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Thomas Kraft im Bayern-Tor streckt sich vergeblich. Den Schuss von Inters Goran Pandev zum 2:3 kann er nicht mehr abwehren.

© AFP

Champions-League-Aus für den Meister: An Inter gescheitert - "ein Stich ins bayerische Herz"

Trotz des 1:0-Sieges von Mailand und einer 2:1-Halbzeitführung im Rückspiel verpasst der FC Bayern das Viertelfinale der Champions League. Für die Münchner ist die letzte Titelchance in dieser Saison dahin.

Zweieinhalb Minuten noch. Inter stürmt. Bayern verteidigt, 66.000 Zuschauer in der Münchner Arena hoffen und bangen. Vergebens. Aus dem Hintergrund rauscht Goran Pandev heran wie einst Helmut Rahn in Bern. Hoch schlägt der Ball im Münchner Tor ein, zum späten, glücklichen 3:2 (1:2)-Sieg für den Titelverteidiger in der Champions League. Die Bayern sind raus, ausgeschieden im Achtelfinale, nach starker erster Halbzeit und starkem Leistungsabfall in der zweiten und trotz eines 1:0-Sieges vom Hinspiel, weil Inter zwei Auswärtstore mehr geschossen hat. Nichts war es mit einer Revanche für das verlorene Finale von Madrid im vergangenen Mai. Und die Abschiedstournee für den scheidenden Münchner Trainer Louis van Gaal ist vorbei, noch bevor sie so richtig begonnen hat. „Das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Der Stachel sitzt sehr tief, weil wir 65 grandiose Minuten gespielt haben. Am Ende waren wir uns vielleicht zu sicher“, sagte Mario Gomez. "Das war ein Stich ins bayerische Herz", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge über die schmerzliche Niederlage.

Damit endete dieses dramatische Spiel, wie es begonnen hatte. Mit einem schweren Schlag für die Bayern. Den ersten hatten sie noch parieren können, nach einem Gegentor, das unglücklich und vor allem irregulär zustande kam. Pandev hatte in die Gasse gespielt Samuel Eto'o, der knapp, aber deutlich sichtbar im Abseits stand. Schiedsrichter Pedro Proenca aber ließ dem Kameruner gewähren, und der bedankte sich nach exakt drei Minuten mit einem Schuss durch die Beine von Thomas Kraft zum 1:0 für Inter.

Im Champions-League-Finale von Madrid hatten die Italiener mit ihrem frühen Führungstor den Bayern allen Spaß am Spiel genommen. Der FC Internazionale vom März 2011 aber ist nicht mehr der vom Mai 2010. Selten haben die Nachfahren des Catenaccio-Erfinders Helenio Herrera so vogelwild verteidigt wie gestern in der ersten Halbzeit zu München. Gewiss, der wichtige Ausgleich nach 20 Minuten kam aus Münchner Sicht überaus glücklich zustande. Arjen Robben zog ein erstes Mal von links in die Mitte, aber sein Schuss war weder scharf noch platziert. Torhüter Julio Cesar aber ließ den Ball vom Brustkorb durch die fangbereiten Arme auf Gomez prallen. Der stand mit dem Rücken zum Tor und hob den Ball mit dem rechten Fuß über die eigene Schulter und Julio Cesar zum 1:1 ins Tor.

Ein Bild der kollektiven Enttäuschung. Der FC Bayern scheitert bereits im Achtelfinale der Champions League.
Ein Bild der kollektiven Enttäuschung. Der FC Bayern scheitert bereits im Achtelfinale der Champions League.

© Reuters

Dann wechselten Robben und Ribéry die Seiten, und bevor Inter sich darauf eingestellt hatte, zog der Holländer von links in die Mitte, Cambiasso fälschte ab auf Thomas Müller, dessen Heber zu gut war für Julio Cesar, und schon führten die Bayern 2:1. Und gaben doch keine Ruhe. Nach dem bis dahin schönsten Spielzug und perfektem Pass von Schweinsteiger scheiterte Ribéry allein vor dem Tor. Kurz darauf spielte der Franzose einen Zauberpass auf Gomez, der Ball rollte schon aufs verwaiste Tor, Müller preschte heran und landete gemeinsam mit dem Ball und Andrea Ranocchia am Pfosten. Kurz vor der Pause traf Robben nach einem Doppelpass mit Ribéry noch das Außennetz.

Inter war mit dem knappen Rückstand zur Pause gut bedient, bis dann Wesley Sneijder zeigte, dass er in Mailand in den Kreis der absoluten Weltstars aufgestiegen ist. Sein Schuss vom linken Strafraumeck flog unerreichbar für Kraft zum 2:2 in die lange Ecke. Jetzt erst, 25 Minuten vor Schluss, fand Inter zu seinem Spiel. Pandev hatte die Führung auf dem Fuß und vergab sie mit einem zu hoch angesetzten Volleyschuss. Bei den Bayern häuften sich die Fehler, die Beine wurden schwer. Sneijder schoss Luiz Gustavo an, dann verschluderte Gomez eine Konterchance. Noch zweieinhalb Minuten, dann schlief Breno im eigenen Strafraum, Eto'o legte quer und dann aus dem Hintergrund Pandev, der aus dem Hintergrund heranrauschte...

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