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© dpa

Champions-League-Endspiel: Das Finale der Träume

Im Endspiel der Champions League treffen mit Manchester United und dem FC Barcelona am Mittwoch große Teams aufeinander – und außergewöhnliche Trainer: Alex Ferguson und Pep Guardiola.

Man muss sich Sir Alex Ferguson, den Sohn eines Werftarbeiters aus dem Glasgower Arbeiterviertel Govan, wohl als einen durch und durch furchtlosen Menschen vorstellen. Vor ein paar Wochen aber hat Ferguson es mit der Angst zu tun bekommen. Der Trainer von Manchester United sah sich den Auftritt des FC Barcelona bei Real Madrid an, und er erlebte eine Hinrichtung. 6:2 gewann Barca, und wer immer dieses Spiel gesehen hat, wird es als einen Triumph der Magie in Erinnerung behalten. Alex Ferguson war erschrocken. „Oh Gott!“, dachte er, „gegen die müssen wir möglicherweise spielen.“

Gott sei dank ist es genauso gekommen. An diesem Mittwoch (20.45 Uhr bei Sat.1) trifft Manchester im Finale der Champions League auf den FC Barcelona. „Wir spielen gegen ein Team mit einer fantastischen Philosophie und einer großartigen Geschichte“, sagt Ferguson. Sein Gegenüber Josep „Pep“ Guardiola hält ManU für „die beste Mannschaft der Welt“. Aber am Mittwoch will er besser sein als die Besten, auch wenn er in der Abwehr eine komplette Viererkette ersetzen muss.

Manchester gegen Barcelona – das ist das Finale der Träume. Und weit mehr als ein Fußballspiel. Es ist der Kampf zweier Prinzipien: Wucht gegen Eleganz. Es ist das Duell der beiden spektakulärsten Offensivspieler des Planeten, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Und es ist der Wettstreit zweier außergewöhnlicher Trainer, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, Alex Ferguson, 67 Jahre alt und mit 35 Jahren Berufserfahrung, gegen Pep Guardiola, 38, der in seiner ersten Saison als Cheftrainer die Champions League gewinnen kann – das gab es noch nie.

„Wir haben ihm vom ersten Tag an vertraut, weil wir gesehen haben, dass alles in die richtige Richtung läuft“, sagt Lionel Messi über Guardiola. Dessen Erfahrung als Trainer war kaum nennenswert, als er vor einem Jahr Barças Profis anvertraut bekam. Guardiola hatte zuvor nur die zweite Mannschaft des Klubs trainiert und sie aus der vierten in die dritte Liga geführt. Doch die anfängliche Skepsis ist längst allgemeiner Begeisterung gewichen. „Er hat nur zehn Monate benötigt, um zu zeigen, dass Intelligenz wichtiger ist als Erfahrung“, hat die Zeitung „Sport“ aus Barcelona über den Berufsanfänger geschrieben.

Für Guardiola ist das Finale das 13. Champions-League-Spiel als Trainer, für Ferguson das 153. „Keine Frage, er hat mehr Erfahrung als ich“, sagt Guardiola. „Aber ich weiß nicht, welchen Einfluss das haben wird. Ich weiß, wie wir gegen Manchester spielen werden.“ Barças Trainer ist ein Perfektionist. Schon als Spieler hat er sich durch besondere Professionalität ausgezeichnet, und schon als Spieler hat er gedacht wie ein Trainer – auch um seine körperlichen Defizite zu kompensieren. Nachdem er 1989 zum ersten Mal für Barças Profis gespielt hatte, sagte der damalige Trainer Johan Cruyff zu ihm: „Du hast langsamer gespielt als meine Großmutter.“ Trotzdem durfte Guardiola bleiben. Weil Cruyff erkannt hatte: „Wer physisch schwach ist, muss intelligent sein.“

Heute führt Guardiola den FC Barcelona ganz im Sinne Cruyffs. Der Holländer ist so etwas wie das ideologische Gewissen des Vereins. Seine Prinzipien gelten immer noch: Kurzpassspiel, Ballbesitz, permanenter Angriff. Während Ferguson das moderne Manchester erst gemacht hat, führt Guardiola eine Tradition fort, die weit vor ihm begründet wurde und die auch ihn überdauern wird. „Nach der Philosophie des Klubs wird irgendwann ein anderer Trainer kommen und das Gleiche machen“, sagt Guardiola.

Alex Ferguson ist wie Guardiola ein Kontrollfreak. Man sagt ihm nach, er kenne jeden Jugendspieler mit Namen. „Als ich hierher kam, hatte ich nichts unter Kontrolle“, sagt Ferguson. „Man kann nichts kontrollieren, wenn man nichts gewonnen hat – nur durch Erfolg bekommt man alles in den Griff.“ 22 Titel hat der Schotte in nun 23 Jahren mit United geholt. Er hat damit den Stolz des Klubs und seiner Fans reanimiert. Ob es wirklich klug sei, das Finale in weißen Trikots zu bestreiten, ist Ferguson am Tag vor dem Endspiel von einem spanischen Journalisten gefragt worden; den letzten Gegner in Weiß habe Barça mit 6:2 erniedrigt. Ferguson lacht. „Oh ja, ich war dabei“, sagt er. „Aber wir sind besser als Madrid.“

Pep Guardiola, Katalane von Geburt und aus Überzeugung, hat 17 Jahre lang das Trikot des FC Barcelona getragen. Er ist in La Masia, der Jugendakademie des Vereins, ausgebildet worden. „Die Art, wie wir spielen, ist kein Zufall“, sagt Barças Mittelfeldspieler Xavi. „Sie ist die Konsequenz, die Pep in der Masia gelernt hat.“ Und trotzdem hat Guardiola seine eigene Note eingebracht. Er führt die Mannschaft mit einer Mischung aus Autorität und Kumpelhaftigkeit, im Zweifel aber beruft er sich auf die Macht seines Amtes. „Der Anführer bin ich“, sagt Pep Guardiola. Der Satz könnte von Alex Ferguson stammen.

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