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Fassungslos. Der FC Schalke 04, immerhin Vizemeister, ist nach drei Bundesliga-Niederlagen in Serie auf der Suche nach sich selbst.

© Patrick Stollarz/AFP

Champions League: Auf Schalke kann es nur besser werden

Nach dem miesen Start in der Bundesliga sucht der FC Schalke ein Mittel für den europäischen Wettbewerb und gegen Auftaktgegner FC Porto.

Die Laune am Tag danach war deutlich aufgehellt. Die Sonne schien über Gelsenkirchen, und das 1:2 bei Borussia Mönchengladbach wurde ein wenig vom ungewöhnlich warmen Spätsommer überdeckt. Domenico Tedesco musste sich überhaupt keine Mühe geben, um ein freundliches Lächeln für die Zuschauer beim Frühtraining bereit zu halten. Es ist ohnehin erstaunlich, wie äußerlich gelassen der Trainer des FC Schalke 04 mit dem missratenen Saisonstart umgeht. Drei Spiele, null Punkte. Es ist die erste sportliche Talfahrt, die Tedesco in seiner jungen Karriere durchleben muss. Einen Fehlstart würden derzeit wohl selbst die kühnsten Schalker Optimisten nicht bestreiten. „Schlechter geht es ja nicht“, hatte Schalkes Manager Christian Heidel nach der Partie am Niederrhein wissen lassen.

Der Fußballlehrer Tedesco allerdings wartete nach dem Abpfiff mit einer überraschenden Einschätzung auf. „Das Ergebnis ist enttäuschend. Aber wir sind auf einem guten Weg. Wenn wir so weitermachen, dann könnte der Knoten relativ schnell platzen“, sagte der 33-Jährige. Vielleicht schon am Dienstagabend wenn der Klub in der Champions League gegen den FC Porto in der heimische Arena antreten muss?

Es ist die Aufgabe des Trainers, sich hinter seine Mannschaft zu stellen und Optimismus zu verbreiten. Und doch wird auch Tedesco nicht entgangen sein, wie sehr sich das Spiel seines Teams zur Vorsaison unterscheidet. Die defensive Stabilität, eines der wesentlichen Erfolgsmerkmale zum Erreichen der Vize-Meisterschaft, hat sich in Luft aufgelöst. Die wohl längste Abwehrreihe um Naldo (1,98 Meter), Matija Nastasic (1,88) und den neu verpflichteten Salif Sané (1,96) ringt um Stabilität, Abstimmung und Lufthoheit im eigenen Strafraum.

Anfällig nach Standards

Zwei Kopfballtore nach Eckbällen gegen Wolfsburg (John Anthony Brooks) und die Gladbacher Borussia (Matthias Ginter) muten geradezu skurril gegen diese Schalker Abwehrhünen an. „Das ist uns jetzt das zweite Mal passiert“, sagte Heidel sichtlich verständnislos. Sechs Gegentore in drei Spielen sind eine schwache Bilanz für ein geplantes Schalker Abwehrbollwerk. „Klar ist, dass uns einiges zur Vorsaison fehlt“, sagte Heidel. Doch nicht nur in der Defensive hakt es ordentlich. Gerade das Aufbauspiel stellt nicht nur die Beobachter, sondern wohl auch die eigenen Angreifer vor Rätsel. Ein Flachpass- und Kombinationsspiel ist derzeit nicht vorgesehen. Lange, oft ziellose Bälle in die gegnerische Hälfte sind derzeit das einzige Mittel, um die gegnerischen Abwehrreihen in Bedrängnis zu bringen.

Über die körperliche Wucht, um daraus ansatzweise Kapital zu schlagen, verfügen vor allem die Angreifer Guido Burgstaller und Breel Embolo. Doch ist diese Schalker Herangehensweise für die Gegner leicht zu entschlüsseln. Dass diese Spielweise enorm viel Kraft benötigt und dieser hohe Energieaufwand dann einen Mangel an Konzentration beim Torabschluss hervorrufen kann, ist kaum von der Hand zu weisen. Davon zeugen die zwei mageren Treffer, die die Schalker bisher erzielt haben.

Noch gar nicht zurecht findet sich in dieser Gemengelage der körperlich weniger robuste Neu-Angreifer Mark Uth, der seine Stärken vor allem am Boden hat. Der 27-Jährige ist noch auf der Suche danach, wie er seine Rolle interpretieren soll. Spielerisch in Szene gesetzt wird er von den Mitspielern, anders als bei seinem ehemaligen Klub Hoffenheim, bislang jedenfalls nicht.

Sebastian Rudy kann Goretzka noch nicht ersetzen

Ebenfalls noch in der Akklimatisierungsphase befindet sich Sebastian Rudy, der den zum FC Bayern abgewanderten Leon Goretzka bisher nur unzureichend ersetzt. Der als Strippenzieher verpflichtete Mittelfeldspieler hat bislang kaum Bindung zu seinem neuen Team gefunden und scheint ebenfalls noch große Probleme mit der rustikalen Spielweise der Schalker zu haben. Dass der 28-Jährige in Mönchengladbach nach rund 80 Minuten aufgrund von Krämpfen behandelt werden musste, zeugt nicht gerade von einem hohen Fitnesszustand.

Das ist ein weiteres von derzeit vielen Problemen beim Vizemeister der Vorsaison. „Wenn du Dreck am Fuß hast, dann wird es nicht leichter“, hatte Schalkes Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri die Lage in Mönchengladbach subsumiert. Bleibt vorerst die vage Hoffnung, dass es besser wird. Viel schlechter geht es ja nicht mehr.

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