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Kampf und Krampf: Inters Lucio (l.) versucht mit allen Mitteln, Zlatan Ibrahimovic zu stoppen. Torwart Julio Cesar unterstützt ihn dabei, so gut er kann.

© dpa

Champions League: Inter Mailand ist Bayerns Finalgegner

Der italienische Meister lässt beim 0:1 im Halbfinal-Rückspiel beim FC Barcelona nur ein spätes Gegentor zu. Dabei musste Inter nach einer Roten Karte für Thiago Motta mehr als eine Stunde in Unterzahl agieren.

Mut zur großen Geste kann man dem FC Barcelona nicht absprechen. Umjubelt von Tausenden Fans im rot-blauen Trikot, eskortiert von mehreren Polizeiwagen fuhr der Mannschaftsbus ins Camp Nou, an dessen Eingang ihn bengalisches Feuer in den Vereinsfarben begrüßte. Ganz so, als gelte es ein siegreiches Finale zu feiern – und nicht einer Mannschaft Mut zuzusprechen für das komplizierte Rückspiel im Champions League Halbfinale gegen Inter Mailand. Und fast wäre das Rückspiel tatsächlich zum Triumphzug für die Katalanen geworden. Doch das spät erzielte 1:0 durch Gerard Piqué reichte dem Titelverteidiger nicht. Damit trifft Inter im Finale auf Bayern München.

In einem emotionsgeladenen Spiel gelang dem FC Barcelona letztlich nicht, die 3:1-Niederlage aus dem Hinspiel wettzumachen, und das, obwohl die Mailänder nach einem Platzverweis von Thiago Motta gut eine Stunde in der Unterzahl spielten. Für die „Remontada“, die Aufholjagd, hatte Trainer Pep Guardiola auf die Rasanz von Pedro und die Dribbelkünste von Lionel Messi vertraut und Ex-Inter-Mailand-Spieler Zlatan Ibrahimovic in die Mitte seines Stürmertrios gesetzt. Im Mittelfeld sollten Sergio Busquets, Yaya Toure und Xavi Hernández den Ball laufen lassen. Wie bereits im Hinspiel hatte Inters portugiesischer Coach José Mourinho auf den Sturm aus Diego Milito und Samuel Eto’o gesetzt.

Die Barcelonesen hatten angekündigt, den Ball nicht herzugeben, doch auch wenn der kaum an die Füße der Italiener gelangte, wurde die Spielphilosophie des ewigen Ballbesitzes diesmal nicht von Erfolg gekrönt. Die Katalanen versuchten zwar von der ersten Minute an Druck auszuüben, doch Inter gab ihnen kaum Raum zur Spielentfaltung. Pedros Torschüsse blieben harmlos. Javier Zanetti und Esteban Cambiasso nahmen Messi konstant in die Zange, Thiago Motta verhinderte Dani Alves effektive Flankenläufe und sah für ein Foul Gelb. Es sollte nicht seine einzige unfaire Aktion bleiben. Nach dem er Sergio Busquets angerempelt hatte, musste der Brasilianer nach einer kurzen Diskussion mit dem belgischen Schiedsrichter Frank de Bleeckere vom Platz.

Diesmal kein Wunder in der letzten Minute

In der Überzahl zu sein, wirkte inspirierend, zumindest für Messi, der sich in einem Linksschuss aus vollem Lauf versuchte, aber an einer Glanzparade von Julio César scheiterte. Überhaupt konnte sich Inter Mailand auf eine reaktionsschnelle, kompakte Abwehr verlassen und lauerte ansonsten auf Konter; Wesley Sneijder wurde in seinem Sololauf aber von Piqué gestoppt. Mit einem 0:0 musste Barcelona in die Pause. Ernsthaft an eine erfolgreiche Aufholjagd glaubte da keiner mehr, auch wenn die Sprechchöre der 96 000 im Stadion nicht abrissen. Guardiola hatte Gabriel Milito durch Maxwell ersetzt, schickte später die Jungstar Bojan Krkic und Jeffren für Ibrahimovic und Busquets ins Rennen. Tatsächlich schien die Pause die Katalanen erfrischt zu haben. Der Ball zirkulierte und zuweilen blitzte etwas von der Kombinationsfreude auf, die das Team in der letzten Saison zum weltbesten machte. Bojan versuchte eine Vorlage von Messi ins Tor zu köpfen, scheiterte aber. Schließlich besiegt Piqué Maicon im Zweikampf und donnerte mit dem rechten Fuß den Ball zum 1:0 ins Tor.

Das Stadion tobte. Wie entfesselt rasten die Barcelonesen auf Julio César zu, begleitet vom ohrenbetäubenden Jubel im Camp Nou. Man hoffte auf ein Wunder, wie im letzten Halbfinale, als Andrés Iniesta in der allerletzten Minute den Verein für das Finale qualifiziert hatte. Fast hätte Bojan das Glück perfekt gemacht, doch der Schiedsrichter erkannte zuvor auf Handspiel von Touré. Inter blockte, klärte und versicherte sich so des Einzugs ins Champions-League-Finale.

Gelänge es den Italienern den FC Bayern zu besiegen, wäre das der erste europäische Titel für Inter seit 1965. „Gegen Inter haben wir etwas mehr Chancen als gegen Barcelona“, hatte Münchens Trainer Louis van Gaal nach dem Sieg bei Olympique Lyon gesagt: „Inter Mailand spielt nicht so auf Angriff wie Barcelona.“ Mourinho, einst Kotrainer unter van Gaal, kann sich jedenfalls gleich schon einmal mit dem Innenleben des Santiago-Bernabeu-Stadion vertraut machen. Der Portugiese ist als künftiger Trainer von Real Madrid im Gespräch. Die rasante Schlussphase dürfte die Fans des FC Barcelona etwas über das Verpassen des Finales hinwegtrösten. "Diese Spielergeneration wird unvergesslich bleiben, ganz egal was noch passiert", hatte Pep Guardiola vor dem Spiel betont.

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