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Sport: Chaotisch Union

Trainer Werner Voigt gibt beim Regionalligisten auf

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Werner Voigt brauchte keine Nacht mehr, um das Problem abschließend zu überdenken. Ein paar Stunden nach der peinlichen 0:2-Niederlage am Mittwochabend beim Erzrivalen Tennis Borussia im Berliner Pokalwettbewerb hockte der Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Union mit Präsident Dirk Zingler, dem Sportlichen Leiter Lothar Hamann und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Antonio Hurtado zusammen. Als sich die Männerrunde trennte, hatte Voigt sein Amt zur Verfügung gestellt. Ob sein Entschluss aus freien Stücken herangereift war, wie der Verein am nächsten Tag in einer offiziellen Erklärung glauben machen wollte, oder sanfter Druck als Entscheidungshilfe herhalten musste, bleibt vorerst ungeklärt. Unter dem frischen Eindruck des bitteren Ergebnisses vom Mommsenstadion zierte sich Zingler jedenfalls nicht lange, um Voigts angeblichen Freistellungswunsch zu akzeptieren. Am Sonnabend im letzten Spiel vor der Winterpause beim Wuppertaler SV wird der Sportliche Leiter Lothar Hamann zusammen mit Kotrainer Holger Wortmann die Mannschaft betreuen. Am Dienstag danach gehen die Spieler in ihren Weihnachtsurlaub.

Dirk Zingler kündigte an: „Nach dem Spiel in Wuppertal haben wir etwas Zeit, die sportliche Situation zu analysieren und uns mit der Trainerfrage zu beschäftigen.“ Angesichts von 13,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten und einer Unterdeckung des aktuellen Etats in sechsstelliger Höhe wird der Klub gar nicht umhin- kommen, die Trainerfrage als Billiglösung abzuhandeln. Zumal der Verein auf namhafte Trainer derzeit wenig Reiz ausübt: Union ist in der Regionalliga Vorletzter mit acht Punkten Rückstand zum rettenden 14. Tabellenplatz. Auch der derzeitige Verschleiß an Übungsleitern wirft kein gutes Licht auf den Klub: Innerhalb von neun Monaten hatte Union mit Mirko Votava, Aleksandar Ristic, Frank Wormuth und Voigt vier Trainer auf der Gehaltsliste. Voigt wird dort noch eine Weile bleiben. Er soll – wie vor seinem erst am 27. September 2004 begonnenen Engagement für die Regionalligamannschaft – wieder Unions Amateure trainieren. Der dort beschäftigte Ingo Schneider wurde nur kommissarisch bis Ende des Jahres zum Amateurtrainer bestellt.

Das Stühlerücken bei Union zum Jahreswechsel macht auch vor dem Spielerkader nicht Halt. Zingler hat damit gedroht, das Aufgebot im Winter kräftig durchzulüften. „Wir werden in der Winterpause einen größeren Schnitt machen, als bisher angenommen. Spieler, die keine Leistung bringen, werden ausgetauscht.“ Das erste Opfer des harten Kurses ist der erst vor kurzem verpflichtete Brasilianer Emerson. Der Stürmer wurde zunächst bis Jahresende suspendiert. Er hatte sich nach dem Pokal-Aus bei TeBe noch in der Kabine ein lautstarkes Wortgefecht mit Trainer Voigt geliefert, soll dabei recht ausfallend geworden sein.

Indes: Der 1. FC Union macht sich langsam auch mit dem Gedanken vertraut, von der Zweiten Liga nonstop in die Oberliga durchgereicht zu werden. Pressesprecher Lars Töffling weiß über das Anforderungsprofil an den neuen Trainer: „Wir holen bestimmt keinen Feuerwehrmann, sondern einen, der mit jungen Spielern zweigleisig planen kann.“

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