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Champions League - FC Chelsea London - Girondins Bordeaux

© dpa

Champions League: Chelsea siegt, Ballack spielt, Scolari schimpft

Mit seinem deutschen Star gewinnt der Londoner Klub 4:0 gegen Bordeaux – doch der Trainer hat was auszusetzen.

Von Markus Hesselmann

Um von den Fans bejubelt zu werden, muss Michael Ballack zunächst einmal nicht mehr tun als aufzustehen. Als der deutsche Fußballstar sich am Mittwochabend einige Minuten nach Ende der Halbzeitpause von der Auswechselbank erhebt, um sich warm zu machen, brandet Applaus im Stadion an der Stamford Bridge auf. Im Gegenzug klatscht Ballack den Fans Beifall, während er an der Linie auf- und abläuft. Die Zuschauer beim FC Chelsea freuen sich auf die Rückkehr des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft. Das Umfeld ist ideal für ein Comeback nach Verletzungspause: Am ersten Spieltag der Champions League führt Chelsea zum Zeitpunkt von Ballacks Einwechslung nach einer Stunde 2:0 gegen Girondins Bordeaux. Es sieht so aus, als könnten noch ein paar Tore für die Heimmannschaft fallen. Am Ende gewinnt Chelsea 4:0.

„Ich bin froh, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte Michael Ballack nach dem Spiel. „Die letzten Wochen waren nicht so einfach.“ Drei Wochen war er nach dem Saisonstart wegen einer Fußverletzung ausgefallen. Jetzt ist Ballack wieder fit – und sein Team steht sowohl in der Premier League als auch in der Champions League ganz vorn.

Nur einer war unzufrieden: Chelseas Trainer Luiz Felipe Scolari verblüffte die englischen Reporter mit folgender Analyse: „Wir haben nicht gut gespielt. Wir haben das Spiel nicht kontrolliert.“ Vor allem die vielen Ballverluste seiner Spieler regten Scolari auf. „Die Erwartungen in Chelsea sind immer sehr hoch“, sagte Ballack dazu. „Aber ich glaube, wir können mit dem Ergebnis und unserem Spiel zufrieden sein.“ In einigen Phasen aber habe sein Team den Ball tatsächlich zu oft weggeben, sagte Ballack.

Ballverluste: ein typisch britisches Problem

Viele Ballverluste stören den Brasilianer Scolari bei Chelsea genauso wie den Italiener Fabio Capello als Trainer des englischen Nationalteams. Bedingt sind diese Probleme auch durch den schnellen, typisch britischen Fußballstil. Den Ball zu halten, ihn auch mal für einen Moment vor dem nächsten Abspiel zu sichern, ist auf der Insel nicht üblich. Wenn es nicht möglichst rasch nach vorn geht, reagieren die Fans ungehalten.

Scolaris harte Kritik nach einem 4:0 in der Champions League zeigt aber auch, dass jetzt ein souveräner Trainer an der Stamford Bridge regiert. Scolaris wenig renommierter Vorgänger Avram Grant hätte sich so nicht verhalten. Er musste jedes gute Ergebnis nutzen, um seinen Anteil am vermeintlich neuen, vom Klubeigner Roman Abramowitsch geforderten offensiven Spielstil hervorzuheben und sich so von seinem Vorgänger José Mourinho abzugrenzen.

Trotz aller Kritik Scolaris ergibt sich vor allem eine Frage: Wie stark wird sein Team erst sein, wenn es alle Kräfte verfügbar hat? Wenn Didier Drogba wieder dabei ist und auch Michael Essien nach langwieriger Verletzung? Und wenn Michael Ballack wieder zur Bestform aufläuft. Das wird womöglich nicht lange dauern. Schon am Sonntag geht es an der Stamford Bridge gegen Manchester United – den Klub, gegen den Chelsea zuletzt die Meisterschaft und dann im Elfmeterschießen den Titel in der Champions League verspielte. „Ein Finale auf diese Art zu verlieren ist enttäuschend, das bleibt im Hinterkopf“, sagte Ballack. „Doch es ist auch eine große Motivation.“

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