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Jetzt nimm schon. Uli Hoeneß musste von den Spielern regelrecht gedrängt werden.

© AFP

Champions League: Uli Hoeneß: Auffällig unauffällig

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hielt sich nach dem Finale gegen Borussia Dortmund und bei der Pokalübergabe zunächst im Hintergrund - doch Bastian Schweinsteiger drückte ihm den Pokal kurzerhand in die Hände.

Es gab viele bemerkenswerte Szenen an diesem Abend im Londoner Wembley-Stadion, vor allem abseits des ausgelassenen Treibens, das die siegestrunkene Mannschaft des FC Bayern München veranstaltete. Die innige Umarmung von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Bastian Schweinsteiger gehörte zum Beispiel dazu, oder jene von Dortmunds Präsident Hans-Joachim Watzke mit Trainer Jürgen Klopp. Auf jeden Fall waren es aber die Tränen von Uli Hoeneß, der früheren personifizierten Abteilung Attacke des Rekordmeisters. Nachdem die Champions-League-Trophäe in der Mannschaft und Betreuerstab mehrmals die Runde gemacht hatte, sollten auch die Verantwortlichen des FC Bayern Hand anlegen dürfen. Alle taten dies gern – lediglich der Präsident lehnte ab.

Uli Hoeneß Versuch Aufmerksamkeit zu vermeiden

Er wollte dies vermutlich in erster Linie deshalb nicht, weil Hoeneß versucht, keine Aufmerksamkeit zu erregen, sich im Hintergrund zu halten, solange gegen ihn wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird. Bastian Schweinsteiger interessierte das nicht, er drückte Hoeneß den Pokal einfach in die Hände. Der Präsident gab nach und reckte schließlich – fast ein bisschen schüchtern – den Henkelpott in die Höhe. Das Bild flimmerte über die große Leinwand im Stadion – und jeder konnte sehen, dass es um die Beherrschung des 61-Jährigen geschehen war.

„Das ist nicht mein Titel, sondern der des FC Bayern. In den letzten Wochen war es für mich nicht einfach, aber die Mannschaft und der Verein haben da unglaublich drübergestanden“, sagte Hoeneß später. Danach musste er nur noch einen peinlichen Moment überstehen. Zu vorgerückter Stunde im großen Ballsaal des Hotels Grosvenor House forderte ihn Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen mit den Worten „Wir wollen den Uli seh’n“ auf, sich auf die Bühne zu begeben. Hoeneß kam dem Wunsch nach, fühlte sich jedoch sichtlich unwohl dabei.

Trotzdem war es – in fast jeder Hinsicht – ein schöner Abend für Hoeneß, für den mit dem neuerlichen Sieg in der Champions League ein sehnlicher Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Angela Merkel reichte ihm vor aller Augen die Hand. Diese Geste ist zwar nicht als Vergebung zu werten, aber die Bundeskanzlerin hatte ein Gespür dafür, dass es in jenem Moment nur um den Sport, um den Erfolg des FC Bayern ging und nicht um die Steuersünden von Hoeneß. Später, bei der Siegerparty im Herzen Londons, war der Bayern-Präsident umringt von Gästen, die ihn aufmunterten, gratulierten oder auf die Schulter klopften. Hoeneß taten die Gesten gut.

Leichtes Aufatmen dank Titel

Er wirkte zum ersten Mal seit Bekanntwerden seiner Steueraffäre Ende April wieder gelöst. Von seinen Kollegen im Aufsichtsrat gab es ebenfalls Unterstützung. VW-Chef Martin Winterkorn verteidigte das Vorgehen des Gremiums, Hoeneß nicht zum Rücktritt gedrängt zu haben. In der „Bild am Sonntag“ sagte er, dass es vor den finalen Wochen falsch gewesen wäre, noch mehr Unruhe in den Verein hereinzutragen. Sollte es neue Erkenntnisse geben, werde das dann besprochen. Klingt ganz danach, dass Hoeneß seine Ämter beim FC Bayern weiter ausüben darf – trotz der massiven Kritik aus der Politik und der Wirtschaft.

Am Sonntagabend war Uli Hoeneß schon wieder deutlich angespannter. Die Niederlage der Bayern-Basketballer im zweiten Meisterschafts-Halbfinalspiel gegen Bamberg erlebte er live in der Münchner Halle – und ohne eine Miene zu verziehen. Nach großen Gefühlen war ihm da schon nicht mehr zumute.

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