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© AFP

Champions-League-Finale: Cristiano Ronaldo: Popstar mit Ball

Cristiano Ronaldo ist das Herz von Manchester United. Was dem Portugiesen noch fehlt, ist ein überzeugender Auftritt in einem Finale. Gegen Barcelona und Messi soll ihm dieser gelingen.

Alex Ferguson mimt in der Öffentlichkeit gerne den alten, unnahbaren Knurrer, dem man besser nicht mit der falschen Frage im falschen Moment kommen sollte. Aber es gibt auch eine andere, verborgene Seite. Sir Alex kann in der Tat überaus charmant und sogar lustig sein. Nach dem Gewinn der dritten Meisterschaft in Folge war so ein Moment. Gefragt nach Cristiano Ronaldos Zukunftsplänen, antwortete der jähzornige Mann aus Glasgow nicht mit der üblichen, unwirschen Handbewegung, sondern einem richtigen guten Witz. „Die Spieler haben Cristiano nach Real Madrids 2:6-Niederlage gefragt, ob er ins Bernabéu wechselt, um dort Innenverteidiger zu spielen“, sagte Ferguson vergnügt, um gleich ernsthaft hinzuzufügen, dass er bisher kein Anzeichen bekommen hätte, „dass Cristiano wechseln will“.

Geht er oder bleibt er, das war schon vor dem Champions-League-Finale in Moskau vor einem Jahr die Frage. Nach Portugals EM-Aus sprach der 24-Jährige „von einem Zug, der nur einmal im Leben vorbeikommt“, durfte dann aber doch nicht einsteigen. Ferguson fühlte sich von den Avancen Real Madrids persönlich angegriffen. „Denen würde ich nicht einmal einen Virus verkaufen“, sagte er damals. Mittlerweile bekundet auch der Junge von der Insel Madeira tagtäglich aufs Neue seine Liebe. Sein „Herz und Heim“ sei bei United, Real würde ihn nicht interessieren, dieser Traum sei tot, ließ er sich zitieren. Insidern kommt die Flut der Aussagen ein bisschen spanisch vor, vielleicht übt sich der Weltfußballer des Jahres 2008 ja in verbalem Übersteigern, während der Ball ganz woanders hinläuft? Nein, der Wechsel sei wirklich „auf Eis gelegt“, sagt jemand aus seinem engsten Umfeld.

Ronaldo wird am Mittwochabend in Fergusons ständig rochierenden Angriffsformationen nominell den Mittelstürmer geben. Die ganze Welt fiebert dem ungleichen Duell zwischen dem hochgewachsenen Ronaldo und Dribbelfloh Lionel Messi entgegen. Bei den Katalanen ist man zu dem Thema geteilter Meinung. Während der früher bei United beschäftigte Gerard Piqué denkt, dass Ronaldo „alles“ hat, glaubt Kollege Xavi, dass Messi in anderen Sphären schwebt. „Er ist die Nummer eins, niemand kommt an ihn ran“, sagte der Spanier.

Der kickende Popstar Ronaldo wird sich durch die Spitze zusätzlich motiviert fühlen. Was ihm neben vielen Titeln noch fehlt, ist eine überzeugende Partie in einem Finale. Sein Sponsor Nike würde es sicher gerne sehen, wenn der Portugiese auf dem Platz sein gewaltiges Potenzial abrufen würde, ohne sich groß mit effekthascherischen Hampeleien oder Hackentricks ins Leere aufzuhalten – die Amerikaner haben soeben den Ausrüstervertrag mit ihm verlängert. Die Rekordsumme von 6,7 Millionen Euro im Jahr bekommt Cristiano Ronaldo ab sofort für die richtige Schuhwahl.

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