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Bojan Krkic

© dpa

Champions League: Die letzte Hoffnung

Heute trifft der FC Barcelona auf Manchester United. Alle Hoffnungen ruhen auf den Schultern des erst 17 Jahre alten Bojan Krkic.

Die Pfiffe gellten Frank Rijkaard noch lange in den Ohren. 20 Minuten vor Abpfiff des Spiels gegen Schalke hatte er es gewagt, Bojan Krkic auszuwechseln. Und das Publikum im Camp Nou reagierte wie ein Kleinkind, dem der Trainer die Rassel weggenommen hatte. Da half es auch nichts, dass Rijkaard seinen kleinen Stürmer liebevoll in den Arm nahm. Unter normalen Umständen wäre der Wechsel nicht der Rede wert gewesen, aber normal ist in dieser verkorksten Saison wenig. Vom Kampf um die spanische Meisterschaft hat sich Barça bei elf Punkten Rückstand auf Real Madrid längst verabschiedet. Aber der Gewinn des wichtigsten Titels ist noch möglich. Heute trifft der FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel der Champions League auf Manchester United (20.45 Uhr, Sat 1). Und die Hoffnungen der Fans ruhen mal wieder auf dem Jüngsten, dem gerade 17 Jahre alten Bojan Krkic Perez.

Barca: Depressive Verstimmung?

Das Spiel der Katalanen wirkt in diesen Tagen, als kämpfe das Team mit einer depressiven Verstimmung. Von Selbstzweifeln zernagt, überlässt es seinen Gegnern immer häufiger die Kontrolle. Es hakt an der Schnittstelle zwischen Mittelfeld und Angriff; Solokünstler wie Thierry Henry waren erst mental, nun auch physisch verschnupft, die Torgaranten Lionel Messi und Samuel Eto’o hatten Verletzungen wochenlang außer Gefecht gesetzt. Seinen einstigen Weltstar Ronaldinho gab der Klub zur öffentlichen Demontage und zum Verkauf frei.

Das ist das Panorama, vor dem Bojan Krkic zum großen Hoffnungsträger des FC Barcelona avancierte: Der Sohn einer katalanischen Krankenschwester und eines ehemaligen jugoslawischen Nationalspielers trägt seit acht Jahren das blaurote Trikot. Bojan Krkic senior hatte das Talent seines Sohnes früh erkannt und ihn zur Nachwuchsabteilung des FC Barcelona geschickt. 899 Tore erzielte Bojan junior in diversen Jugendmannschaften, bei der U-17-EM in Luxemburg wurde er Torschützenkönig. Und dass er sich auch vor älteren Spielern nicht zu verstecken braucht, bewies er bei seinem Debüt in der Primera División im September 2007: Gegen Osasuna sprang er über den Ball, legte ihn sich im Lauf auf die Ferse und zielte ins rechte Eck. Der Torschuss scheiterte, aber der Trick war eine geniale Kostprobe seine Könnens.

"Bojan, wir wollen ein Kind von dir"

Bojan ist nicht nur ein extrem schneller Spieler, er hat auch ein außergewöhnliches Gespür für den Raum. Mit Barças charakteristischem Kurzpassspiel, den weit nach vorne verlegten Verteidigungslinien, der von Johan Cruyff etablierten barcelonesischen Spielart des totalen Fußballs, ist er aufgewachsen. Und wer sieht, wie Bojan seine Tore feiert – acht waren es bisher in der Liga und eines in der Champions League –, der versteht, warum die Mädchen „Bojan, wir wollen ein Kind von dir“ kreischen, sobald er zum Training erscheint: Er spreizt beide Arme wie Flügel ab, so dass die Trikotärmel etwas übers Handgelenk rutschen, die grünbraunen Augen blitzen und er zeigt ein entwaffnendes Kleine-Jungs-Lächeln, mit dem sich jeder Bravo-Posterboy-Contest gewinnen ließe. Selbst seine Rückschläge haben Charme: Den ersten Auftritt im Trikot der spanischen Nationalmannschaft musste er sausen lassen, weil ihm vor lauter Aufregung schwindlig wurde. Eigentlich kein Wunder bei den Erwartungen, die der schmächtige Teenager schultern muss.

Da kommt die jüngste Klubkampagne sehr gelegen. „Tots units fem força“ – „Gemeinsam sind wir stark“, tönt es seit Montag aus Radio und Fernsehen. Die Spots sollen den Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans stärken. Sie taugen aber auch als Motivationsmantra für ein schwächelndes Ensemble, das vor zwei Jahren noch das beste der Welt war.

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