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Armin Veh

© ddp

Champions League: Meister ohne Klasse

Anfang vom Ende: Nach dem 0:2 gegen Barcelona befindet sich der VfB Stuttgart auf der Suche nach sich selbst.

Als das ungleiche Duell ein Ende fand, wählten die Verlierer den Weg der zuversichtlichen Betrachtungsweise. Als Erster trat Raphael Schäfer in den Zeugenstand und verbreitete seine optimistisch ausgelegte Sichtweise. Es sei noch alles drin, meinte der Torwart des VfB Stuttgart, dessen Klub in der Bundesliga in schwere Probleme geraten ist und von dem sich mancher gewünscht hatte, man möge die Begegnungen in der Champions League zur Krisenbewältigung nutzen. „Es wird schwer, aber es ist noch nichts verloren“, sagte Schäfer. Das mag stimmen, wenn man gewissenhaft und den Schwaben zugeneigt rechnet. Die noch anstehenden vier Spiele bieten Gelegenheit, alles noch zum Guten zu wenden und die nächste Runde der Champions League zu erreichen. Man müsste wohl nur dreimal gewinnen, was angesichts zweier erlittener Niederlagen wie ein mittleres Wunder erscheint. Vielmehr steht der Ausflug des Deutschen Meisters in die Champions League vor einem baldigen Ende. Was bleibt, ist die Hoffnung, als Dritter der Gruppe E am Ende wenigstens für den Uefa-Cup qualifiziert zu sein.

Wie Schäfer zogen die meisten aus dem Lager der geschlagenen Schwaben an diesem Abend Bilanz, die man mit Zuversicht würzte. Ob das nun sehr realistisch war oder allein dem Umstand geschuldet, dass man mit dem 0:2 gegen die Weltstars des FC Barcelona nicht völlig untergegangen war, konnte keiner sagen. Wie besonders bemühte „Schatzsucher“ machten sich alle im Verein auf die Suche nach Positivem, was dazu taugen könnte, einen Weg aus der gefühlten Depression zu weisen, die die Jubelfeiern nach der erst im Mai errungenen Meisterschaft abgelöst hat.

Nun war es ausgerechnet der Mann mit spanischen Wurzeln im Team des VfB, der dem Befreiungsschlag im Wege stand. Zuerst hatte Mario Gomez ausgesprochenes Pech, als seine Kopfbälle (32.) an der Latte und in den Handschuhen von Barca-Torwart Victor Valdez landeten. Dann nahm der Nationalspieler bei seinem Rettungsversuch (53.) nach dem Kopfball des sträflich freien Ronaldinho Torwart Schäfer die Sicht, was zu einem leichten Patzer des ansonsten starken VfB-Torhüters führte. Der Ball landete bei Carles Puyol und der entschied das Spiel mit einem für eine Künstlertruppe geradezu unwürdigen Abstaubertor.

Mario Gomez ärgerte sich entsprechend. „Wir haben zum x-ten Mal durch eine verdammte Standardsituation ein Tor kassiert. Es kotzt mich langsam an, dass unsere guten Leistungen jedes Mal kaputt gemacht werden, weil wir bei Standardsituationen pennen. Unser starkes Spiel hat leider nichts gebracht, aber Barcelona war von unserer guten Leistung überrascht“, sagte Deutschlands Fußballer des Jahres zum ungleichen Duell.

Vielleicht kann ein Weiterkommen gar nicht mehr das Ziel einer Mannschaft sein, für die, wie ihr Trainer Armin Veh es ausdrückte, „die Bundesliga im Vordergrund steht“. Die Neujustierung der Ziele scheint notwendig, weil allein der nationale Wettbewerb den Stuttgartern derzeit mehr abverlangt als sie leisten können. „Wir haben das Beste raus geholt in der momentanen Situation“, sagte Trainer Veh.

Nach dem 0:1 gab der Meister das Spiel schnell verloren, was dazu führte, dass Barcelona mit halber Kraft agieren konnte. Nach dem 0:2 durch Messi, den besten Akteur der Katalanen, der auch den erschreckend blassen Ronaldinho in den Schatten stellte, gab Veh mit der Einwechslung der kernigen Kämpfernatur Silvio Meißner das unmissverständliche Signal, fortan würde Schadenbegrenzung im Vordergrund stehen. Man wollte nicht mit einem niederschmetternden Debakel vom Platz. Wenigstens dieses Minimalziel wurde erreicht.

Der Stuttgarter Kapitän Fernando Meira richtete den Blick vorsichtig in die Zukunft und hoffte, „dass wir nun mit mehr Selbstvertrauen und Aggressivität in die Spiele gehen“. Und Manager Horst Heldt sah in der Partie gegen meist überlegene Spanier eine wertvolle Erfahrung, „weil die Spieler gesehen haben, mit wie viel Ruhe und Übersicht“ man Fußball spielen könne. Diesmal war nicht mehr als Anschauungsunterricht drin.

„Wir haben derzeit nicht das Glück, das hat man auch bei den Gegentoren gesehen. Wir sind mit dem Spiel aber in der momentanen Situation nicht unzufrieden“, sagte Trainer Armin Veh, der ohne die dauerverletzten Yildiray Bastürk, Thomas Hitzlsperger und Matthieu Delpierre auskommen musste. Deren Fehlen lässt derzeit kaum andere Ansprüche zu. „Die Enttäuschung ist groß, aber wir haben uns nicht aufgegeben“, sagte Veh. Das muss der Klub aus Schwaben nun am Samstag beweisen, in der Bundesliga gegen Hannover.

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