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Ausgeguckt. Torjäger Robert Lewandowski trifft formvollendet zum 1:0 für die Münchner.

© dpa

Champions League: FC Bayern nach wildem 3:3 bei Ajax Gruppensieger

Nach einem grandiosen Gruppenfinale in Amsterdam mit zwei Platzverweisen und vier Toren in der Schlussphase dürfen die Münchner letztlich durchatmen.

Am Ende floss sogar Blut. Nicolas Tagliaficio, der Außenverteidiger von Ajax Amsterdam, lag auf dem Rasen und wurde von der medizinischen Abteilung am Kopf getackert. Seine Stirn hatte gerade einen bösen Zusammenstoß mit den Stollen unter den Schuhen von Thomas Müller gehabt – was für den Offensivspieler des FC Bayern München eine Rote Karte nach sich zog. Es war bereits die zweite in diesem intensiven Spiel – und der Auftakt einer wilden Schlussphase, in der vier Tore fielen, die Bayern aus einem 1:2 ein 3:2 machten, ehe Tagliafico den Ball in der Nachspielzeit zum 3:3 (0:1)-Endstand über die Linie stocherte. Das Unentschieden reicht den Münchnern zum Gruppensieg in der Champions League. "Wir haben ein sensationell gutes Spiel gesehen, das war Werbung für den Fußball“, sagte Niko Kovac.

Der Münchner Trainer hatte dieselbe Startformation aufgeboten wie am Wochenende beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. Bei den Amsterdamern spielten Torhüter André Onana und Mittelfeldspieler Donny van de Beek, die am Wochenende angeschlagen ausgewechselt werden mussten, von Anfang an; der frühere Schalker Klaas-Jan Huntelaar saß zunächst auf der Bank.

Die Hausherren benötigten einen Sieg, um die Bayern noch von Platz eins in ihrer Gruppe zu verdrängen, entsprechend engagiert gingen sie von Beginn an zu Werke, manchmal allerdings auch ein bisschen übermotiviert und fahrig im Spielaufbau, so dass sich den Münchnern nach Fehlpässen von Ajax oder Ballverlusten im Mittelfeld immer wieder die Gelegenheit zum schnellen Umschalten bot. Zum ersten Mal schon nach wenigen Sekunden, als Serge Gnabry den Ball unbehelligt durchs Mittelfeld treiben konnte. Sein Schussversuch aus gut 20 Metern ging knapp am Tor vorbei.

Es war ein munterer Beginn. Fast im Gegenzug kam auch Ajax zur ersten Chance. Nach einem Doppelpass mit David Neres kam van de Beek zum Abschluss. Er brachte allerdings nicht genügend Wucht hinter den Ball, sodass Bayerns Torhüter Manuel Neuer wenig Mühe hatte. Ähnlich war es bei van de Beeks Kopfball Mitte der ersten Hälfte, der zu unplatziert war, um wirklich gefährlich zu sein.

Thomas Müller sah in seinem Rekordspiel die Rote Karte

Die besseren Chancen hatten in der ersten Halbzeit eindeutig die Bayern, die auch deutlich reifer wirkten, sich vom Eifer der jungen Ajax-Mannschaft lange nicht beirren ließen und defensiv insgesamt sehr stabil waren. Sie warteten geduldig auf Fehler – und die kamen mit einiger Regelmäßigkeit. Es war erneut Gnabry, dem sich nach einer knappen Viertelstunde eine gute Konterchance bot. Diesmal musste Onana bereits eingreifen. Kameruns Nationaltorhüter lenkte den Ball zur Ecke. In deren Folge fiel schließlich das 1:0 für die Gäste. Nach einer missglückten Hereingabe von Joshua Kimmich brachte Gnabry den Ball erneut in den Strafraum, wo Robert Lewandowski sein Team mit seinem siebten Tor im laufenden Wettbewerb in Führung brachte.

Eigentlich hätten die Münchner zur Pause schon höher führen müssen. Nach einer guten halben Stunde liefen sie bei einer weiteren Kontergelegenheit in Überzahl auf das Ajax-Tor zu. Thomas Müller, der sein 105. Champions-League-Spiel bestritt und nun gemeinsam mit Philipp Lahm Deutschlands Rekordspieler in diesem Wettbewerb ist, brachte den Ball in die Mitte, doch Lewandowski schoss aus sechs Metern Torhüter Onana an.

Sechzig Prozent Ballbesitz hatte Ajax zur Pause, auch zu Beginn der zweiten Hälfte war das Team von Trainer Erik ten Hag aktiver – ohne sich zunächst klare Chancen herausspielen zu können. Das änderte sich nach einer guten Stunde, als Neuer bei einem abgefälschten Schuss von Hakem Ziyech erstmals wieder eingreifen musste. Kurz darauf war er machtlos. Nach einer schönen Passfolge über rechts musste Tadic den Ball am zweiten Pfosten nur noch zum 1:1 über die Linie drücken musste.

In der Folge wurde es richtig wild. Erst sah Ajax’ Verteidiger Maximilian Wöber für ein übles Foul mit offener Sohle gegen das Sprunggelenk von Leon Goretzka die Rote Karte; kurz darauf platzierte Thomas Müller seinen Fuß am Kopf von Tagliafico. Erst erzielte Tadic per Foulelfmeter seinen zweiten Treffer zum 2:1, dann glich Lewandowski, ebenfalls mit seinem zweiten Tor und ebenfalls per Elfmeter zum 2:2 aus. Und als die Bayern durch den Schlenzer von Coman zum 3:2 schon wie der Sieger aussahen, stocherte Tagliafico eine Hereingabe von Huntelaar noch zum verdienten 3:3 über die Linie. (Tsp)

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