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Jubelstimmung. Der FC Bayern zieht ins Halbfinal der Champions League. Unser Autor meint: Der FC Bayern hat den FC Barcelona abgelöst als Dominante des Weltfußballs.

© dpa

Champions League: Bayern München löst FC Barcelona ab

Der Spieltag der Champions League hatte besondere Bedeutung. Hier die Souveränität des FC Bayern München, nach Rückschlägen mit einer schlechten Anlaufphase zu brechen. Dort die Unfähigkeit des FC Barcelona, aus dem Rahmen des Vorbestimmten herauszukommen.

Dieser Mittwoch war schon ein besonderer Tag für den Fußball. Nicht so sehr, weil Bayern München nach einem 0:1-Rückstand noch den alten Lieblingsfeind Manchester United niederrang und mühelos Einzug hielt ins Halbfinale der Champions LeagueDie Münchner haben eine so gute Mannschaft, dass sie sich von einer nur halbwegs guten Mannschaft auch durch ein unerwartetes Gegentor nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Das denkwürdige Moment dieses Mittwochs bestand auch nicht darin, dass 2000 Kilometer weiter südwestlich der FC Barcelona 0:1 bei Atlético Madrid verlor und in der Addition beider Viertelfinalspiele ausschied. Atlético war als Tabellenführer der Primera Division nur ein scheinbarer Außenseiter und spielt schon die gesamte Saison über auf allerhöchstem Niveau. Es ist keine Schande,  gegen diese Mannschaft zu verlieren. Auch nicht für den   FC Barcelona.

Bayern München wird statt FC Barcelona zur Dominante des Weltfußballs

Das Besondere war die Koinzidenz beider Ereignisse. Und wie sie zustande kamen. Hier die bayerische Souveränität, nach Rückschlägen mit der schlechten Anlaufphase eines Abends zu brechen und einfach besser, schneller und erfolgreicher zu spielen. Dort die katalanische Unfähigkeit, aus dem Rahmen des Vorbestimmten auszubrechen. Aus beidem zusammen manifestiert sich die Botschaft dieser beiden Viertelfinals: Der FC Bayern hat den FC Barcelona abgelöst als Dominante des Weltfußballs. An diesem Mittwochabend. Keinen Tag früher, auch wenn viele das vorjährige Aufeinanderprallen dieser beiden Fußballkulturen als Zeitpunkt dieser Wachablösung definiert hatten.

Gewiss markierte auch dieser Frühling 2013 eine Zäsur im Selbstverständnis der beteiligten Großmächte. Und doch hatte der katalanische Souverän damals noch nicht abgedankt und der bayerische Diadoche noch nicht übernommen. Trotz des Münchner Triples, trotz des 7:0-Triumphmarsches durch zwei Spiele gegen Barça im Halbfinalspiele der Champions League. Das vergangene Jahr aber war nicht wettbewerbsrelevant. Barcelonas  Taktgeber Lionel Messi war verletzt und nicht auf der Höhe seiner Schaffenskraft, dazu gab es keine angemessene Anleitung von der Trainerbank, nach Pep Guardiolas gefühlsduseligem Abgang und der Krebserkrankung seines Nachfolgers Tito Vilanova. Und die Bayern? Waren damals gedopt. Bis zur Oberlippe abgefüllt mit Adrenalin, beseelt vom Geist dieses einen besonderen Jahres, in dem einfach alles  möglich erscheint. Und erst dadurch möglich wird. 

Der FC Bayern hat diese große Herausforderung mit Auszeichnung bestanden

Die echte Herausforderung stellt sich erst in der Ebene. Im Alltag, wenn die einmal eroberte Position Woche für Woche gegen die nationale und internationale Konkurrenz verteidigt werden will. Wenn auf den Punkt in den wichtigsten Phasen der wichtigsten Spiele die entscheidenden Treffer gesetzt werden müssen. Der FC Bayern hat diese große Herausforderung am Mittwoch mit Auszeichnung bestanden. Ohne den alten Taktgeber Schweinsteiger, ohne den neuen Thiago. Trotz einer über weiten Strecken mäßigen Partie gegen eine Mannschaft, die gar nicht Fußball spielen wollte und durch einen Glückstreffer auf einmal wieder im Geschäft war. Diesen Affront hat der europäische Champion im Stile eines europäischen Champions abgewehrt. Die Bayern werden diese Leistung nun in der nächsten Runde bestätigen müssen, aber bis dahin gilt die Erkenntnis, dass sie ihren im vergangenen Jahr erarbeiten Status angemessen verteidigt haben und keine Herausforderung fürchten müssen.

Der FC Barcelona des Frühjahrs 2014 ist zu so einer Reaktion  nicht mehr in der Lage. Trotz Messi, ja vielleicht sogar wegen Messi. Barça ging in das innerspanische Viertelfinale gegen Atlético als ein Champion auf Abruf. Und beendete es als gewesener Champion, mit zehn Spielern, denn seine Nummer zehn namens Messi hatte sich auf dem Platz dematerialisiert. Diese einst unschlagbar erscheinende Mannschaft war am Anfang  nicht vorbereitet auf Atléticos bekannt aggressive Startphase und später fiel ihr nichts mehr ein, obwohl doch nach dem frühen Rückstand das Spiel noch gar nicht richtig begonnen hatte.  

In der Parallelbetrachtung stellt sich geradezu zwangsläufig die Frage, wie die Bayern auf diese Herausforderung reagiert hätten. Wie sie mit Atléticos frühem Pressing umgegangen und später die tiefstehende Verteidigung angegangen wären, dabei aber gleichzeitig das permanente Risiko superschneller Konter minimiert hätten. Barcelona war damit überfordert.

Was hätten die Bayern getan? Vielleicht folgt die Antwort schon in zwei Wochen. Wenn das Los die Barcelona-Bezwinger der beiden vergangenen Jahre im Halbfinale zusammenführen sollte.

Lesen Sie hier auch den Spielbericht.

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