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Die Ruhe in Person: Zinedine Zidane

© AFP

Champions League: Real Madrid: Wider die Moderne

Real Madrid ist die dominante Kraft im Fußball. Das liegt auch an dem Stoiker an der Seitenlinie. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sebastian Stier

Real Madrid ist nicht nur Europas erfolgreichster Fußballklub der Vergangenheit, er bestimmt auch die Gegenwart. Klingt beim ersten Hören nach Selbstverständlichkeit, ist bei näherer Betrachtung aber umso erstaunlicher. Gemessen am eigenen Wesen hat sich der spanische Rekordmeister fast leise an die absolute Spitze zurückgeschlichen. Drei Endspielteilnahmen in den vergangenen vier Jahren sind der Beweis, dass Real die dominante Kraft dieser Tage ist.

Nur geht dieser Mannschaft die elegante, erhabene Weise ihrer Vorgänger etwas ab. Dieses Real prägt keine Epoche oder steht für einen unverkennbaren Stil, wie es der FC Barcelona unter Pep Guardiola tat. Dieses Real wirkt beinahe aus der Zeit gefallen. Es verfolgt keine ausgeklügelte Spielidee, es hat keinen Trainer, der fünf bis acht Mal pro Spiel Taktik und Formation umstellt. Manchmal wirkt es, als würde der Trainer die Dinge einfach laufen lassen. Er vertraut seinen Spielern, glaubt daran, dass sie instinktiv das Richtige tun. So wie im Rückspiel gegen Atletico, als der furiose, entfesselte Stadtrivale ganz früh mit 2:0 führte. Nicht wenige Trainer hätten sofort reagiert.

Zidane sah keinen Anlass dazu. Diese stoische Ruhe wirkt konträr zum aufgeregten Zeitgeist. Nun hat Real am 3. Juni in Cardiff gegen Juventus die Chance, Historisches zu schaffen. Noch nie konnte eine Mannschaft ihren Titel in der Champions League verteidigen. Aber womöglich war bei keiner Mannschaft der Glaube an die eigenen Fähigkeiten derart ausgeprägt wie bei Zidanes Real.

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