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Patrick Hausding, 21, holte 2008 bei Olympia Silber und gewann in diesem Jahr bei der EM in Budapest zweimal Gold und dreimal Silber. Der Berliner ist einer von fünf Nominierten für den Champion des Jahres, der in dieser Woche im Robinson Club in Portugal gewählt wird.

© dpa

Champion des Jahres: Wasserspringer Patrick Hausding: "Ich mache das nicht für Geld"

Patrick Hausding gewann in diesem Jahr bei der EM in Budapest fünf Medaillen. Jetzt ist der Berliner für die Auszeichnung "Champion des Jahres" nominiert. Im Tagesspiegel-Interview spricht er über seine Erfolge und den Stellenwert seiner Sportart.

Herr Hausding, Sie stehen beim Champion des Jahres 2010 zur Wahl. Das war zu erwarten, oder?
Nein, das hätte ich nicht mal annähernd erwartet. Die Europameisterschaft war zwar schon ein super Ereignis, aber dass mir so viel Respekt von den anderen Sportlern entgegengebracht wird, ist schon überraschend. Aber ich habe wohl selbst mit meiner Sportart ein paar Anhänger gefunden.

Wasserspringer stehen sonst nicht oft im Fokus. Was hat sich nach Ihren Erfolgen verändert?
Ich werde seitdem oft auf meine Leistung angesprochen. Und hatte auch ein paar Medientermine danach. Aber der Trubel hat sich mittlerweile wieder gelegt.

Konnten Sie auch wirtschaftlich von der EM profitieren?
Allzu viel hat sich diesbezüglich nicht verändert – es ist ja auch erst gut einen Monat her. Klar, gab es kleinere Anfragen von Sponsoren, aber da kann ich noch nicht drüber sprechen. Man hofft man schon, dass sich diesbezüglich mal etwas entwickelt und freut sich über jede Art der Unterstützung. Ich kann ja neben meinem Training keinen Job machen, weil ich das zeitlich nicht schaffen würde.

Wie sieht denn Ihr Alltag aus?
Wir kommen auf 25 bis 30 Stunden Trainingszeit in der Woche. Dabei sind wir aber nur 50 Prozent im Wasser. Ansonsten machen wir viel Imitationen, Koordinationsübungen, Dehnung und Krafttraining – das kommt dem Turnen sehr nah. Es ist ein enorm hoher Aufwand und die Zeit für Freunde ist sehr knapp. Und dennoch verdient man nicht viel damit.

Da kann man schon mal neidisch auf Fußballer werden…
…. natürlich guckt man da blöd, wenn man sieht, wie viel andere Sportler so verdienen. Aber man macht unseren Sport nicht nur fürs Geld – sonst würde man ihn wahrscheinlich nicht machen.

Denkt man da als 21-Jähriger schon an die künftige finanzielle Absicherung?
Das muss man. Ich will ab dem nächsten Jahr deshalb auch studieren. Was genau, weiß ich noch nicht. Ich habe das Abi parallel zum Sport geschafft, und das mit dem Studium wird dann wohl auch klappen.

Vor der EM in Budapest konnten Sie sich noch ganz aufs Wasserspringen konzentrieren.
Was bei der EM passiert ist, konnte ich selbst kaum begreifen – es war unmenschlich. Ich hatte mir zwei Medaillen vorgenommen, das Ziel hatte ich nach zwei von fünf Wettkampftagen erfüllt. Nach der vierten Medaille dachte ich mir, das war es jetzt. Und am nächsten Tag bin ich Turm-Einzel gesprungen, was überhaupt nicht meine Disziplin ist. Aber dann so überraschend noch Zweiter zu werden, das war schon krass.

Also werden Sie am Ende der „Champion des Jahres“-Woche vielleicht doch zum Sieger gekürt?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich gewinne. Dazu ist die Konkurrenz zu stark. Es ist schon eine Ehre unter den besten Fünf aller Sporthilfe-Athleten in ganz Deutschland zu sein. Eigentlich bin ich ja schon wieder im Training und habe alles umgeworfen, um eine Woche lang bei dem Event dabei sein zu können - mein Trainer fand das gar nicht so toll. Aber diese Veranstaltung abzusagen, wäre mir sehr, sehr schwer gefallen.

Das Gespräch führte Katrin Schulze

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