zum Hauptinhalt
Barca

© dpa

Champions League: Barcelona steht im Finale

Ein Halbfinale der Extreme in London: Chelsea geht früh in Führung, Barcelona gleicht in der Nachspielzeit aus und steht im Finale der Champions League. Doch die Entscheidungen des Schiedsrichters regen nicht nur Michael Ballack auf.

Ganz am Ende bekam Michael Ballack doch noch die befürchtete Gelbe Karte. Damit wäre der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wieder für ein großes Finale gesperrt gewesen – doch sein FC Chelsea hatte das Endspiel der Champions League gerade sowieso verpasst.

Durch einen Ausgleich in der Nachspielzeit. Durch einen Ausgleich des FC Barcelona, der bis dahin beim FC Chelsea nicht eine einzige Torchance gehabt und nun doch noch das 1:1 (0:1) geschafft hatte. Durch einen Ausgleich, der nur möglich war, weil Schiedsrichter Tom Henning Övrebö bei mehreren strittigen Szenen nicht auf wenigstens einen Strafstoß für Chelsea entscheiden wollte – und stattdessen Ballacks letztes verzweifeltes Reklamieren mit einer Verwarnung bestrafte.

Mit viel Glück also hat der FC Barcelona die englische Übermacht in der Champions League durchbrochen. Im Finale treffen die Spanier am 27. Mai in Rom auf Vorjahressieger Manchester United.

Die Schönheit siegte - aber nur mit Glück

Es war von Anfang an offensichtlich, dass Chelsea und Barcelona am Mittwochabend im Stadion an der Stamford Bridge zwei völlig unterschiedliche Spiele absolvieren würden. Die Gäste, durch Ausfälle in der Innenverteidigung gehandicapt, zeigten wie immer katalanische Flachpasskombinationen; die körperlich überlegenen Engländer hielten mit der typischen Hochtief-Strategie dagegen: weite Bälle auf Stoßstürmer Didier Drogba aus der gesicherten Abwehr. Die Schönheit setzte sich gegen das Biest in roten Schuhen letztlich ganz knapp durch: ein Treffer von Andres Iniesta in der allerallerallerletzten Minute brachte Barca ins Finale von Rom.

Der zum „Sechser“ umfunktionierte Michael Ballack stand wie seine Mitspieler im Gegensatz zu dem schamlosen Catenaccio-Kick aus dem Hinspiel im Nou Camp (0:0) eine Spur weiter weg vom eigenen Tor. Barcelona diktierte in der Anfangsphase das Geschehen, ohne sich nennenswerte Gelegenheiten herauszuspielen. Es war erkennbar, dass die nach dem 6:2-Sieg bei Real Madrid als Fußballgötter gefeierten Spieler schnell sehr sterblich werden, wenn man ihnen hartnäckig Zeit und Raum vorenthält. Chelsea dagegen dominierte auch ohne Ballbesitz und brauchte für ein Tor gar keine Chance. In der neunten Minute war es soweit: Frank Lampards verunglückte Flanke fiel Michael Essien vor die Füße, der den Ball vom linken Strafraumeck volley unter die Latte knallte. Das fulminante 1:0 gab den Londonern sichtbar Selbstvertrauen. Ballack, der sich aus Furcht vor einer Gelbsperre in den Zweikämpfen zurücknehmen musste, ließ im Verbund mit Essien Barcelonas Mittelfeldtechniker nicht zur Entfaltung kommen; vorne war Drogba kaum zu bändigen. Víctor Valdés klärte mit dem Knie vor dem auf ihn zu stürmenden Ivorer und musste ein paar Minuten später mit dem selben Körperteil einen teuflisch scharf geschossenen Drogba-Freistoß abwehren. Zudem hätte Schiedsrichter Övrebö schon jetzt einen Elfmeter für die Gastgeber geben können, nachdem Eric Abidal im Strafraum Drogba am Trikot gezupft hatte.

Einen Elfmeter für Chelsea hätte es geben müssen - mindestens

Nach der Pause kam Barcelona mit Tempo und Verve auf den Platz, doch die nennenswerten Strafraumaktionen sah man erneut auf der anderen Seite. Drogba, immer wieder Drogba, wuchtete sich zu Valdés’ Kasten durch. Barcelonas Schlussmann parierte, Florent Maloudas Nachschuss traf das Außennetz. Der Unparteiische gab wieder mal keinen Elfmeter, als Drogba im Strafraum zu Boden ging, dafür sah Abidal plötzlich die Rote Karte. Nicolas Anelka war nach einer zarten Berührung mit einiger Verspätung zu Boden gegangen.

Die Gäste rafften sich in Unterzahl zu einem letzten Sturmlauf auf. Der Ball lief flott, prallte aber spätestens an der Strafraumgrenze an der blauen Wand ab. Essien und Alex wehrten sich mit Fouls, letzterer ist im Finale gesperrt. Övrebö versagte den Londonern den nächsten Elfmeter – Gerard Piqué hatte den Ball im Strafraum klar mit der Hand gespielt –, dann traf Iniesta plötzlich in den Winkel. Michael Ballack hatte nicht mehr rechtzeitig blocken können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false