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Sport: Champions League: Ein Erfolg über das Hasenfuß-Image

Klaus Toppmöller scheint gelungen, was kein Christoph Daum und erst Recht kein Berti Vogts schafften: den Profis von Bayer Leverkusen Siegermentalität einzuimpfen. Der Trainer versteht es offenbar, die Spieler stark zu reden auch ohne psychologischen Hokuspokus mit Steinadler und Meisterschale wie einst in seinem Frankfurter Lehrjahr.

Klaus Toppmöller scheint gelungen, was kein Christoph Daum und erst Recht kein Berti Vogts schafften: den Profis von Bayer Leverkusen Siegermentalität einzuimpfen. Der Trainer versteht es offenbar, die Spieler stark zu reden auch ohne psychologischen Hokuspokus mit Steinadler und Meisterschale wie einst in seinem Frankfurter Lehrjahr. Also schwor Toppmöller seine Mannschaft auf den Leitspruch ein: "Wir wollen keine Verlierer mehr sein." Hatte Leverkusen doch in dem Ruf gestanden, in großen Spielen und auf internationalem Parkett als eine Ansammlung von Hasenfüßen aufzutreten. Dieses Verlierer-Image sei auch Hauptgegenstand der Mannschaftssitzung vor der Partie gegen den FC Barcelona gewesen. Toppmöller hatte nach eigenem Bekunden von einem "historischen Spiel" und einem "Durchbruch für den Verein" gesprochen und Selbstbewusstsein gefordert.

Mit dem 2:1 gegen den FC Barcelona in der Champions League nach einem 0:1-Rückstand zur Halbzeitpause bestätigten sich die Spieler als Siegertypen. Sie sind nunmehr in allen zwölf Pflichtspielen der Ära Toppmöller ungeschlagen. Nach dem vorangegangenen 1:0 in Lyon steht Bayer Leverkusen mit sechs Punkten an der Tabellenspitze der Gruppe F und an der Schwelle zur Zwischenrunde.

"Die Jungs glauben an sich", sagt Toppmöller. Allein die erste Halbzeit war ein Rückfall in alte Angsthasenzeiten, den sich der Trainer nur mit "zu viel Respekt" und "großer Nervosität" erklären konnte. Die alten Symptome eben. Lässig schoss Luis Enrique das 1:0 und ließ dabei Jens Nowotny wie einen Tölpel aussehen. Als Hans-Jörg Butt nach einer halben Stunde auch noch einen Elfmeter verschoss, fürchtete Toppmöller, "dass die Psyche runterfällt". Der Psychologe war beim Pausentee gefordert. Toppmöller appellierte an "Willen, Kraft und Stärke" seiner Mannschaft und an ihr "Ehrgefühl, nun etwas gutzumachen".

Begleitende taktische Maßnahmen und personelle Korrekturen gaben den Ausschlag zum Besseren. Toppmöller hatte zur allgemeinen Überraschung und zu dessen Unmut auf Yildiray Bastürk verzichtet. Dessen Bitte nach einem Einzelzimmer wegen einer leichten Erkältung hatte dem Trainer die Entscheidung leicht gemacht, bei zwölf Stammspielern einen auf die Bank setzen zu müssen. Zur zweiten Halbzeit warf er alles über den Haufen. Zoltan Sebescen, der Geovanni überhaupt nicht in den Griff bekommen hatte, musste raus, für ihn kam Bastürk. Hinten wurde riskant Mann gegen Mann gespielt, dafür hatte Bayer im Mittelfeld mit Bastürk einen Spieler mehr. Bastürk schoss dann prompt den Ausgleich, Oliver Neuville das Siegtor.

"Leverkusen hatte mehr Herz" - mit diesen Worten umschrieb Barcelonas Trainer Carles Rexach den Grund für den Umschwung. Trotz des Triumphes und aller beschworenen Siegermentalität sieht Klaus Toppmöller noch viel Arbeit. "Ich bin kein Zauberer, der hurra schreit und alles funktioniert." Jetzt muss der Trainer die Mannschaft auf den Alltag vorbereiten, und der heißt am Samstag SC Freiburg. Toppmöller: "Jetzt wäre es einfacher, gegen Real Madrid zu spielen."

Hartmut Scherzer

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