache noch die Vernehmung des Fußball-Profis Ansgar Brinkmann aus. «Davon versprechen wir uns jedoch keine Kehrtwende mehr», sagte der Jurist. Der Anfangsverdacht auf Manipulationen lasse sich nicht aufrecht erhalten: «Wir konnten nicht finden, dass da etwas dran war.»

Auf einen Wendepunkt hofft Calmund-Nachfolger Wolfgang Holzhäuser bei der angespannten Finanzlage des Clubs. Nach einem Bericht des Magazins «Stern» (Donnerstag) schrieb Bayer 04 im Geschäftsjahr 2005 operativ ein Minus von knapp fünf Millionen Euro. Mit diesem Ergebnis liege die Tochter des Pharmakonzerns Bayer allerdings «voll im Fünf- Jahres-Sanierungsplan», sagte Bayer-Geschäftsführer Holzhäuser. Nach seinen Angaben sollen spätestens mit der Saison 2007/2008 wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Der aktuelle Bundesliga-Fünfte war 2003 in eine schwere Krise geraten. Wie die Bilanzunterlagen des Vereins zeigen, schloss die Fußball GmbH ihr Geschäftsjahr 2002/2003 mit einem Verlust von gut 42 Millionen Euro ab. Die Bankschulden lagen damals bei 60,6 Millionen Euro.

Verdacht auf Untreue besteht weiter

Für Calmund ist die Finanzaffäre aber noch nicht ausgestanden, da die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue fortgesetzt werden. «Ein Ende dieser Ermittlungen ist zunächst nicht absehbar», sagte Feld. Calmund hatte im Juni 2003 Bargeldzahlungen in Höhe von 580 000 Euro an den Spielervermittler Volker Graul für die vermeintliche Vermittlung von Vorkaufsrechten auf serbische und kroatische Spieler veranlasst. Dokumente über diese Optionen will Bayer 04 nie erhalten haben. Der Bayer-Konzern hatte sich wegen der undurchsichtigen Transaktion im Sommer 2004 von Calmund getrennt.

Im Zuge dieser Finanzaffäre waren auch Spekulationen aufgekommen, dass Calmund die 580 000 Euro dafür eingesetzt haben könnte, für die in der Saison 2002/2003 vom Abstieg bedrohten Leverkusener im Schlussspurt Spiele zu kaufen. Dabei gerieten die von Bayer 04 an den letzten drei Spieltagen gewonnenen Begegnungen gegen Arminia Bielefeld, 1860 München und den 1. FC Nürnberg ins Visier der Fahnder. So hatte die Kölner Staatsanwaltschaft am 25. März 2006 erklärt, «Hinweise mit Substanz» zu prüfen.

Unterdessen stattete die Steuerfahndung Köln am Dienstag sowohl der Bayer-Geschäftsstelle als auch Calmund einen Besuch ab. Die Fahnder begehrten steuerrechtliche Aufklärung über eine Transferentschädigung in Höhe von umgerechnet rund 900 000 Euro für einen kroatischen Fußball-Spieler aus dem Jahr 1998. Dabei könnte es sich um Zoran Mamic handeln, den Bayer damals ohne Ablöse vom VfL Bochum verpflichtet und zwei Jahre später wieder abgegeben hatte. «Für mich war es ein ganz sauberes Transfergeschäft», sagte Calmund dazu. Wie Feld mitteilte, stehen die Nachforschungen der Steuerfahndung nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Untreue- Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Calmund. (Von Andreas Schirmer, dpa)

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