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Champions League: Ein Spiel - und alles ist vorbei

Das Aus in der Champions League ist auch das Ende einer großen Mannschaft - des AC Mailand.

Die Zuschauer hatten ein Gefühl dafür, dass hier etwas Großes zu Ende ging. Die 81 000 Fans im ausverkauften Mailänder San-Siro-Stadion applaudierten am Dienstagabend respektvoll dem Verlierer, der gerade aus der Champions League ausschied. Ebenso gab es aber auch anerkennenden Beifall für den Gewinner FC Arsenal, der eindrucksvoll gezeigt hatte, wie die neue Zeit aussehen wird – die Zeit nach dem AC Mailand, wie man ihn kennt.

Nicht alle hatten dieses Gefühl. Carlo Ancelotti analysierte nachher ausgesprochen sachlich ein einzelnes Fußballspiel. „Wir haben ohne Kontinuität gespielt, und das, weil Arsenal uns daran gehindert hat“, sagte der Trainer des AC Mailand. Auch er hatte zwar gesehen, dass seine Mannschaft gegen einen besseren Gegner ausgeschieden war. Einen, der die überalterte Milan-Mannschaft mit seinem gnadenlosen Forechecking in Grund und Boden gespielt hatte. „Baby-Arsenal“ nannte die „Gazzetta dello Sport“ den FC Arsenal, der mit seinen jungen Spielern in der Schlussphase noch die Kraft besessen hatte, aus seiner Überlegenheit durch die Tore von Cesc Fabregas und Emmanuel Adebayor ein 2:0 zu machen. Ob damit nicht definitiv eine Ära zu Ende ginge, wurde Ancelotti gefragt. „Nein, nicht so lange Berlusconi im Klub das Sagen hat“, erwiderte er mit beneidenswertem Gleichmut und gestand damit eigentlich doch ein, dass mit Hilfe des finanzstarken Silvio Berlusconi ein neues Team aufgebaut werden muss.

Acht Spieler aus der Startelf vom Dienstag sind 30 Jahre oder älter. Paolo Maldini wird in diesem Sommer 40. In seinem 159. Europapokalspiel war der Kapitän wieder Milans bester Spieler. Doch nach dieser Saison beendet das Milan-Denkmal seine Karriere, viermal hat Maldini mit Milan die Champions League gewonnen, zuletzt 2003 und 2007. Einen potenziellen Nachfolger gibt es bereits, er heißt Kaká. Der Weltfußballer hat seinen Vertrag bis 2013 verlängert. Zudem deutete der 18 Jahre alte Stürmer Alexandre Pato auch gegen Arsenal an, dass ihm eine große Karriere zuzutrauen ist. Er scheiterte aber am glänzend parierenden Lehmann-Konkurrenten Manuel Almunia.

Doch neben diesen beiden jungen Spielern braucht Milan weitere, damit die großen Erfolge nicht bald nur noch zur Vergangenheit zählen. Schon beim 0:0 im Hinspiel war zu sehen gewesen, dass Arsenal ein höheres Tempo gehen kann als Milan. Am Dienstag besaß der Cupverteidiger einfach nicht mehr die Kraft, um dagegenzuhalten.

Ancelotti hat die sich aufdrängenden Fragen mit seinem Verweis auf Berlusconi nur unzureichend beantwortet. Der Druck auf ihn ist zuletzt enorm gewachsen. Wenn Ancelotti sich nicht erneut für die Champions League qualifizieren sollte, stünde die von Berlusconi getätigte Jobzusage wieder auf der Kippe. Derzeit rangiert Milan auf dem fünften Tabellenplatz. Ein möglicher Nachfolger für Ancelotti könnte Weltmeistertrainer Marcello Lippi sein, der während des Spiels auf der Tribüne saß. Lippi dementierte. Kurios ist auch, dass der einstige Milan-Star Marco van Basten urplötzlich beschlossen hat, seinen Frieden mit dem italienischen Fiskus zu machen. Für nicht versteuerte Honorare, die er von Milan 1997 erhielt, zahlt er jetzt inklusive Strafen 7,2 Millionen Euro an den italienischen Staat, obwohl er in Holland lebt. Ein Zeichen dafür, dass van Basten bald wieder nach Mailand umzieht?

Vincenzo Delle Donne

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